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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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eigenen Augen sehen - und berühren - kann, möchte ich keine hundertprozentige Aussage machen.«
    »Aber es könnte die Seide sein?« bohrte Cassandra.
    »Möglicherweise. Oder es könnte etwas ganz anderes sein.«
    Gillespie grunzte. »Nicht gerade das, was ich ’ne positive ID nennen würde.«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn ich lüge?«
    »Nein«, protestierten Shane und Gillespie gleichzeitig. »Aber es würde helfen, wenn Sie uns die Echtheit wenigstens als Möglichkeit einräumen könnten«, fügte Shane hinzu.
    »Haben Sie das Original gesehen? Den Stoff im Glaskasten?« fragte Dani Shane.
    »Ja.«
    »Hatte er dieselbe Farbe wie die Seide auf dem Foto?«
    Shane runzelte die Stirn. »So ziemlich, aber in Wirklichkeit ist er viel... die Farbe ist viel leuchtender, würde ich sagen - ein einmaliger Blauton.«
    »Dann deutet alles darauf hin, daß es derselbe Stoff ist, den ich in Lhasa gesehen habe«, sagte Dani.
    Gillespie grinste. »Gute Neuigkeiten.«
    »Wirklich?« hielt Dani dagegen. »Farben verblassen mit der Zeit. Es ist unwahrscheinlich, daß die Seide so alt ist, wie die Mönche behaupten.«
    »Sie sind die Expertin«, warf Gillespie den Ball zurück. »Ob alt oder neu, die Mönche haben das Prachtstück verloren und wollen es wiederhaben.«
    »In der kalten, trockenen Luft der tibetischen Berglandschaft halten sich die Dinge länger«, informierte Shane sie leise, aber deutlich.
    »Ja, aber ...«, begann Dani.
    »Dieses Stück Stoff wurde von Generationen von Mönchen liebevoll gehegt und gepflegt«, fuhr Shane fort. »Es ist das sichtbare Symbol all ihrer Glaubenssätze und Überzeugungen. Den Bergvölkern ist es ebenso heilig wie das Grabtuch von Turin den gläubigen Christen. Buddha selbst trug dieses Tuch als Gewand.«
    »Ich bestreite ja nicht seine Heiligkeit«, entgegnete Dani vorsichtig, »nur sein astronomisches Alter.«
    Shane sah aus, als wollte er widersprechen, doch dann schluckte er es hinunter.
    »Bisher habe ich erst sehr wenig über die Azurkongregation gehört«, sagte Dani in einem Versuch, das Thema zu wechseln.
    »Sie sind weit reservierter, was Publicity betrifft, als der Gelbe Orden des Dalai-Lama«, erläuterte Shane. »Aber die Azurmönche sind nicht weniger bedeutsam, wenn es um die Loyalität des tibetischen Volkes geht.«
    »Diese Kongregation«, fügte Cassandra hinzu, »ist nach dem
    Glauben der Tibeter Hüter der uralten Traditionen des Berg- und Wüstenkönigreichs, das die mittlerweile verfallenen Städte entlang der Seidenstraße errichten ließ. Sie haben einige dieser Stämme aufgesucht, wie ich hörte?«
    »Letzten Sommer«, teilte Dani ihr mit.
    »Sind das religiöse Menschen?«
    »Sehr sogar«, bestätigte die junge Archäologin. »Ihre Religion ist so eng mit ihrem alltäglichen Leben verwoben, daß man ihre Gesellschaft zerstören würde, nähme man ihnen ihren Glauben.«
    »Ganz richtig«, stimmte Shane ihr zu. »Trotzdem haben Sie versucht, den Stoff käuflich zu erwerben.«
    »Nur um ihn zu retten«, erwiderte Dani hitzig. »Und ich wußte nicht, daß er eine heilige Reliquie ist.«
    »Dann hätten Sie sich, zum Teufel noch mal, aus der Sache ...«
    Cassandra räusperte sich vernehmlich. Shane klappte den Mund zu.
    »Das buddhistische Tibet«, belehrte Cassandra sie milde, »ist mehr eine Theokratie denn ein Nationenstaat, wie wir ihn im Westen haben.«
    »Also in den Bergen und auf dem Land regiert ganz gewiß die Religion das Leben der Menschen«, stimmte Dani ihr zu.
    »Die Stadtleute sind etwas vorsichtiger, was die Ausübung ihrer Religion betrifft«, bemerkte Shane. »Sie wollen schließlich überleben. Aber auch sie verstehen sich als strenggläubige Buddhisten.«
    »Reliquien wie diese Seide sind Instrumente des Staates«, sagte Cassandra. »Sie stellen ein Symbol für den Nationalstolz der Tibeter dar und ein Banner, um das sich sowohl politisch engagierte als auch religiöse Tibeter scharen können.«
    »Das ist mir durchaus klar«, sagte Dani. »Denn das ist auch einer der Gründe, warum China den Schmuggel von Kunstschätzen mit dem Tod bestraft.«
    »Außer, die Diebe stammen aus der chinesischen Republik«, schränkte Shane ein. »Die schnappen sich, was sie an buddhistischen Reliquien in die Finger kriegen, und schicken sie nach Peking zur >Aufbewahrung<.« »Wollen Sie damit sagen, daß Feng ein Agent der chinesischen Regierung war?« fragte Dani.
    »Das ist uns in den Sinn gekommen, ja«, meinte Shane. »Ihnen hätte dieser Gedanke ebenfalls

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