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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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da hat sie sich welche gewünscht, aber der Wunsch ist nie in Erfüllung gegangen. Und plötzlich ein fast erwachsenes, aber dennoch schwieriges ›Kind‹ zu bekommen ist anstrengend. So hat sie sich das nicht vorgestellt mit mir.« Fischer fuhr sich mit der Hand über die Haare. »Sag mal …« Er wusste nicht, wie er fragen sollte, kaute auf seiner Lippe. »Wolltet ihr eigene Kinder?«
    »Darüber haben wir gesprochen. Sabine hatte Angst.«
    »Angst?«
    »Ja, ihr erstes Kind hat sie doch damals verloren, als sie … als sie …« Oliver schluckte trocken. »Gib mir noch eine Zigarette, bitte«, sagte er fast lautlos.
    »Ich erinnere mich.« Fischer gab ihm die Schachtel und nahm sich selbst auch noch eine Zigarette. »War … ist … ist Sabine schwanger?«
    »Schwanger?« Oliver fuhr hoch. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weiß auch nicht … war nur so ein Gedanke.«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    Fischer lehnte sich erleichtert zurück. »Hätte ja sein können«, murmelte er.
    »Nein, wir wollten erst zusammenziehen. Eigentlich wollte Sabine das schon längst, aber mir hat es so ganz gut gefallen. Die meiste Zeit war ich bei ihr, aber wenn ich mal eine Auszeit brauchte, konnte ich in meine Wohnung gehen.« Er räusperte sich, wischte sich dann über die Augen. »Das war egoistisch. Ich bin so ein Idiot. Wenn sie heute Nacht hier auftauchen würde – ich würde sofort mit ihr auf Wohnungssuche gehen.«
    »Ich bin mir sicher, dass wir Sabine finden.«
    »Wo ist sie? Warum meldet sie sich nicht? Ja, sie war unzufrieden. Sie war angenervt, weil ich dieses Wochenende … Oh Gott, es ist ja schon Samstag … Verdammt!« Oliver stand auf, tastete über seine Hüfte, stellte fest, dass er nur Unterwäsche anhatte. »Mein Handy … wo ist mein Handy? Dies ist mein Vater-Wochenende, ich sollte Finn nehmen. Ina wird mir den Kopf abreißen. Sie ist sowieso nur sauer auf mich.«
    »Wieso?«
    »Weil ich jetzt mit Sabine zusammen bin. Und weil ich nicht regelmäßig Finn nehmen kann. Geht eben nicht, wegen der Dienste. Wir streiten andauernd. Sie hat sogar Sabine belästigt.«
    »Setz dich wieder, Oliver. Wir haben schon Sonntag, und Volker hat mit deiner Ex gesprochen und es ihr erklärt.«
    »Wann?«
    »Gestern. Sie war im Präsidium.«
    »Und?«
    »Und was? Erfreut war sie nicht, aber was sollte sie machen, du warst im Krankenhaus. Es reicht, wenn du dich morgen bei ihr meldest, keine Panik.«
    Oliver setzte sich wieder. Fischer schenkte beiden noch einmal Tee nach. Sie schwiegen und hingen ihren Gedanken nach. Etwas hatte Oliver gesagt, das wichtig war, doch Fischer konnte es nicht greifen.
    »Sabine war in den letzten Wochen so unausgeglichen«, murmelte Oliver. »Vorher war sie oft fröhlich, heiter, entspannt. Das war plötzlich weg, und ich weiß nicht, warum. Sie hatte das Thema mit der Wohnung aufgebracht, und ich dachte, es wäre deshalb. Weil ich mich nicht dazu entschließen konnte. Noch nicht, nicht jetzt. Aber … wenn ich darüber nachdenke: Ina war genauso launisch. Damals. Zu der Zeit, als sie mit Finn schwanger war.« Er sah Fischer an. »Meinst du, sie ist schwanger?«
    Oh mein Gott, dachte Fischer entsetzt und versuchte, seinem Gesicht einen gleichgültigen Ausdruck zu geben, oh lieber Gott, nein.

NEUN
    Am nächsten Tag regnete es. Schweigend fuhren Fischer und Oliver zum Polizeipräsidium. Jürgen hatte seinen Kollegen überreden wollen, nicht mitzufahren, doch Oliver ließ sich nicht abhalten.
    Im Foyer des Präsidiums herrschte gähnende Leere. Fischer nickte dem Kollegen zu, der müde seine Kaffeetasse zum Gruß hob.
    »Wie war die Nacht?«, fragte Fischer.
    »Erstaunlich ruhig.«
    Oliver war schon zum Aufzug vorgegangen. Er trat von einem Bein auf das andere, knetete die Hände.
    »Immer mit der Ruhe«, versuchte Fischer, ihn zu mäßigen. »Wenn es neue Erkenntnisse gäbe, hätten wir schon davon gehört.«
    »Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl.«
    »Du hast zu wenig geschlafen«, sagte Fischer. Ich auch, dachte er, sprach es aber nicht aus. »Das und die vier Tassen Kaffee machen dich nervös.«
    »Nein, nein. Ich weiß, dass ich heute etwas Schreckliches erfahren werde.«
    »Das wollen wir mal nicht hoffen«, murmelte Jürgen.
    In der vierten Etage ging es lebhafter zu als im Foyer. Jemand kochte Kaffee in der kleinen Küche, sie hörten murmelnde Stimmen, die aus dem Besprechungszimmer kamen.
    »Morgen!« Fischer betrat den Raum und schaute sich um. Auf dem Resopaltisch standen ein

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