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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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darum kümmern.«
    Das Essen war heiß, aber karg.
    »Was ist das?«, fragte Frieder Catharina. »Ihr habt doch Ahnung vom Kochen.«
    Sie lachte auf. »Das soll vermutlich eine Hühnersuppe sein – allerdings ist das Huhn wohl entkommen.«
    »Ist das jetzt schlichtes Essen und Euch damit wohlgefällig?« Amüsiert sah er sie an.
    »Nun ja, schlicht ist es auf jeden Fall. Aber gottgefällig ist es nicht, wenn jemand etwas verkauft, was gar nicht darin ist. Auch Täuschungen dieser Art sind nicht gottgewollt.«
    »Chapeau, gut gekontert«, sagte Frieder anerkennend.
    Die Zimmer waren verdreckt, das Wasser im Krug roch abgestanden. Ihre Strümpfe, so beschloss Catharina, müssten noch einen Tag warten. Vielleicht würde ja das nächste Quartier besser.
    In dieser Nacht schlief sie kaum. Es raschelte und knarrte,sie konnte das Trippeln kleiner Füße auf dem Boden hören und hoffte, dass es nur Mäuse und keine Ratten waren, die nach Futter suchten. Am Morgen gab es weder heißes Wasser noch frisches Brot, doch die Pferde waren ausgeruht. Es hatte sich eingeregnet, stetig fielen die Tropfen, der Weg war schlammig, und sie kamen nur langsam voran.
    Wieder saß Gerald in der Kutsche. Der arme Heinrich hatte keine Wahl, er musste auf den Bock.
    Auch die nächsten Tage verliefen trist und nass. Jeden Abend machten sie an einem Rasthof halt. Mal waren die Poststationen größer, mal waren es nur Absteigen. Nach einigen Tagen störte sich Catharina weder an den Wanzen noch an anderem Ungeziefer. Stoisch sah sie über starrenden Dreck und klamme Laken hinweg – sie hatte keine Wahl. Mit den Tagen verlor sie die Lust, die Landschaft zu betrachten. Meistens sah alles gleich aus. Einmal hörten sie von Räubern, die umherstreiften, aber sie hatten Glück und wurden nicht behelligt.
    Nach zwei Wochen erreichten sie die Leine.
    »Hier müssen wir die Fuhrt durchqueren«, erklärte Frieder. »Aber sorgt Euch nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass Heinrich dies tut.«
    Catharina schaute beklommen aus dem Fenster der Kutsche. War das wirklich sicher? Auch dieser Tag war eher grau und kühl, der Wind blies, und die Kutsche schwankte.
    »Ist es sicher, in der Kutsche zu bleiben?«, fragte sie ängstlich.
    »Ja!«
    Doch sie blieb alleine in der Kutsche zurück. Gerald und auch Frieder halfen Heinrich, die Pferde dazu zu bewegen, das Wasser zu überqueren.

Kapitel 18
    »Was ist das für ein Getöse?« Anna ter Meer setzte sich erschrocken im Bett auf. Der Morgen dämmerte gerade.
    Abraham seufzte, drehte sich auf die Seite und stand auf. Er ging zum Fenster und zog den Vorhang beiseite. »Ich kann nichts sehen, aber es muss etwas vorgefallen sein.«
    Laute Rufe und Gejohle kamen von der Straße. Schnell schlüpfte er in seine Sachen, eilte die Stiege hinunter.
    »Mami?«, rief jammernd Marijke. »Was ist los?« Sie nuschelte verschlafen. Anna stand auf und ging in das Kinderzimmer, das dem Schlafzimmer gegenüber lag. Tröstend nahm sie die Dreijährige in die Arme.
    »Das sind nur die Soldaten.«
    »Kämpfen sie?« Marijke strich sich das Haar aus dem Gesicht. Sie zitterte.
    »Nein, so hört sich das nicht an.« Anna konnte sich noch gut an die Schlacht erinnern, die in dem Jahr, als ihre Tochter geboren wurde, vor den Toren der Stadt ausgetragen worden war. An die bleierne Stille, bevor das Getümmel losging, an das Donnern der Kanonen und das Geschrei der Soldaten. Bis zum frühen Morgen schrien die verwundeten Kämpfer, die auf dem Schlachtfeld lagen. Es war grauenvoll gewesen.
    »Aber was ist dann dort los?« Marijke steckte den Daumen in den Mund.
    »Ich weiß es nicht. Magst du mit mir in die Küche kommen und schauen, ob Elise schon das Frühstück bereitet hat?«
    Marijke nickte. Anna nahm die Bürste von der Truhe neben dem Bett und kämmte ihrer Tochter das strubbelige Haar. Dann zog sie das Kind an. Zusammen gingen sie in das Schlafzimmer der Eltern. Das Zimmer lag zur Straße hin,und hier waren das Geschrei und Gejohle noch deutlicher zu hören.
    Was mag das nur sein? fragte Anna sich und legte die Hand auf den Bauch, der sich schmerzhaft zusammenzog. Ob der Krieg beendet ist? Sie lauschte für einen Augenblick, konnte aber keine Worte ausmachen. Es klang nicht so, als ob die Stadt jubelte.
    Kaum hatte sie sich angezogen und war, zusammen mit ihrer verängstigten Tochter, in die Küche gegangen, kehrte auch schon Abraham zurück.
    »Es ist das Regiment Aquitanien. Sie haben einen Kornett gepackt und, nur in Hemd gekleidet,

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