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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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sobald du mehr weißt«, sagte Sigrid leise.

SIEBEN
    Der BMW der Staatsanwältin stand auf dem Parkplatz vor der Rechtsmedizin. Martina Becker lehnte dagegen, in der Hand einen Becher von Starbucks. Sie nickte Ermter zu.
    »Das wäre ja die Hölle«, sagte sie, »wenn es wirklich Sabine sein sollte.«
    »Hoffen wir, dass es nicht so ist.«
    »Brandopfer sind schwer zu identifizieren.«
    »Brandopfer sind gruselig.« Ermter sehnte sich nach einer weiteren Zigarette, obwohl die andere nicht geschmeckt hatte. »Warst du schon drin?«
    Die Staatsanwältin Martina Becker zu duzen, fiel ihm nicht leicht. Sie wirkte distanziert und schien dies auch wahren zu wollen. Doch seit sie Jürgens Lebensgefährtin war, trafen sie sich auch privat miteinander.
    »Nein, ich habe gewartet.« Martina schien ihm einen unsicheren Blick zuzuwerfen, vielleicht ging es ihr wie ihm. Ermter musste grinsen.
    »Dann mal los«, sagte er. »Warten macht es nicht besser.«
    Ihre Schritte hallten in dem langen Flur des alten Gebäudes.
    »Ich war schon so oft hier«, sagte Martina. »Aber es wird nicht besser mit der Zeit.« Sie atmete durch den Mund, schnaufte.
    »Geht mir ähnlich.«
    »Ah, da sind Sie ja«, begrüßte Maria Papanikolaou die beiden. »Die Brandleiche ist noch nicht da. Deshalb dachte ich, nehmen wir uns erst mal den anderen Toten vor. Den möchte ich gerne unter Zeugen obduzieren, nachdem Altmann die Obduktion ja abgelehnt hatte.«
    »Jetzt gibt es einen richterlichen Beschluss«, sagte Ermter und versuchte, den Geruch zu ignorieren. Die Räume waren gekachelt und wurden immer gründlich gereinigt, doch der Leichengeruch schien in der Luft zu hängen.
    Maria Papanikolaou nickte ihm zu. »Ich habe Goeken schon herbringen lassen.« Sie wies auf den Edelstahltisch. Die Temperatur in dem Untersuchungszimmer war unter zehn Grad. Ermter zog fröstelnd die Schultern hoch, während sie ihr Diktafon einschaltete.
    »Leiche, männlich, einundfünfzig Jahre, guter Ernährungszustand. Eine alte Blinddarmnarbe, eine ältere Narbe am Schienbein, leichte Spuren von Neurodermitis in den Ellenbeugen und Kniekehlen. Stumpfes Trauma am Os occipitale.«
    Dr. Papanikolaou fuhr mit der Beschreibung der Leiche fort, während sie zu obduzieren begann.
    »Das ist ja ein Ding«, sagte Martina Becker zwei Stunden später und füllte Wasser aus dem Spender in den Pappbecher, den sie in einem Zug leerte. Sie wiederholte diesen Vorgang zweimal.
    »Altmann wird es nicht glauben.« Ermter war nicht nach Lächeln zumute. Ihm hatte die Obduktion zugesetzt. Der Gedanke, dass sie nun auch noch bei einer weiteren anwesend sein mussten, baute ihn nicht auf. Auch er trank einen Schluck Wasser. Dann nahm er sein Handy aus der Jackentasche.
    »Hallo, Jürgen.«
    »Guido? Und?«, fragte Fischer unruhig.
    »Als wir ankamen, war die Brandleiche gerade erst geborgen worden und auf dem Weg hierher. Um keine Zeit zu vergeuden, hat Doktor Papanikolaou zuerst Goeken obduziert. Schuss mit einer kleinkalibrigen Waffe durch den Gaumen ins Gehirn. Das Projektil ist schon auf dem Weg zur Spurensicherung.«
    »Also doch ein Mord!«
    »Ja. Gibt es bei euch etwas Neues?« Ermter hoffte auf die erlösenden Worte »Sabine hat sich gemeldet«, aber die kamen nicht.
    »Nein. Immer noch nichts von Sabine.« Fischer räusperte sich, schien aus dem Raum zu gehen. Dann sagte er leise: »Oliver ist hier. Wir können ihn nicht dazu bewegen, nach Hause zu gehen. Er ist völlig aufgelöst, aber so langsam scheinen die Beruhigungsmittel zu wirken. Ich habe eine Klappliege in sein Büro bringen lassen und hoffe, er legt sich gleich hin.«
    »Ja. Schrecklich.« Ermter dachte an die bevorstehende Obduktion. Ihm wurde übel. »Seid ihr weitergekommen, was Goeken angeht?«
    »Nein, nicht wirklich. Wir sortieren noch Aussagen und suchen nach einem Motiv. Es gibt ein paar Ungereimtheiten, aber nichts, was uns weiterbringt.«
    »Wir wissen jetzt, dass es Mord war.« Ermter machte eine Pause. »Nun gut. Martina ist hier, willst du sie sprechen?«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern reichte das Handy weiter. Dann ging er den Gang hinunter. Rechts gab es eine Tür, die in einen kleinen Hof führte.
    Die Sonne schien, und es duftete nach dem frühen Flieder, der wild in einer geschützten Ecke wuchs. Ermter atmete tief durch. Dieser Geruch nach Fäkalien und verwesendem Fleisch war ekelig. Der Leichengeruch, das wusste er, würde noch eine Weile in seiner Nase bleiben.
    »Auch eine?« Ein Mitarbeiter des

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