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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Bademantel und ging nach unten.
    Oliver stand in der Küche, barfuß, nur mit Boxershorts und T-Shirt bekleidet. Er sah sich unsicher um.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte Fischer leise.
    Oliver zuckte zusammen und drehte sich um. »Oh, du bist es. Für einen Moment wusste ich nicht, wo ich bin und was ich hier mache.« Er lächelte schwach. »Aber jetzt ist es mir wieder eingefallen.«
    »Soll ich uns einen Tee machen?«
    Unschlüssig blickte Oliver ihn an, nickte dann. »Vielleicht wäre das nicht schlecht.«
    »Geh doch schon mal ins Wohnzimmer. Auf der Couch liegt eine Decke. Die Stehlampe hat einen Dimmer.« Er nahm den Wasserkocher und füllte ihn. Noch war er sich nicht ganz sicher, wie er mit Oliver umgehen sollte. Aber er wusste, dass er seinen Freund und Kollegen in diesen Stunden nicht allein lassen durfte.
    »Ich habe solche Angst«, sagte Oliver und umklammerte den Becher mit Tee, den Fischer ihm gereicht hatte. Fischer setzte sich auf den Sessel ihm gegenüber.
    »Ich auch. Ich weiß, was Sabine vor ein paar Jahren durchgemacht hat.« Er zögerte für einen Moment. »Ihr hattet euch nicht gestritten, oder?«
    »Nein.« Oliver zog die Nase hoch.
    Fischer nahm die Packung Taschentücher, die auf dem Couchtisch lag, und schob sie zu seinem Kollegen.
    »Nein, wir hatten keinen Streit.« Oliver schnaubte sich die Nase, trank einen Schluck Tee. »Na ja. Nicht wirklich.«
    »Nicht wirklich?« Fischer runzelte die Stirn. »Stört es dich?« Er nahm die Schachtel Zigaretten aus der Bademanteltasche, stand auf und stellte die Terrassentür auf Kipp. »Eigentlich rauche ich hier im Haus nur noch, wenn es draußen stürmt, aber ich denke, ich kann heute einmal eine Ausnahme machen.«
    »Gibst du mir auch eine?«
    Wortlos reichte Fischer ihm die Schachtel und das Feuerzeug. Oliver inhalierte tief.
    »Ihr hattet Streit?«, fragte Fischer sanft.
    »Hm?« Sein Kollege schaute auf, zog dann die Augenbrauen zusammen und senkte den Blick wieder. »Tja, eigentlich keinen wirklichen Streit. Jedenfalls nicht mit Tassen und Tellern schmeißen, sich anbrüllen und Türen zuschmeißen. Wir hatten einen Konflikt.« Wieder zog er an seiner Zigarette.
    »Worum ging es?«
    »Ach, um Nichtigkeiten eigentlich.« Er drückte die Zigarette aus, nahm die Teetasse, umklammerte sie mit beiden Händen und lehnte sich zurück. Er schwieg, doch Fischer ahnte, dass es in ihm arbeitete, und ließ Oliver die Zeit, die er brauchte.
    »Du kennst meine Wohnung. Es ist eigentlich keine Wohnung, nur ein Appartement. In Sabines Wohnung ist mehr Platz, es ist auch gemütlicher. Aber es ist halt ihre Wohnung, und es stehen immer noch Sachen von …«, er stockte kurz, »Martin dort. Das ist zwar weniger geworden in den letzten Monaten, doch ich bin dort nur Gast. Schwierig ist es auch, wenn ich Finn habe.«
    »Ist Finn ein Problem?«
    »Nein, sie mag meinen Sohn. Die beiden verstehen sich gut. Wir haben dort ein Reisebett und Sachen für ihn, aber in dem Haus wohnen sonst nur alte Leute. Ein Kleinkind macht Lärm, und wenn in der Dachgeschosswohnung mit einem Bobbycar gefahren wird, stößt das nicht unbedingt auf Gegenliebe bei den Nachbarn.«
    »Das verstehe ich. Aber was stört es euch, wenn die Nachbarn genervt sind?«
    Oliver vergrub den Kopf in seinen Händen. »Nein, nein, so war das gar nicht. Sabine wollte keinen Streit mit den Nachbarn. Also bin ich an den Wochenenden mit Finn hin und wieder in meiner Wohnung geblieben, und sie ist dann zu mir gekommen. Doch dort ist es zu eng. Da gibt es kaum Platz, keinen Rückzugsort. Sie mag Finn, aber er ist nicht ihr Kind, und Erziehung – na, das ist so eine Sache. Mal war sie strenger als ich, mal war ich ihr zu streng. Es ist einfach schwierig. Und die Reibereien …«
    »Sind nervenaufreibend, ich weiß«, sagte Fischer. »Gab es in den letzten Tagen denn besonderen Stress?«
    Oliver schüttelte den Kopf. »Wir überlegen die ganze Zeit, wie wir die Situation ändern. Sabine hat euch immer als Beispiel angeführt – ihr habt neu angefangen zusammen. Ein neues Haus, neue Umgebung, ihr habt das Alte hinter euch gelassen und genug Platz auch für deinen Sohn.«
    »Na ja, geplant war das nicht so. Als wir das Haus gemietet haben, stand nicht zur Debatte, dass Flo zu uns zieht, und ohne Frage belastet seine Anwesenheit auch unsere Beziehung, auch wenn wir genügend Platz haben.«
    »Wirklich?« Oliver sah erstaunt auf.
    »Ja, natürlich. Martina hat keine Kinder. Es gab eine Zeit in ihrem Leben,

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