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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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freundlich.
    »Müssen Sie mir dann nicht diesen Quatsch sagen? Dass ich nicht aussagen muss, und alles was ich sage, darf gegen mich verwendet werden?«
    »Wir sind nicht in Amerika, und dies ist kein Krimi, Frau Goeken.«
    Claudia Simons lächelte.
    »Was ist mit einem Anwalt? Habe ich nicht das Recht auf einen Anwalt?«
    Ermter nickte geduldig. »Doch, Sie dürfen einen Anwalt hinzuziehen, wenn Sie das für nötig halten. Eigentlich wollten wir Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Brauchen Sie einen Anwalt?«
    »Das weiß ich doch nicht«, fauchte sie. »Ich war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt.«
    Ermter zog sich einen Stuhl an den Tisch und setzte sich. Er drückte auf die Taste des Aufnahmegeräts. »Ich werde das Gespräch aufzeichnen, Frau Goeken. Sie sagen, Sie waren noch nie mit dem Gesetz in Konflikt. Wir haben aber den dringenden Verdacht, dass Sie für die Mafia gearbeitet haben.«
    »Ich muss aufs Klo!«
    »Folgen Sie mir bitte.« Uta hatte in der Türöffnung gewartet.
    Goeken schnaubte. »Und dann möchte ich meinen Anwalt anrufen!« Sie folgte Uta in den Flur.
    Ermter stöhnte auf. »Okay, sie hat das Recht dazu. Nun wird es noch schwieriger.«
    »Warum?«, fragte Claudia.
    »Weil wir jetzt erst auf den Anwalt warten müssen, bevor wir mit der Befragung fortfahren können.«
    »Aber ist das nicht schon ein Eingeständnis ihrer Schuld, wenn sie nach einem Anwalt verlangt?«
    »Nicht zwingend. Es gibt Menschen, die machen das aus Prinzip. Sie ziehen immer jemanden zurate, um bloß nichts falsch zu machen. Die amerikanischen Filme haben die Leute verdorben, sie meinen, die Polizei wolle ihnen immer etwas unterschieben. Und in diesem Fall ist es ja so, dass Goeken auf jeden Fall das Gesetz gebrochen hat. Es ist nur die Frage, ob sie auch mit den Mordfällen zu tun hat.«
    »Was glauben Sie denn?«, fragte Claudia. Die anderen Kollegen duzte sie, bei Ermter schien sie sich nicht zu trauen.
    Ermter lächelte. »Das ist keine Frage des Glaubens. Sie hat Dreck am Stecken, daran zweifle ich nicht. Aber ich weiß nicht, wie tief sie drinsteckt.«
    * * *
    Ina Scheelen bog tatsächlich in die Blumentalstraße ein. Oliver schaffte es gerade noch, bei derselben Ampelphase über die Kreuzung zu kommen.
    »Das war tieforange«, sagte Fischer. »Denk daran, dass wir nicht im Dienst sind.«
    »Jaja«, murmelte Oliver. »Ich will nur wissen, wo sie hinfährt. Irgendetwas an ihrem Verhalten hat mich stutzig gemacht. Hast du das nicht auch gesehen, gehört? Sie war nervös, hektisch und wirkte … seltsam.«
    Fischer dachte nach. »Schuldbewusst.«
    »Ja, genau.«
    »Aber vielleicht nur deshalb, weil sie weiß, dass sie dir Unrecht antut. Die Art und Weise, wie sie mit dir umspringt und wie sie Finn instrumentalisiert. Und vielleicht auch wegen ihres Bruders. Sie weiß ja, dass wir ihn in Gewahrsam haben. Möglicherweise hat er etwas ausgefressen, und sie weiß davon.«
    Oliver antwortete nicht. Ina setzte den Blinker und fuhr wieder auf die linke Abbiegespur.
    »Verdammt«, murmelte Oliver. »Wenn ich mich jetzt hinter sie setze, bemerkt sie mich.«
    »Fahr rechts und dreh.«
    »Vielleicht verlieren wir sie dann.« Oliver tat jedoch, wie Fischer ihm geheißen hatte. Er bog in den Wilmendyk ein und drehte sofort, schnitt einen Radfahrer, der laut schimpfte.
    »Sorry.« Oliver hob entschuldigend die Hand. Er beugte sich vor, lehnte sich beinahe über das Lenkrad. »Sie biegt wieder links ab.«
    »In die Inrather Straße? Da wird sie aber nicht weit kommen. Die ist ab dem Girmesdyk wegen einer Großbaustelle gesperrt.«
    »Stimmt. Was will sie da bloß?«
    Die Ampel sprang auf Grün, und sie fuhren geradeaus, mussten an der nächsten Ampel aber wieder warten. Endlich konnten auch sie auf die Inrather Straße abbiegen.
    »Dort vorne parkt ihr Wagen«, sagte Fischer. Sie schauten sich um, aber von Ina war nichts zu sehen.
    Oliver fuhr auf den Parkplatz der Paulusgemeinde. Sie stiegen aus und gingen zu dem Smart.
    Finn saß im Wagen und spielte mit seinem DS . Das Fenster war heruntergekurbelt.
    »Hallo, mein Held.« Oliver beugte sich zu ihm vor.
    »Papa? Was machst du denn hier?« Finn strahlte.
    »Wo ist Mama?«
    »Sie hat gesagt, sie muss noch etwas erledigen.« Finn zeigte auf den Hochbunker, der mit seiner Hässlichkeit das Straßenbild prägte. »Da ist sie rein. Mit dem Korb.«
    »Mit Lebensmitteln?«
    Finn nickte.
    »Was zum Teufel …?« Fischer unterbrach sich. Dann schaute er die Straße entlang. »Dort hinten

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