Seidenmagd
französische Soldaten heim, die verkleidet durch die Straßen der Stadt liefen und schrill lachten. Als der Hahn krähte, war sie schon wach. Sie fühlte sich schlapp, aber aufstehen und tätig werden war besser als Träume dieser Art.Elisabeth hatte sich inzwischen an die Kammer im Erdgeschoss gewöhnt. Immer noch lag ein leichter Husten auf ihrer Brust, und sie war schnell erschöpft. Dennoch stand sie so manchen Morgen mit auf und half Catharina ein wenig beim Bereiten des Frühmahls. So auch an diesem Morgen Ende März.
»Mach ich das so richtig?«, fragte Elisabeth ihre große Schwester.
»Lass mich mal schauen.« Catharina begutachtete den Brotteig. »Das sieht sehr gut aus. Bestäube den Teig mit ein wenig Mehl, dann lass ihn noch für eine Weile ruhen, bevor du ihn in den Ofen schiebst.«
»Gehst du heute wieder in den Garten?«, wollte Elisabeth wissen.
Catharina schaute aus dem Fenster in den Hof. In den letzten Tagen hatte es viel geregnet, doch jetzt schien es aufzuklaren. Anfang des Monats hatte sie schon die Beete umgegraben, Hühnerdung und Pferdemist in die Erde eingearbeitet, die Sträucher beschnitten und den neuen Kompost angelegt. Bald würde es Zeit für die Aussaat sein. Die ersten Pflanzen trieben schon aus, vielleicht könnte sie heute genügend Guter Heinrich für eine Mahlzeit ernten oder wenigstens jungen Giersch mitbringen.
»Ja, ich denke schon«, sagte Catharina.
»Ich würde gerne mitkommen«, seufzte Elisabeth.
Catharina sah sie nachdenklich an. Ihre Schwester war blass und dünn geworden, ein wenig frische Luft würde ihr sicherlich gut tun. Jedoch war sie immer noch nicht wirklich auf der Höhe, die kleinste Anstrengung trieb ihr den Schweiß auf die Stirn und machte sie atemlos.
»Ich glaube, das ist noch zu früh, Mäuschen. Aber dukönntest die Hühner in den Hof lassen. Vielleicht setzt du dich auch nachher ein wenig in die Sonne und verliest die Bohnen.«
Elisabeth senkte traurig den Kopf, nickte dann aber.
Nachdem Catharina den Haushalt erledigt hatte, nahm sie sich den Korb. Sie zog ihren Mantel und die Stiefel an. Auch wenn der Frühling voranschritt und die Temperaturen stiegen, so war es doch vor den Stadtmauern windig und frisch. Sie hatte Saatgut für Wurzelgemüse mitgenommen, um dies auszusäen. Der Garten der Familie lag am Viehgath hinter dem Niedertor. Catharina musste einmal quer durch die Stadt, die Oberstraße und Niederstraße entlang. Die Hohestraße führte durch das Bruch bis nach Geldern. Jenseits der Stadtmauern und hinter dem Wall waren Parzellen in Gärten unterteilt und an die Bürger verkauft worden. Die großen Gärten mit ihren Obstbäumen und Gemüsebeeten stellten eine zusätzliche Nahrungsquelle für die Besitzer dar.
Nicht nur Catharina hatte sich auf den Weg zu den Wallgärten, die die Stadt umgaben, gemacht. Viele Knechte und Mägde und so manche Hausfrau waren unterwegs.
»Bonjour!« Erfreut grüßte sie Anna ter Meer, die mit ihrer Tochter an der Hand dem Knecht Richtung Niedertor folgte.
»Bonjour, Catharina. Seid Ihr auch unterwegs in den Garten?«
»Ja, es gibt viel zu tun. Nach dem Regen wird sicher schon das Unkraut sprießen.«
»Ich will sehen, ob wir ein wenig Geißbart finden. Die Sprossen schmecken herrlich in einer kräftigen Brühe«, sagte Anna.
»Es tut gut, endlich mal wieder frisches Gemüse zu essen,auch wenn es nur die jungen Triebe des Giersch sind«, meinte Catharina.
Anna nickte, schaute dann ihre junge Freundin bedauernd an. »Müsst Ihr den Garten alleine bewirtschaften?«
Catharina biss sich auf die Lippe. »Wir haben keinen Knecht und keine Magd mehr.«
»Ich weiß«, sagte Anna leise. »Aber die Arbeit ist doch viel zu schwer für Euch alleine.«
Catharina zuckte mit den Schultern. »Was bleibt mir anderes übrig? Wir brauchen das Gemüse und Obst. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. Ich scheue harte Arbeit nicht«, sagte sie fast ein wenig trotzig.
»Das weiß ich.« Anna berührte sie sacht am Arm. Catharina verspürte den Impuls zurückzuweichen, widerstand ihm jedoch. »Aber die Arbeit im Garten ist so hart und anstrengend – wie wollt Ihr das alleine bewältigen?«
»Nun, ich habe im letzten Monat schon die Beete umgegraben und Dung eingearbeitet. Heute werde ich Wurzelgemüse aussäen. Die Beerensträucher und Obstbäume sind beschnitten, da hat mir der Knecht der Lobachs geholfen.«
»Zum Glück.« Anna seufzte. »Wenn Ihr Hilfe braucht, scheut Euch nicht zu fragen. Unser Knecht
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