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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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eine abschlägige Antwort unmöglich machte.
    „Nein, ich will nur kurz fragen, wann ich wieder anfangen soll.“ Elli wurde begeistert empfangen, sie sähe besser aus denn je und solle sich für den Rest der Woche noch ein wenig ausruhen und einleben. Es reiche, wenn sie in der nächsten Woche beginnen könne. Es sei natürlich nicht so, dass ihre Arbeit entbehrlich gewesen sei, aber ihre Gesundheit gehe schließlich vor. In der Tat kamen sie fast zwangsläufig auf Kabus zu sprechen, der sich offenbar tatsächlich die Zeit genommen hatte, Elli an einigen Tagen zu vertreten. Außerdem läge eine neue Liste mit Spendenanfragen aus der Garnison vor. Beeindruckt von seinem Einsatz machte sich Elli wieder auf den Heimweg und beschloss, ihm sofort eine Eilnachricht mit ihrem Dank und der Nachricht ihrer wohlbehaltenen Rückkehr zukommen zu lassen. Über die Spendenanfrage werde man sich in einem persönlichen Gespräch austauschen. Er solle dazu einen Terminvorschlag machen. Sie hatte es so eilig, die rasch aufs Papier geworfene Nachricht wegzubringen, dass sie erschrak, als sich die Tür zur Bibliothek plötzlich öffnete und Jakob und Benthin gemeinsam die Köpfe herausstreckten, um zu fragen, ob sie nun von ihrem Kuraufenthalt berichten würde. Hastig steckte sie den Brief in ihre Manteltasche und begrüßte Jakob erst einmal herzlich mit einer Umarmung. Doch schon entschuldigte sie sich, sie müsse noch kurz etwas erledigen, sei aber in wenigen Minuten zurück. Beide sahen ihr mit langen Gesichtern nach, blickten sich dann fragend an und zogen sich wieder in die Bibliothek zurück. Als Elli kurz darauf gut gelaunt mit einem Tablett voller Kekse und Tee hereinkam, war die kleine Irritation bereits wieder in Vergessenheit geraten. Sie berichtete von den ungeliebten Anwendungen, ihren Versuchen, Widerstand zu leisten und wie sie ihren Willen durchgesetzt hatte, bei Wind und Wetter an den Strand zu gehen. Benthin musste schmunzeln und war einmal mehr hingerissen von ihrer querköpfigen Art und ihrer Entschlossenheit, die ihm größer als jemals zuvor erschien. Er würde sich nicht mehr lange gedulden können, aber drei, vier Tage zum Eingewöhnen wollte er ihr noch geben, vielleicht auch nur einen oder zwei…
     
    Am nächsten Tag fuhren sie - wie er es vorgeschlagen hatte - gemeinsam zu ihren Eltern. Benthin war aus Sicht von Frau Preuß eine halbe Ewigkeit nicht dort gewesen und wurde mindestens ebenso freudig wie Elli empfangen, wenn auch mit einem vorwurfsvollen Unterton. Die Eltern und ihre Schwestern waren erleichtert, sie in so guter Verfassung zu sehen - die Nachricht ihrer Krankheit hatte sie in große Sorge versetzt. Auch wenn ihre Familie Ellis Reaktion auf hohes Fieber kannte, hatte niemand damit gerechnet, dass es im Erwachsenenalter wieder dazu kommen würde. Der weitere Krankheitsverlauf war dann umso beunruhigender für sie gewesen. Doch das war nun ausgestanden. Nach einer gemeinsamen Mahlzeit zogen sich die Männer ins Arbeitszimmer des Professors zurück, während Elli mit Martha in der Küche plauderte. Selbstverständlich erwähnte sie mit keinem Wort ihre kleine Hingezogenheit zu Kabus, wie sie es für sich bezeichnete. Dafür würde Martha kein Verständnis aufbringen, auch wenn Elli vehement versucht hätte, sie von der vollkommenen Harmlosigkeit ihres Kontaktes zu überzeugen. Martha würde Elli die Leviten lesen und ihr den Kontakt so lange madigmachen, bis sie klein beigeben müsste. Elli wusste selbst, dass es nicht schicklich war, sich der Schwärmerei für einen anderen Mann hinzugeben, und doch wollte sie sich die kleine Freude von niemandem verderben lassen. Sie würde schon rechtzeitig die Notbremse ziehen, falls die Sache aus dem Ruder laufen sollte. Nun wollte sie erst einmal ein paar Schritte durch den Garten machen, zumal gerade die Sonne zwischen ein paar Regenwolken hervorblitzte. Der April machte heute seinem Namen alle Ehre. Da der nächste Regenschauer unmittelbar bevorstand, entfernte Elli sich nicht allzu weit vom Haus und beendete ihren kleinen Rundgang schließlich auf der Terrasse, wo sie sich noch kurz auf die Steinbank setzen wollte. Die Terrassentür zum Arbeitszimmer war nur angelehnt. Sie konnte die Stimmen ihres Mannes und ihres Vaters hören. Da sie nicht besonders leise miteinander sprachen, verstand sie, worüber gesprochen wurde. Es ging um Benthins politisches Vorwärtskommen. Er berichtete von einem Auf und Ab und wählte die Worte zäher Kampf . Dann hörte sie

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