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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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endlich konnte ich Dich so sehen, wie es mir meine unterdrückte Lust auf Dich schon die ganze Zeit diktiert hatte. Das aufgestaute Verlangen zusammen mit der Wut war eine gefährliche Mischung. Ich stand kurz davor, mich wie ein Tier auf Dich zu stürzen unmittelbar dort, wo Du warst. Wärest Du einen Schritt weiter in meine Nähe gekommen, hätte ich mich auf Dich geworfen und rücksichtslos genommen, notfalls auch mit Gewalt. Ein Rest von Verstand konnte es gerade noch verhindern und brachte mich dazu, Dich aus dem Zimmer zu schicken. Ich weiß, dass ich mich damals schwer im Ton vergriffen habe, aber ich war so dicht davor, Dir etwas anzutun, wofür Du mich ein Leben lang verachtet hättest.“ Elli wusste nicht, was sie zu dieser Beichte sagen sollte. Sie erinnerte sich noch sehr gut an den Abend und wie unheimlich ihr sein Ausbruch vorgekommen war. Allmählich begann sie zu verstehen, welche Macht weibliche Körper auf Männer ausübten und wie ausgeliefert wiederum eine Frau einem Mann war, der die Macht seiner körperlichen Überlegenheit missbrauchte.
    „Es tut mir leid.“ Benthin stand auf und ging rastlos auf und ab:
    „ Dir muss es doch nicht leidtun - es war einzig und allein mein Fehler. Ich sollte wohl dem da oben dankbar sein, dass er mir diesen letzten Funken Selbstbeherrschung in der Situation noch gelassen hat, um Schlimmeres abzuwenden.“ Elli versuchte, ihn zu überzeugen: 
    „Du hättest mir nichts angetan - ganz bestimmt nicht, selbst wenn ich näher gekommen wäre.“
    „Ich habe es Dir schon am See gesagt: Du weißt nicht, wozu Männer in der Lage sind, wenn sie eine Frau unbedingt wollen. Erinnerst Du Dich an den ehemaligen Arbeitgeber von Frau Roth? Ich bin voller Verachtung für diesen Menschen - oder sollte ich besser sagen diese Kreatur ? Und doch haben wohl alle Männer diese animalischen Anteile in sich, die sie zur Bestie machen können.“ 
    „Du willst mir wohl Angst einjagen? Besteht da eine entfernte Verwandtschaft zwischen Dir und Mr. Hyde 2 ?“ Benthin setzte sich wieder an Ellis Seite und streichelte ihre Wange: 
    „Ganz so schlimm ist es nicht… was liest Du überhaupt solche Schauergeschichten?“
    „Wäre es Dir lieber, wenn ich Handarbeitsbücher lesen würde?“ Er musste lachen:
    „Dann wärst Du vielleicht nicht so aufsässig! Allerdings…“
    „Allerdings…?“ Sie hob ihre Augenbrauen und sah ihn herausfordernd an. Er nahm die Arme so vor seinen Kopf als ob er in Deckung ginge und musste zugeben:
    „…Allerdings reizt mich Deine unbequeme und widerborstige Art zu sehr, als dass ich darauf verzichten möchte…“ Benthin gefiel es, von der Willensstärke seiner Frau gefordert zu werden und verehrte sie dafür, dass sie zugleich verständnisvoll war. Er wollte ihr gegenüber offen sein - dazu gehörte auch das Eingeständnis seines Beinahe-Kontrollverlustes an jenem Abend, der ihm selbst offenbar mehr Angst eingeflößt hatte als ihr. „Und übrigens: meines Wissens bin ich nicht mit Mr. Hyde verwandt. Ich wollte Dir nur die Wahrheit über den Abend sagen und was mich bewogen hat, Dich so anzufahren.“ 
    „Entscheidend ist doch, dass Du nichts Schlimmeres getan hast.“ Sie streichelte seine Wange und fuhr ihm mit der Hand durchs Haar.
    „Mm, könntest Du das zukünftig bitte öfter tun?“ Gefühlvoll setzte sie ihre Berührungen fort und entlockte ihm damit unbeabsichtigt ein weiteres Eingeständnis seiner Schwäche für sie. Er seufzte:
    „Deine Berührungen sind immer wieder eine Herausforderung an meine Selbstbeherrschung… Kannst Du Dich erinnern, wie Du mir einmal durchs Haar gestrichen hast, als ich auf meinem Schreibtisch über der Arbeit eingenickt war? Zuerst dachte ich, es sei ein Traum. Als ich dann feststellte, dass es Wirklichkeit war, musste ich schwer an mich halten…“
    „Klopfte Mr. Hyde wieder einmal an?“ Sie machte eine Klopfbewegung an seiner Stirn. Er zog sie lachend an sich und begann, ihr Haar zu lösen, das sie gerade erst in Ordnung gebracht hatte, als er in der Stadt gewesen war. Ihr Sinn für Ironie bereitete ihm immer wieder aufs Neue größtes Vergnügen:
    „Ich denke, Mr. Hyde wäre kaum so höflich gewesen, erst einmal anzuklopfen. Für einen derartigen Ausbruch war ich in dem Moment erfreulicherweise viel zu müde…“
    „Du hast mich damals gebeten, aufzuhören“, erinnerte sich Elli.
    „Ja, aber sehr widerwillig. Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Ich will, dass Du mich berührst - und zwar

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