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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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wieder ihren Vater: 
    „Tja, mein lieber Schwiegersohn - da müssen Sie nun wohl oder übel durch! Mehr als dass ich Ihnen meine Tochter gegeben habe, kann ich nicht für Sie tun. Zumindest erfüllen Sie ja jetzt mit Ihrem Status als verheirateter Mann die Grundvoraussetzung für Ihr angestrebtes Amt!“ Beide lachten. Elli war fassungslos. Nun passte alles zusammen: Benthin hatte sie also nur geheiratet, um nicht länger Junggeselle zu bleiben, was ihn von vorneherein daran gehindert hätte, ein höheres politisches Amt bekleiden zu können! Der Zweck heiligt die Mittel - so einfach war das! Wie konnte sie nur so romantisch verblendet gewesen sein? Und welche unrühmliche Rolle kam ihrem geliebten Vater in der ganzen Posse zu? Dass ihre Mutter es schon seit einigen Jahren eilig gehabt hatte, sie unter die Haube zu bringen, war nichts Neues. Doch ihr Vater? Wie hatte Benthin ihn dazu gebracht, sich auf dieses Geschäft einzulassen? Denn das war es doch wohl - ein geschäftlicher Handel! Sie war regelrecht verschachert worden, wobei es sicher nicht um Geld gegangen war, aber wer wusste schon, welch ein Abkommen die Männer da untereinander ausgetüftelt hatten? Eine Hand wusch die andere - welch ein Verrat! Unmittelbar fiel ihr die Szene kurz vor der Abreise am Abend der  Hochzeit wieder ein. Wie vertraut hatten die beiden Männer gewirkt, und wie geheimnisvoll sie miteinander geflüstert hatten…
     
    Schweigend saß Elli neben Benthin in der Kutsche. Sie wirkte außergewöhnlich angespannt. Er wollte ihre Hand nehmen, doch sie zog sie schnell zurück.
    „Ist alles in Ordnung mit Dir?“, fragte er.
    „Ja“, gab sie ihm kurz angebunden zu verstehen. Ja, sofern es in Ordnung ist, wenn einen der eigene Vater an einen Karrieristen verhökert! Elli war nicht in der Lage, ihre Vorwürfe auszusprechen.Zu benommen war sie noch von dem, was sie zufällig durch die geöffnete Terrassentür gehört hatte. Ihr Kopf war wie von einer dichten Nebelwolke umhüllt. Eigentlich sollte ihr diese neue Erkenntnis gar nicht so nahe gehen, nach allem, was sie zuvor schon herausgefunden hatte - es war das Tüpfelchen auf dem i, die Sahne auf dem Kuchen, das Gipfelkreuz auf dem Berg: alles passte scheinbar zusammen. Dies war der letzte Stein, der ihr zur Vollendung des Mosaiks gefehlt hatte, leider kein ansehnliches Kunstwerk, sondern ein Artefakt der Täuschung und Desillusionierung. Jetzt wurde ihr klar, weshalb Kabus sich immer wieder in unerfreulichen Andeutungen über ihren Mann ergangen hatte, die sie zuerst sehr, später immer weniger getroffen hatten. Woher er sein Wissen nahm, war ihr einerlei. Er war derjenige, der sich seit Monaten ernsthaft um sie bemühte, er benutzte sie nicht als gesellschaftlich erforderliches Anhängsel, das im Grunde nur lästig war. Er war bereit, seinen Ruf aufs Spiel zu setzen, nur um sie zu treffen. 
    „Ist wirklich alles in Ordnung, Elli?“ Nein! Nichts war in Ordnung! Aber er wäre der Letzte, mit dem sie darüber gesprochen hätte. Sie waren zu Hause angekommen - wieder zweifelte Elli an dem harmoniebesetzten Wort, das für sie in doppelter Hinsicht verloren war. Hier war ihr Zuhause ebenso wenig wie bei ihren Eltern, jetzt umso weniger, da sich ihr Vater in Benthins Machenschaften hatte hineinziehen lassen, was auch immer seine Gegenleistung für sie gewesen sein mochte... Ein entsetzliches, nie gekanntes Einsamkeitsgefühl überkam sie. 
    „Wir sind da. Willst Du nicht aussteigen?“ Bereits seit einer Weile stand er auf dem Gehweg und hielt ihr durch die geöffnete Tür der Kutsche die Hand zum Aussteigen hin. Sie hätte Paulsen tatsächlich liebend gerne aufgefordert, weiter zu fahren, irgendwohin, einfach nur weg. Ihre Erziehung verbot ihr, ihren Gedanken in die Tat umzusetzen. Außerdem hätte sich Paulsen diesen Affront gegenüber Benthin vermutlich niemals herausgenommen. Dies wäre selbst für ihn mit seiner unverbesserlichen Art undenkbar gewesen. Elli nahm also - innerlich widerstrebend - Benthins angebotene Hand und beeilte sich mit dem Aussteigen, um die unerwünschte Verbindung so kurz wie möglich zu halten. Zu ihrem Unbehagen zog er nun auch noch ihre Hand an seinen Mund, um sie zu küssen und machte ihr ein anerkennendes Kompliment über ihr gutes Aussehen. Elli konnte sich kaum vorstellen, dass man ihr nicht anmerkte, wie ungelegen ihr gerade jetzt seine Zuwendung kam. Heuchler! Nichtsdestoweniger ließ er auch im Haus nicht in seinen unumwundenen Bemühungen um sie

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