Sein mit Leib und Seele - Band 08
nicht allzu viele Illusionen gemacht, Emma. In Ihrem Alter träumt man noch zu viel … Sie träumen doch nicht etwa davon, mit Charles Delmonte zusammenzuleben! Hahaha … Was für eine Vorstellung! Sie sind so reizend, so unschuldig. Und so dumm.“
Ich bin verunsichert und voller Angst.
Alice steht behutsam auf. Sie rückt ihren Bleistiftrock auf ihren Hüften zurecht, lässt ihre Finger über den Kragen ihrer weißen Seidenbluse gleiten und geht um das Bett herum, um sich vor mich zu stellen. Nie zuvor standen wir so nahe aneinander. Ihr dunkler, tiefer Blick hypnotisiert mich. Ich fühle mich in meinem rosa und mit den Farben des Hotels bestickten Morgenmantel so unglaublich lächerlich.
„Nun, Emma, was ist es, das Charles so gefällt? Es ist ein Rätsel! Sehen wir uns das doch einmal aus der Nähe an und lüften dieses Geheimnis.“
Alice hebt die Arme und streicht mir die Haare aus dem Gesicht. Ich bin starr. Ich spüre ihre Finger auf meinen Schläfen.
„Ein hübsches, kleines Gesicht, Emma. Das stimmt. Ja, natürlich, nicht sehr rassig, eher … ländlich, würde ich sagen. Was denken Sie?“
Ich bebe, bin vereist. Und ich verstehe jetzt, weshalb Charles an dem Abend in seinem Apartment so starr gewesen ist. Diese Frau ist eine Hexe!
Sie fährt fort:
„Und dieser hübsche Morgenmantel. Wie kleidsam er ist! Er steht Ihnen fantastisch. Dieses Rosa passt zu Ihrem Teint! Und dieser Schnitt!“
Von ihrem spöttischen Lächeln wird mir übel. Am liebsten würde ich sie anschreien und wegstoßen, um wegzulaufen. Aus dem Augenwinkel sehe ich Louka, der mit entrücktem Blick neben der Tür steht und der Situation vollkommen gefühllos beiwohnt. Alice lässt meine Haare los und nimmt den Arm herunter.
„Selbstverständlich, Emma, ist Charles nicht die Sorte Mann, die sich mit einem Morgenmantel begnügt.“
Plötzlich greift sie den Gürtel und zieht an den rosa Enden, sie lösen sich sofort. Alice fasst an den Kragen und reißt ihn hinunter. Ich bin bestürzt, sprachlos und versteinert. Ich stehe ihr nun vollkommen nackt gegenüber, hier, in diesem Hotelzimmer. Sie kann ein befriedigtes Grinsen nicht unterdrücken. Sie, die starke Frau, edel gekleidet. Ich, das kleine Mädchen, Gespielin ihres Mannes, gefangen und lächerlich, nackt vor ihr. Ich sehe ihr an, wie sehr sie diese Rache auskostet.
„Oh, es muss Ihnen doch vor mir nicht peinlich sein, Emma. Wir teilen uns einen Mann. Macht uns das nicht zu so etwas wie ... Schwestern?“
,Nein, Alice, niemals!‘
Sie redet weiter und betrachtet mich dabei:
„Sieh sich doch einer diese kleinen, hübschen Brüste an! Diese wohlgerundeten Hüften! Monsieur weiß, was er will. Eine Haut wie ein Pfirsich! Und die langen Beine! Diese Schenkel … Und dieses Geschlecht, so einladend … Dieses Geschlecht!“
Sie kommt näher. Ganz nah.
„Charles muss dieses Geschlecht verehrt haben, Emma, nicht wahr? Und ist er nicht gerade wegen dieses Geschlechts zwischen seinen Reisen immer wieder zu Ihnen gekommen?“
Sie steht nun so nah vor meinem Gesicht, dass ich ihren Atem auf meinen Lippen spüre. Meine Füßen sind am Boden festgenagelt, ich bin wie erschlagen. Ihr Blick ist überwältigend. Ich kann überhaupt nichts machen. Dann nähert sich ihr Mund langsam dem meinen, ihre Lippen legen sich auf meine. Sie küsst mich. Sanft und sinnlich. Sie schließt einen Moment lang die Augen. Sie will mich vernichten, will mich zerstören und mich besitzen, und die rote Spur auf meinen Lippen bedeutet für sie den Sieg und meine Besitznahme.
Doch mit einem Ruck dreht sie sich um, geht schnell durch das Zimmer und setzt sich an den schönen kleinen Tisch. Sie schaltet die Lampe über sich ein. Sie ist wie ausgewechselt. Sie wollte mit mir spielen und sie hat gewonnen. Jetzt geht sie zu etwas Neuem über. Dieser plötzliche Wandel weckt mich auf, ich gehe zum Kleiderschrank hinüber und ziehe eine Jeans und eine schwarze Bluse mit weißen Tupfen heraus. Hastig ziehe ich mich an, während Alice die Augen über ein Dokument von einem Stapel gleiten lässt.
„Emma, ich habe hier einige Papiere, die Sie interessieren dürften. Nun, es handelt sich eher um einen Vertrag. Ich will versuchen, mich so klar wie möglich ausdrücken, Emma. Ich habe das Gefühl, ich sollte möglichst einfache Worte wählen, damit Sie mich verstehen. Ich mag Sie gern, Emma, das wissen Sie. Ich bin sogar sicher, dass wir wahre Freundinnen werden könnten! Nun, jede auf ihre Art natürlich, aber
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