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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Instituts betrat den Hof und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Er hielt Ermter die Packung hin.
    Ermter zögerte nur kurz, griff dann zu. »Danke.«
    Diesmal schmeckte es schon besser, überdeckte den schlechten Geschmack, der ihm wie ein toter Hamster im Mund zu liegen schien.
    »Man gewöhnt sich daran«, murmelte der Mann. »Aber nie so wirklich.«
    Ermter nickte, zog an der Zigarette, spürte den Hustenreiz im Hals und schluckte ihn herunter.
    »Sie müssen gleich auch noch das Brandopfer ansehen, oder?«
    »Ja.«
    »Brandopfer sind immer schrecklich.« Er drückte die Zigarette aus und ging.
    Ja, ich weiß, dachte Ermter, noch dazu, wenn das Opfer eine Kollegin sein könnte. Er zog die Schultern hoch, schmiss die Zigarette in den Ascher und ging wieder in das Gebäude.
    Martina Becker lehnte an der Wand, warf ihm einen kurzen Blick zu, lächelte schwach und gab ihm das Handy zurück.
    »Danke.« Sie holte tief Luft.
    »Wir müssen da durch«, sagte Ermter leise.
    »Ich weiß.«
    Die Brandleiche lag schon auf dem Edelstahltisch, als die beiden den Autopsiesaal wieder betraten. Dr. Papanikolaou nickte ihnen zu. Obwohl sie absolut professionell handelte, meinte Ermter, eine leichte Blässe um ihre Nase zu sehen.
    »Weibliche Leiche, stark verbrannt. Schätzungsweise ein Meter siebzig groß. Gewicht achtunddreißig Kilo.« Sie sah auf. »Das ist das aktuelle Gewicht der Leiche, mindestens fünfzehn Kilo weniger, als die lebende Person hatte.«
    Ermter nickte. Noch hatte er es nicht gewagt, auf den Edelstahltisch zu schauen. Nun hob er den Kopf. Der Anblick war grauenvoll. Die Tote hatte Arme und Beine angewinkelt, in halb gebeugter Stellung. Ermter hatte erst ein einziges Mal eine so sehr verbrannte Leiche gesehen. Im Raum vermischte sich das scharfe Aroma von verbranntem Fleisch mit dem ätzenden Geruch verkokelter Haare.
    »Oh mein Gott«, hauchte Ermter.
    »Die Gliedmaßen sind zum größten Teil verbrannt, das weist auf die enorme Hitze hin. Ebenso ist der Schädel geborsten.« Papanikolaou ging um den Tisch herum, bis zum Kopf. »Das passiert, wenn die Hirnmasse kocht und sich ausdehnt.« Sie räusperte sich. »Die Leiche wurde unter Trümmern gefunden, noch haben wir nicht alles zusammentragen können, und deshalb haben wir auch kein vollständiges Gebiss.« Wieder hielt sie inne. »Ich habe Sabine Thelen Freitagabend gesehen, aber ich könnte sie hiernach nicht identifizieren. Können Sie das?«
    »Lieber Gott.« Ermter ging einen Schritt auf den Tisch zu. Es gab nur Fragmente vom Kopf, an diesem hingen Haarsträhnen. Ansonsten war der Körper fast vollständig verkohlt.
    »Sie hat gelitten, nicht wahr?«
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte Papanikolaou.
    »Aber sie ist ganz verkrampft.«
    »Diese Haltung haben die meisten Brandleichen. Fechterstellung nennt man das. Unter der Hitze ziehen sich die Muskeln zusammen, auch post mortem.« Papanikolaou blickte auf. »Es ist eine weibliche Leiche, das ist am Becken deutlich zu erkennen. Sie hatte längere blonde Haare, davon sind noch ein paar Spuren vorhanden. Sie trug eine Jeans und ein weißes T-Shirt. Reste davon kleben am Rücken. Obwohl die Leiche stark verbrannt ist, sind am Rücken noch Spuren zu finden – dort lag sie auf, und es herrschte Sauerstoffmangel. Marken kann ich aber noch nicht nennen.« Sie senkte den Kopf. »Frau Thelen hatte Freitagabend eine Jeans an. Und eine wetterfeste Jacke. Was sie darunter trug, weiß ich nicht. Die Jacke könnte ihr abgenommen worden sein.«
    Ermter wandte sich um. »Martina?«
    »Nein«, sagte diese. »Wer will so … das … identifizieren können?«
    »Augenscheinlich ist die Leiche nicht zu identifizieren«, sagte die Rechtsmedizinerin wieder knapp in ihr Diktafon. » DNA -Material wird entnommen und weitergeschickt. Die Haut des Opfers ist größtenteils verbrannt. Die Kleidungsreste werden abgetragen und sichergestellt.«
    Routiniert setzte Papanikolaou die Untersuchung fort.
    »Schwanger. Ich fasse es nicht«, sagte Martina, als sie sich eine gute Stunde später draußen an ihren Wagen lehnte.
    »Furchtbar. Die Brandbeschleuniger haben ganze Arbeit geleistet.« Ermter schüttelte sich. »Wie gut kennst du Sabine?«
    Martina zögerte kurz. »Ich weiß nicht, ob Sabine schwanger ist. Oder war. Auch das löst die Frage nicht, ob sie die Tote ist.« Sie sah Ermter an. »Sabine war letzte Woche noch bei Jürgen. Er könnte es wissen. Oder natürlich Oliver.«
    »Oliver hatte einen

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