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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Handyverbindungen überprüfen und auch die Bankbewegungen und brauchen dafür einen Beschluss.«
    »Was meinst du mit: ›Sie ist verschwunden‹?«
    »Sie hat gestern Abend den Bereitschaftsdienst übernommen. Es gab einen Todesfall. Sie hat sich von der Streife ins Präsidium bringen lassen, wollte wohl eine Akte anlegen. Dann hat sie mit der Schwägerin des Toten telefoniert und ist zu ihr gefahren, mit einem unserer Dienstwagen. Gegen eins hat sie die Wohnung der Frau verlassen, und seitdem sind sie und der Wagen nicht auffindbar, weg, wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Ist nicht dein Ernst?«
    Ermter musste an sich halten. Obwohl er Werner Altmann gut kannte und mit ihm befreundet war, fand er manche Verhaltensweisen des Staatsanwalts ermüdend. »Kannst du die Beschlüsse ausstellen?«
    »War sie im Fall dieses Unfallopfers unterwegs? Ich habe seinen Namen vergessen, aber er war heute Morgen in der Pathologie.«
    »Goeken, Peter Goeken. Ja, genau der.«
    »Das ist ja seltsam.«
    »Ja, ist es, und es passt überhaupt nicht zu Sabine. Wir machen uns große Sorgen. Sie ist weg, das Auto auch, keine Nachricht, keine Spur. Wusstest du, dass der Tote eine ellenlange Latte an Strafverfahren hatte? Er war als gewalttätig bekannt.«
    »Tatsächlich? Gestorben ist er aber einsam in seinem Gartenhaus.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Ziemlich. Du kannst ja mit der Rechtsmedizinerin sprechen, es gibt keine Anzeichen von äußerer Gewalt. Und er kann Sabine ja nichts mehr angetan haben.«
    »Aber vielleicht hatte er Feinde.«
    »Die sind jetzt froh, Guido, dass Goeken tot ist. Warum sollte einer seiner Feinde Sabine etwas antun?«
    »Vielleicht hat sie ja doch etwas gefunden?«
    »Über den Todesfall?« Für einen Moment schwieg Altmann. Ermter hielt die Luft an – irgendetwas im Kopf des Polizeichefs zweifelte an der glatten Todesursache.
    »Ach, das glaube ich nicht. Das war ein Aneurysma, schlimme Sache. Aber auf Fremdeinwirkung deutet ja nichts hin. Sabine ist doch mit einem Kollegen liiert, nicht wahr? Gab es da Streit?«
    »Nein, kein Streit.« Ermter hatte jetzt weder die Nerven noch die Zeit, mit dem Staatsanwalt zu diskutieren.
    »Gut. Natürlich bekommst du die Beschlüsse, ich faxe sie gleich. Wie geht es Sigrid?«
    Ermter brauchte einen Moment, um ins Private umzuschalten. »Gut geht es ihr.« Er räusperte sich. »Was macht Gesa?«
    »Bei uns ist alles fabelhaft«, sagte Altmann.
    Vor ein paar Jahren war seine Frau an Krebs gestorben, seitdem hatte er die Tochter allein aufgezogen. Inzwischen war Gesa, die mit Ermters Tochter Julia befreundet war, aus dem Gröbsten heraus.
    »Gesa fühlt sich wohl in Düsseldorf, obwohl sie zuerst lieber in Kiel studiert hätte. So weit wie möglich von mir weg. Jetzt ist sie aber froh, an den Wochenenden nach Hause kommen zu können.«
    »Werner, lass uns die Tage noch mal privat telefonieren. Bitte fax mir die Beschlüsse so schnell wie möglich.«
    Er beendete das Gespräch, legte auf und stopfte sich zwei Gummibärchen in den Mund, ein grünes und ein weißes. Als er mit dem Rauchen aufgehört hatte, hatte ihm sein Arzt empfohlen, Gummibärchen zu lutschen. Es half aber nicht immer gegen die Sucht. Jetzt verschluckte er sich. Die Wasserflasche auf seinem Schreibtisch war leer, und er ging hustend in den Flur.

FÜNF
    Oliver saß im Besprechungszimmer und starrte aus dem Fenster. Er sah nichts, hinter seiner Stirn hämmerte es, und er fühlte sich leer. Sabine hatte ihm erzählt, wie es damals für sie gewesen war, als sie in einem Erdkeller an den Nieper Kuhlen festgehalten worden war. Sie hatte geglaubt, sterben zu müssen, und immer noch verfolgte sie das Geschehen in ihren Träumen.
    Falls ihr etwas zugestoßen ist, dachte er verzweifelt, dann halte ich das nicht aus. Doch je mehr Zeit verstrich, umso unwahrscheinlicher wurde eine harmlose Erklärung für ihr Verschwinden. Er hatte eine Liste geschrieben, alle Leute notiert, mit denen Sabine in den vergangenen Tagen Kontakt gehabt hatte. Bis auf Fischer hatte er alle erreicht, doch niemand hatte etwas von Sabine gehört.
    »Oliver?« Ermter riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Ich weiß einfach nicht weiter«, sagte Oliver gepresst. »Ich habe alles abtelefoniert, doch sie hat sich nirgendwo gemeldet.«
    »Ihr Handy ist seit gestern Nacht nicht mehr benutzt worden«, sagte Volker, der nun auch in das Besprechungszimmer kam. »Es wird also keine Bewegungsdaten geben. Bankbewegungen kann ich auch nur mit einem Beschluss

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