Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
angeschnittener Marmorkuchen und ein Tablett mit belegten Brötchen. Markus Thewissen und Ayla Schmidt flüsterten miteinander, Guido Ermter stand am Fenster und las in einem Bericht.
Zu Fischers Erstaunen stand Werner Altmann, der Staatsanwalt, neben Ermter. War doch etwas passiert?
»Alle da?«, fragte Ermter und blickte sich um, als Mehmet Yilmaz mit der Kaffeekanne aus der Küche kam. »Nehmt euch Kaffee. Möglicherweise wird dies ein langer Tag.«
Fischer suchte vergebens den Blick seines Chefs. Hatte Guido nicht gesehen, dass Oliver mitgekommen war? Oliver setzte sich, ballte seine Hände zu Fäusten. Wenn es neue Erkenntnisse über die Brandleiche gab, hätte man dies anders einfädeln können und sollen, dachte sich Fischer.
Er setzte sich neben seinen Kollegen und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hast du noch Beruhigungstabletten?«, wisperte er ihm zu.
Oliver nickte.
»Vielleicht wäre dies eine gute Zeit, eine zu schlucken.«
»Weißt du was, was ich nicht weiß?«, fragte Oliver ihn eine Spur zu laut. Alle Blicke richteten sich plötzlich auf sie.
»Oh, Oliver.« Ermter schaute Fischer jetzt fragend an.
Ja, dachte Fischer, das hättest du dir vorher überlegen sollen. Also gab es etwas Neues über Sabine, und anscheinend waren es keine positiven Nachrichten. Jetzt haben wir den Salat, sagte er sich und überlegte, wie er das größte Übel abwenden könnte. Aber es gab keine Möglichkeit, Oliver jetzt noch rauszuziehen.
»Machen wir es kurz«, sagte Ermter, der offensichtlich die Lage richtig einschätzte. »Heute Morgen gegen sieben wurde eine Streife zur Oberschlesienstraße gerufen. Dort gab es eine Prügelei an einer Straßenbahnhaltestelle. Es wurde Verstärkung angefordert und die Schlägerei aufgelöst.« Er räusperte sich, nahm eine Kaffeetasse. »Die Einsatzwagen sind anschließend die Umgebung abgefahren.« Er stockte, sah zu Oliver, dann zu Fischer. »Sie haben den roten Golf gefunden.«
»Was?« Oliver sprang auf. »Und?«
»Ganz ruhig, Oliver. Wir sind dran, aber es ist nur das Auto, das ordnungsgemäß auf einem Parkplatz abgestellt wurde. Mehr haben wir bisher nicht.«
»Oberschlesienstraße? Das ist das Gelände von Thyssen-Krupp. Was hat Sabine dort gemacht?« Oliver sah ihn verwirrt an.
»Das weiß ich nicht. Der Wagen wurde sichergestellt, und alles Weitere leiten wir gerade in die Wege. Das Auto stand auf einem öffentlichen Parkplatz, der von vielen Firmenangehörigen genutzt wird.«
»Von Thyssen?«
»Nicht nur. Es gibt dort auch einige andere Firmen.«
»Das ist das Gewerbegebiet Fichtenhain, oder?« Oliver war aufgestanden. »Ich glaube, ich weiß, wo das ist. Da in der Nähe arbeitet der Bruder von Ina in einer Abdeckerei. Das ist schon fast in Willich.«
»Genau.« Ermter nickte. »Wir schicken gerade eine Hundertschaft hin, es gibt dort eine Vielzahl an Gewerben. Aber es ist Wochenende, vermutlich werden wir kaum jemanden erreichen.«
»Irgendeine Spur von Sabine?«, fragte Oliver leise.
Ermter schüttelte den Kopf.
»Der Wagen ist unterwegs zur Spurensicherung. Sie werden ihn heute noch untersuchen. Wir setzen alles daran, Spuren zu finden, Oliver …«
Doch Oliver hörte die letzten Worte schon nicht mehr. Er war aus dem Raum gestürzt und zum Aufzug gelaufen. Wie besessen hämmerte er auf den Schalter ein.
»Der Fahrstuhl kommt auch nicht schneller, wenn du den Knopf zerstörst.« Fischer fasste die Arme seines Freundes, zog sie nach hinten. »Beruhig dich. Komm, komm, beruhig dich. Wo willst du überhaupt hin?«
»Nach Fichtenhain. Vielleicht ist sie dort irgendwo!«
»Wenn Sabine dort sein sollte, finden die Kollegen sie. Aber ich glaube das nicht.«
Oliver drehte sich um. »Nein? Warum nicht?«
»Das ist ein anonymer Parkplatz. Dort kann man wunderbar einen Wagen unbemerkt abstellen. Vielleicht über Wochen. Dass die Streife den Wagen gefunden hat, war mehr als Zufall, es war Glück. Sabine hat ihn ganz sicher nicht dort abgestellt.«
»Sie ist entführt worden.« Oliver sah Fischer an. »Das glaubst du doch auch?«
Fischer zögerte kurz, dann nickte er. »Ja, das habe ich von Anfang an geglaubt. Sabine ist keine Zicke, sie verschwindet nicht einfach, weil sie sauer ist. Im Gegenteil, sie ficht Kämpfe aus. Einfach so abzuhauen passt nicht zu ihr.«
»Nein, das tut es nicht.« Oliver zog ein Tablettenröhrchen aus der Tasche. »Ich bin wenig hilfreich, wenn ich hier durchdrehe.« Zweifelnd öffnete er das Röhrchen und schüttete eine
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