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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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Wrestler! Daher kenne ich Sie!«
    Wycza schaute sie an, als könnte er es nicht fassen. »Sind Sie ein Fan?«
    »Ich bin mit einem Typ ein paarmal hingegangen«, sagte sie. »Hat mir irgendwie gut gefallen.«
    Im Flüsterton sagte er: »Das ist alles getürkt, wissen Sie. In Wirklichkeit lasse ich mich von diesen Clowns nicht zu Klump schlagen.«
    »Ich weiß! Das ist ja das Tolle daran! Ich sehe Sie an, undmir ist klar, dass Sie diese Typen wie Pistazien knacken könnten, dabei spielen Sie nur herum. Moment. Strongarm! Sie sind Jack Strongarm.«
    »Miss Braselle«, sagte Wycza, »Sie sehen mich zu Ihren Füßen.«
    »Na, das ist doch mal was anderes«, sagte sie, schüttelte den Kopf und sah dabei Wycza lachend an. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Und mich erst! Ehrlich!«
    Sie wandte sich an Parker. »Du wolltest mir zeigen, was ich machen soll. Oder soll ich zuerst meinen Rucksack wegschaffen? Welches ist mein Zimmer? Wozu ist der Rollstuhl da?«
    »Da wirst du drin sitzen«, sagte Parker.
    »Tu ich doch schon.«
    »Jeden Abend, ab morgen, wenn wir dir die richtigen Klamotten besorgt haben, wird dich Mike in seiner Chauffeursuniform in dem Rollstuhl schieben, und du wirst die tapfere, aber gebrochene Debütantin spielen. Du wirst sechs Stunden auf dem Schiff sein, von Albany nach Albany. Du wirst ein bisschen spielen, du wirst dich ein bisschen umsehen, und du wirst hin und wieder ein tapferes kleines Lächeln aufsetzen.«
    »Mann, ich ekle mich vor mir selber«, sagte sie. »Wozu soll ich dieses arme kleine reiche Mädchen spielen?«
    Parker zog die Box mit der weißen Plastikschüssel darin unter dem Sitz hervor. »Siehst du das?«
    »Ah«, sagte sie. »Sag nichts, lass mich raten.«
    »Das ist ein Rollstuhl für Leute, die auf keinen Fall daraus aufstehen, nicht mal, wenn sie …«
    »Verstehe«, sagte sie.
    »Die Sicherheitsbestimmungen auf dem Schiff sindstreng«, sagte Parker. »Wenn du an Bord gehst, werden sie da reinschauen.«
    »Ja, und?«
    »Die Schüssel wird nicht leer sein. Dafür wirst du sorgen.«
    Sie verzog angewidert das Gesicht. »Parker, was verlangst du von mir? Das Ding ist dann den ganzen Abend unter mir?«
    »Sechs Stunden. Es ist luftdicht, kein Geruch, nichts. Aber sie werden reinschauen, wenn du an Bord gehst, und wahrscheinlich auch, wenn du an Land gehst. Und vielleicht auch am nächsten Abend und am übernächsten.«
    Sie fing an zu lächeln. »Und irgendwann lassen sie’s dann bleiben, weil sie wissen, was dadrin ist.«
    »Genau.«
    »So kommen die Waffen also an Bord.«
    »Nein, das machen wir anders, daran arbeitet Lou gerade. Deine Aufgabe ist es, das Geld von Bord zu bringen.«
    Sie schaute sich um, zeigte auf den anderen Rollstuhl und sagte: »Und dafür ist der da.«
    Wycza sagte: »Wir bauen ihn ein bisschen um, bei dem wird der Sitz etwas höher sein; an dem Abend musst du also ein bisschen zusammengesunken drinsitzen.«
    »Das krieg ich hin«, sagte sie. Sie sah nacheinander die drei Männer und die beiden Rollstühle an und sagte: »Mal was anderes. Ich hab noch nie Geld ausgebrütet.«

 
    SIEBEN
     
    Parker fuhr vor dem bewussten Abend nur einmal mit der Spirit of the Hudson. Da er sich, wenn es soweit war, eine Verkleidung zulegen würde, ging er diesmal, wie er war, allein, mit Sakko und Krawatte. Er kaufte ein paar Chips, und ihm fiel auf, dass die meisten anderen ihre Chips mit Hundertern bezahlten. Das war ein gutes Zeichen.
    Da es sich um ein neues Unternehmen handelte, wusste noch niemand, wie hoch die Einnahmen sein würden. Es war ein kleines bis mittelgroßes Schiff, auf dem etwas über achthundert Passagiere Platz fanden, und wenn sie durchschnittlich hundert Dollar pro Kopf daließen, einschließlich des Fahrpreises von zwölf Dollar, würden am Schluss achtzigtausend Dollar im Tresorraum sein. Belief sich der durchschnittliche Verlust auf fünfhundert Dollar, wie einige Zeitungen geschätzt hatten, würden vierhunderttausend zusammenkommen. Das war ein akzeptabler Bereich, und allem Anschein nach würde das Ergebnis eher am oberen Ende liegen.
    Es stimmte nicht, dass an Bord der Spirit of the Hudson keine Kreditkarten eingesetzt wurden. Chips bekam man tatsächlich nur gegen Bargeld, aber Essen und Souvenirs konnte man mit Kreditkarte bezahlen. Das bisschen Bargeld, das aus diesen Quellen einging, gelangte nicht in den Tresorraum des Casinos und interessierte Parker deshalb nicht.
    Das Casinoschiff absolvierte zwei Fahrten pro Tag, vonzwölf Uhr

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