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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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imstande sein würde, sein Essen unbeschwert zu genießen.
     
    Nach einer erholsamen Nacht in einem anderen Motel fuhr Reeve wieder nach San Diego. Das Gesicht prickelte ihm noch immer von dem Tag am Strand. Stadteinwärts herrschte starker Verkehr. Es war der Anfang einer neuen Arbeitswoche. Schließlich erreichte Reeve die Uferpromenade, fuhr in die erste Parklücke, die er fand, und machte sich zu Fuß auf den Weg.
    Sein Ziel war das Gaslamp Quarter. Dort angekommen, sprach er den ersten Bettler an, der halbwegs ansprechbar aussah, und legte ihm seinen Plan vor. Der Bettler handelte ihn vom Preis eines Drinks auf den Preis eines Essens und eines Drinks hoch, aber Reeve meinte, sich das noch leisten zu können. Der Bettler begleitete ihn die Fifth Avenue rauf und dann in westlicher Richtung zum CWC-Gebäude. Reeve händigte ihm das Päckchen aus.
    Es war eine ziemlich primitive Angelegenheit: lediglich eine mit Tesafilm zugeklebte Plastiktüte, auf der in Filzstift-Blockbuchstaben »MR. KOSIGIN: PERSÖNLICH UND VERTRAULICH« stand.
    »So, ich behalt Sie im Auge, also tun Sie genau das, was ich Ihnen gesagt habe«, schärfte er seinem Boten ein. Dann ging er auf die andere Straßenseite, zur Ecke neben dem Coffeeshop. Er konnte Cantona sehen, wie er drinnen einen Doughnut in seine Tasse tunkte. Doch Cantona konnte ihn nicht sehen, und dabei sollte es auch bleiben. Reeve hielt die Augen offen für den Fall, dass Dulwater oder sonst jemand sich blicken ließ, aber Dulwater hatte wahrscheinlich noch alle Hände voll damit zu tun, seine eigenen Probleme auf die Reihe zu bekommen. Es war ein Risiko, den Coffeeshop als Beobachtungspunkt zu benutzen. Schließlich wusste Dulwater, dass Reeve sich selbst schon dort postiert hatte, und er wusste auch, wie Cantona aussah. Aber Reeve schätzte das als kalkulierbares Risiko ein. Mittlerweile war der Bettler im CWC-Gebäude verschwunden.
    Reeve wartete ein paar Minuten, dann wechselte er seinen Standort und ließ wieder ein paar Minuten verstreichen. Niemand verließ das CWC-Gebäude. Wie er erwartet hatte, kam schließlich ein unmarkiertes Polizeiauto mit quietschenden Reifen vor dem Eingang zum Stehen. McCluskey stieg aus, und noch während er die Außentreppe hinaufstieg, kam ihm Kosigin höchstpersönlich entgegen.
    Es war das erste Mal, dass Reeve Kosigin, den er nur von Allerdyce’ Fotos her kannte, leibhaftig sah. Er war ein kleiner, schmächtiger Mann, der sich in seinem Anzug wie ein Fuzzi in einem Werbespot ausnahm. Aus dieser Entfernung sah er ungefähr so gefährlich wie ein Hamburger aus. Aber andererseits war sich Reeve – nach dem, was er in letzter Zeit erfahren hatte – nicht mehr so sicher, wie ungefährlich ein Hamburger tatsächlich war.
    Kosigin führte McCluskey in das Gebäude hinein. Der Polizist hatte ein müdes, bleiches Gesicht. Er hatte ein paar sehr lange Tage hinter sich. Reeve fragte sich, ob der Detective in letzter Zeit überhaupt zum Schlafen gekommen war. Er hoffte, nicht. Er wusste, dass der Bettler noch drinnen war, wahrscheinlich mit je einem Security-Mann links und rechts. Sie würden ihm Fragen stellen. Sie würden ihm vielleicht sein Geld abnehmen; oder zumindest drohen, es zu tun, wenn er keine glaubwürdige Beschreibung seines Auftraggebers lieferte.
    Reeves Handy klingelte. Er hielt es sich ans Ohr. Cantonas Stimme war, nicht weiter verwunderlich, klar und deutlich zu hören.
    »Hey«, sagte er, »Ihr Mann ist gerade aus dem Gebäude herausgekommen. Aber nur ein paar Stufen die Treppe runter, da ist ihm dieser Scheiß-Detective entgegengekommen. Jetzt sind sie beide wieder drinnen.«
    Reeve lächelte. Cantona tat seinen Job. »Danke«, sagte er. »Halten Sie weiter die Augen auf.«
    »Klar. Und hey, kann ich auch Mittagspause machen?«
    »Was denn? Nach dem Doughnut, den Sie gerade verdrückt haben?«
    Es trat eine Pause ein. Als Cantona wieder sprach, klang er amüsiert. »Sie Mistkerl, wo stecken Sie denn?«
    »Bin schon nicht mehr da.« Reeve steckte das Handy wieder ein und machte sich auf den Weg in das Einkaufsviertel.
    Als Erstes ließ er sich die Haare schneiden. Dann kaufte er sich ein paar sehr schlichte Klamotten – so schlicht, dass er in ihnen praktisch unsichtbar wurde. Der Friseur hatte ihn außerdem auch noch rasiert. Hätte er nicht Angst um sein Leben haben müssen, hätte sich Reeve toll gefühlt. Er fand ein hübsches Restaurant an der Ecke des Gaslamp Quarter und lunchte inmitten von Geschäftsleuten. Er saß

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