Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
Vom Netzwerk:
kann Euch auch helfen.«
    »Merci«, murmelte Catharina verlegen. Sie mochte keine mildtätigen Gaben annehmen.
    »Eure Mutter näht doch für die Franzosen, nicht wahr?«, fragte Anna nachdenklich.
    »Ja.«
    »Die zahlen gut, könnt Ihr Euch denn nicht inzwischen wieder eine Magd leisten?«
    Catharina senkte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Tatsächlich hatte sie sich diese Frage auch schon gestellt, aber ihre Mutter gab ihr keine Einsicht in die Finanzen. Esther konnte sich vor Aufträgen kaum retten, dazu kam das Geld, was Henrike verdiente und der Mutter gab.
    Der Familie ging es weitaus besser als vor einem Jahr, und nun kamen die Erträge des Gartens wieder hinzu. Sie hatten einige alte Gemüsesorten gepflanzt, die mehrjährig waren und schon austrieben wie Guter Heinrich oder Meerkohl. Wilde Rüben wuchsen unter den Beerensträuchern, und Giersch verbreitete sich in Windeseile überall.
    »Wie geht es Eurer Schwester?«, unterbrach Anna Catharinas Gedanken.
    »Lisbeth? Ich weiß nicht. Ihr Husten hat nachgelassen, aber sie ist so kraftlos.«
    »Das hört sich an, als hätte ihr Herz Schaden genommen«, sagte Anna leise, sie klang betroffen. »Wie bedauerlich, dass unser Docteur uns vor ein paar Tagen verlassen hat. Er hätte die Kleine untersuchen können.«
    »Das Herz?«, fragte Catharina erschrocken. »Was macht man denn da?«
    »Ich meine, dass Knoblauch und Aufgüsse von Traubensilberkerze helfen, ich schaue aber lieber nachher noch mal in die Bücher.«
    »Danke. Ja, das mache ich auch. Das Buch, das Euer Gemahl mir ausgeliehen hat, ist ein wahrer Schatz. Ich lese jeden Abend darin und habe mir schon viele Notizen gemacht.«
    Sie plauderten noch ein wenig, doch am Niedertor trennten sich ihre Wege.

Kapitel 9
    Der Pfad, der zum Wallgarten der te Kamps führte, war uneben und matschig, die Erde der Beete nass und schwer. Als Catharina nachmittags nach Hause kam, war sie erschöpft und bis auf die Knochen durchgefroren.
    »Mutter ist zu den von der Leyen gerufen worden«, sagte Elisabeth und nahm Catharina den Korb ab. »Oh, Giersch und Spinat, wie lecker. Die Hennen haben auch wieder mehr Eier gelegt, ich habe sie schon reingeholt. Auch die Bohnen habe ich verlesen und in Wasser gelegt.«
    »Du bist wundervoll.« Catharina strich der kleinen Schwester sacht über die Haare.
    Am liebsten hätte sie die verschmutzten Sachen ausgezogen und wäre ins Bett gekrochen, aber vorher musste sie die Mahlzeit bereiten. Mette war schon aus der Schule gekommen und kaute an einem Kanten Brot, der vom Frühmahl übrig geblieben war.
    Ein Bad, dachte Catharina, das wäre toll. Warum eigentlich nicht? Mutter ist unterwegs, die Mädchen können das Brot kneten und backen, Grütze ist noch da, und das frische Gemüse kann ich gleich schnell zubereiten.
    Flugs holte sie drei Eimer Wasser vom Brunnen und gab es in den großen Kessel. Dann zog sie den hölzernen Zuber aus der Abstellkammer neben dem Stall in die Küche.
    »Willst du baden?«, fragte Elisabeth verwundert.
    »Ja!« Catharina klang entschlossener, als sie sich fühlte. Für gewöhnlich badete die Familie am Montag, nachdem die wöchentliche Wäsche gewaschen war.
    »Heute?«
    »Ja!« Catharina musste lachen. Sie holte frische Leinentücheraus der Kammer, schüttete dann das heiße Wasser in den Zuber. »Ihr könnt den Brotteig ansetzen. Mette, du kannst den Rest Grütze auf den Herd stellen und etwas Wasser hinzu gießen. Dann musst du rühren, damit es nicht anbrennt.«
    Sie zog das dreckige Kleid aus, begutachtete es. Der Saum war von Schlamm verkrustet, auf Kniehöhe waren Flecken, und auch die Ärmel waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Für einen Augenblick überlegte sie, ob es reichen würde, das Kleid auszubürsten, nachdem der Schlamm getrocknet war, aber dann entschied sie sich dagegen.
    »Ich werde es waschen müssen«, murmelte sie und stieg vorsichtig in den Holzzuber. Im ersten Moment biss sie die Zähne zusammen, das Wasser war so heiß, dass die Haut brannte. Doch schon nach wenigen Augenblicken hatte sie sich daran gewöhnt und ließ sich zurücksinken. Ihre Muskeln entspannten sich, und das wohlige Gefühl der Wärme breitete sich in ihr aus.
    »Reich mir doch mal die Seife«, bat sie Elisabeth.
    »Hmm, wie das duftet.« Die kleine Schwester gab ihr das gewünschte Stück.
    »Das ist Kamille. Riecht ein wenig wie Honig, findest du nicht?«
    »Wie Sommer«, antwortete Elisabeth verträumt.
    »Ja, auch wie Sommer.«
    Lange konnte Catharina

Weitere Kostenlose Bücher