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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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um die Schultern. Das Schaukeln der Ponte war so ganz anders als das Schwanken der Kutsche, doch sie hatte sich schnell daran gewöhnt. Schnuppernd zog sie die Luft ein, eswar ein fremder Geruch, der vom Wasser ausging, ganz anders als am Ufer, wo es nach Binsen und Schlamm roch.
    »Nun, wie findet Ihr die Überfahrt?« Frieder riss Catharina aus ihren Gedanken. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er neben sie getreten war.
    »Ich hatte etwas Sorge, aber es ist nicht schlimm.«
    »Wir haben Glück mit dem Wetter.« Auch er hatte sich seine Pfeife angezündet. Nachdenklich schaute er auf die Wellen. »Wir werden jetzt zügig weiterreisen bis nach Braunschweig. Dort werden wir vermutlich ein paar Tage verbringen.«
    Catharina wusste nichts zu antworten, war sich auch nicht sicher, ob er überhaupt eine Antwort erwartete. Überhaupt war sie sich immer noch nicht klar darüber, was für eine Rolle sie einnahm. Wenn er mit ihr sprach, dann sehr höflich und fast wie zu seinesgleichen. Doch in den letzten zwei Tagen hatte sie die Stellung der Magd ausgefüllt, ohne beachtet zu werden. Diese Rolle war ihr lieber.
    »Ist die Reise kurzweilig für Euch?«, fragte Frieder sie nun.
    »Kurzweilig?« Erstaunt sah sie ihn an. »Nun ja, ich bin überwältigt von den Eindrücken. Auch bin ich gespannt auf das, was noch kommen mag.«
    »Hoffen wir, dass nicht zu viel kommt«, murmelte Frieder. »Womit habt Ihr Euch in den letzten Tagen beschäftigt?«
    Catharina zog das kleine Buch hervor, das Abraham ihr geliehen hatte. Von der Leyen nahm es in die Hand und schlug es auf.
    »Kräuter- und Heilkunde?« Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Das interessiert mich. Aber eigentlich interessiere ich mich für viele Dinge.«
    »Das sagtet Ihr schon. Nun denn, ich habe auch das eineoder andere Buch und würde es Euch zur Verfügung stellen. Ihr müsst mir nur versprechen, dass Ihr mir anschließend Eure Meinung darüber sagt.«
    Catharina biss sich auf die Lippen.
    »Keine Sorge, ich möchte nicht, dass Ihr die Bücher analysiert, ich möchte nur wissen, was Ihr zu bestimmten Themen denkt.«
    »Von vielen Dingen, mit denen Ihr Euch beschäftigt, habe ich jedoch wenig Ahnung«, sagte sie leise.
    »Deshalb ja gerade. Ihr seid so herrlich erfrischend und unvoreingenommen.« Er nickte ihr zu und ging wieder zur anderen Seite der Ponte.
    Schon bald legten sie an. Die Pferde schienen genauso erleichtert zu sein wie Catharina, als sie wieder festen Boden spürten.
    Nur kurz machten sie am späten Mittag eine Rast und tränkten die Tiere. Erst gegen Abend erreichten sie einen Gasthof. Zwei weitere Kutschen standen vor dem zweistöckigen Haus. An der Seite lag ein großer Stall. Mit Wiehern begrüßten die Pferde ihre Artgenossen.
    Obwohl sie den ganzen Tag nur in der Kutsche gesessen hatte, war Catharina erschöpft. Doch sie sah sich neugierig in dem niedrigen Raum um. An einem lang gestreckten Tisch saßen zwei Postkutscher, in einer Nische fünf oder sechs weitere Reisende. Der Kamin war kalt, doch Dampfschwaden waberten aus der Küche in den Gastraum.
    »Lasst uns dort drüben sitzen«, sagte Frieder von der Leyen und fasste nach Catharinas Arm. Wie selbstverständlich führte er sie zu dem Tisch. Auch Gerald gesellte sich zu ihnen, während Heinrich noch die Pferde versorgte.
    »Werden wir hier nächtigen?« Catharina fuhr mit der Hand über die schrundige Holzplatte des Tisches.
    »Ja. Ich habe schon des Öfteren hier Halt gemacht.« Frieder lehnte sich zurück.
    Die Wirtsfrau brachte ihnen Starkbier und Eintopf. Das Brot, das sie ebenfalls auf den Tisch legte, war nicht mehr frisch, aber Catharina schmeckte es dennoch.
    »Braucht Ihr Zimmer?«, fragte die Wirtin.
    »Ja. Zwei Zimmer und ein Bett für den Kutscher.« Frieder lächelte.
    »Ihr könnt auch mit Eurer Gemahlin ein gemeinsames Zimmer haben. Das Stroh ist sauber, hier gibt es keine Wanzen oder Flöhe.« Sie zwinkerte ihm zu.
    »Zwei Zimmer. Eins mit einem Lager für meinen Diener. Ich danke Euch.«
    Was mochte die Wirtin wohl von ihr denken? fragte Catharina sich, als sie schließlich im Bett lag. Die Zimmer im oberen Stockwerk waren tatsächlich sauber, auch das Laken roch wie frisch gewaschen und ein wenig nach Lavendel.
    Ob sie mich für die Mätresse hält? Catharina kicherte leise. Doch dann fielen ihr die Augen zu, sie hätte nie gedacht, das Stillsitzen so anstrengend sein konnte.
    Das Krähen des Hahns weckte sie früh am nächsten Morgen. Noch war es dunkel, nur ein erstes,

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