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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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Fremd wirkte er, und doch waren ihr seine Stimme und das Gesicht vertraut.
    Frieder war aufgestanden, um den Gast zu empfangen. »Gefreiter te Kamp, ich freue mich, Euch in meinem Haus begrüßen zu dürfen.«
    »Ihr seid Monsieur von der Leyen, nicht wahr?«
    Frieder nickte.
    »Ich habe schon gehört, dass Ihr ab und an in der Stadt seid.« Die beiden Männer maßen einander mit den Blicken, dann lächelte Frieder. »Nehmt Platz. Thea, ein weiteres Gedeck für unseren Gast. Ich war zur Jagd eingeladen, und wir haben heute das Wild verarbeitet.«
    »Es duftet köstlich.« Michel setzte sich.
    »Ihr seid bei den Garde-Kürassieren, ein ehrenvolles Regiment«, sagte Frieder anerkennend.
    »Habt Dank, Monsieur.«
    »Euer Gang verrät, dass Ihr Euch schon habt bewähren müssen.«
    »Ja, Monsieur. Zuletzt in Hochkirch. Dort empfing ich meine Wunde.«
    »Hochkirch?«, fragte Catharina.
    »Dort wurde eine wenig siegreiche Schlacht geschlagen«, erklärte Frieder.
    »Dort bist du verletzt worden«, sagte Catharina fast tonlos.
    »Verwundet, Käthe.« Er senkte den Kopf. »Ein Hieb gegen meinen Schenkel, und nun tauge ich nicht mehr zum Kürassier.« Michels Stimme klang traurig.
    »Berichtet, Gefreiter, was ist Euch widerfahren?«, fragte Frieder.
    »Nun, es war der frühe Morgen des 14. Oktober, im Jahr achtundfünfzig, unweit der Stadt Bautzen. Meine Eskadron machte sich fertig zum Abrücken, als unser Feldlager von den Feinden überrannt wurde«, begann Michel zu erzählen. »Sofort waren wir in den Sätteln und warfen uns den Österreichern entgegen. Seite an Seite ging es ins Gefecht, doch bald schon waren wir vom Feind umzingelt. Ich deckte die linke Flanke meines Rittmeisters, als ihm ein fürchterlicher Hieb hinterrücks die Schulter spaltete. Die Klinge des Pallaschs drang durch ihn hindurch und verletzte mich oberhalb des Knies. Nur wenigen Kameraden gelang der Ausbruch zurück zum Lager, wo der Feind schrecklich wütete. Des Königs Grenadiere deckten den Rückzug und wir wenigen Reiter deren Flanken. So manch feiner Kamerad fiel, bevor wiruns vom Feind lösen konnten. Später dann verband mir ein Feldscher meine Wunde, doch die entzündete sich und nun – Ihr seht ja selbst«, schloss Michel.
    »Doch seid Ihr im Regiment verblieben«, stellte Frieder fest und reichte Michel ein Glas Wein. Michel nahm es dankend entgegen und trank einen großen Schluck.
    »Von unserer Eskadron kehrten nur vier Mann aus Hochkirch zurück«, sagte Michel dann. »Als die Eskadron neu aufgestellt wurde, wollte man auf uns Veteranen nicht verzichten, und so wurde ich dem Gefechtstross zugeteilt. Dort ist mein Platz noch heute.«
    Nach dem Essen überließ Frieder den beiden Geschwistern den Salon. Sie hatten sich viel zu erzählen.
    »O Michel«, sagte Catharina. »Mutter wird sich freuen, zu hören, dass es dir gut geht.«
    Ihr Bruder verzog das Gesicht und senkte den Kopf. »Ich hätte mich melden sollen. Trägt sie es mir noch nach, dass ich weggelaufen bin? Wie ist es euch ergangen? Was machen die Kleinen?«
    »Nein, sie trägt es dir nicht mehr nach.« Catharina schüttelte den Kopf. »Am Anfang war sie erbost und enttäuscht, dann hat sie sich nur noch Sorgen gemacht, wir alle, weil wir nichts von dir hörten. Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet.« Sie holte Luft, blinzelte die Tränen weg. »Ich bin so froh, dass du am Leben bist und wir uns wiedergefunden haben.«
    »Darf ich wieder vorsprechen?«, fragte Michel Frieder beim Abschied.
    »Wenn Euch der Rittmeister freistellt, gerne!« Die beiden Männer schüttelten einander freundschaftlich die Hände.
    In den nächsten Wochen schaffte es Michel hin und wieder,vorbeizuschauen. Meist kam er unangekündigt gegen Abend. Er durfte sich zu Catharina und Frieder in die Stube setzen und an den Mahlzeiten teilnehmen.
    »So gut habe ich lange nicht mehr gegessen«, lobte er und wischte sich den Mund mit der Serviette ab.
    »Das Leben als Soldat, so sagt man, ist hart und schlicht.« Frieder lächelte.
    »Aber es ist anders schlicht, als unsere Gemeindeältesten es sehen.«
    »Seid Ihr noch gläubig?«, fragte Frieder überrascht.
    Michel zuckte mit den Schultern. »Ich habe auf den Schlachtfeldern und bei der Armee mehr Elend gesehen, als Gott zulassen sollte. Dennoch gab es immer wieder Momente, wo ich den Herrn angefleht habe.« Er schüttelte leicht den Kopf, strich sich über den Schnurrbart. »Ich verstehe nun einige Aussagen der Prediger besser. Doch in diesen Zeiten kann

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