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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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auferstanden war.
     
    „Fräulein Preuß! Da sind Sie ja! Geht es Ihnen gut? Hier war ein Herr, der Sie gesucht hat… Oh - da ist er ja!“ Die Wirtin war irritiert über Ellis leicht mitgenommenes Aussehen. Allein ihr glückliches Strahlen passte nicht zu ihrem äußeren Erscheinungsbild. Gerade, als sie nach dem Verbleib des ungeduldigen Herren fragen wollte, betrat dieser ebenfalls die Pension, um sich zu Elli zu gesellen. Er strahlte nicht minder als die junge Frau, und sie stellte zufrieden fest, offensichtlich richtig gehandelt zu haben, als sie ihm ihren Aufenthaltsort verraten hatte. Bevor Elli antworten konnte, bemerkte die Wirtin:
    „Dann haben Sie sich also gefunden?“ Benthin seufzte:
    „Oh, ja. Das kann man wirklich sagen: Wir haben uns gefunden .“ Zur Überraschung der Wirtin zeigte sich Benthin nun von seiner überaus charmanten Seite, die er ihr bislang vorenthalten hatte: 
    „Danke für Ihr Vertrauen. Entschuldigen Sie bitte mein wenig galantes Verhalten von vorhin. Ich habe in großer Anspannung gehandelt.“ Elli reimte sich in etwa zusammen, wie die Begegnung der beiden abgelaufen sein musste. Immerhin kannte sie ihren Mann inzwischen so gut, dass sie ihn auch schon weniger liebenswürdig erlebt hatte. Vermutlich hatte er sich hier aufgeführt wie die Axt im Walde, um an sein Ziel zu kommen… Selbst dafür liebte sie ihn, denn das Motiv für sein bisweilen ungebührliches Benehmen war seine Leidenschaft für sie gewesen.
    „Ich fürchte, ich habe mich nicht einmal richtig vorgestellt im Eifer des Gefechts: Julius von Benthin.“ Die Wirtin stutzte:
    „Sagten Sie nicht, sie seien der Mann von Fräulein… äh Frau… Preuß?“ Elli trat zerknirscht von einem Fuß auf den anderen und sah Klärungsbedarf:
    „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe mich unter meinem Mädchennamen in Ihre Gästeliste eingetragen. Die Umstände ließen mir keine andere Wahl…“ Benthin legte den Arm um ihre Taille und murmelte in ihre Richtung:
    „Ich hoffe, die Umstände sind nun derart, dass Du nur noch von Deinem richtigen Namen Gebrauch machst, meine wundervolle Frau von Benthin .“ Der nachfolgende formvollendete Handkuss für seine Frau überzeugte die Wirtin, hier einen wahrhaftigen Kavalier vor sich zu haben. Die Umstände, die zu dem Versteckspiel seiner Frau geführt haben mochten, gingen sie nichts an, wenngleich sie zu gerne mehr über das außergewöhnliche Paar erfahren hätte. Sie nahm an, der Aufenthalt Ihres Gastes neige sich nun dem Ende zu: 
    „Dann werden Sie uns noch heute verlassen, Fräul… Frau von Benthin?“ Elli blickte fragend zu Benthin und sah ihm an, dass er gespannt auf ihre Antwort wartete. Sie fühlte sich im Moment nicht in der Lage, eine Entscheidung zu fällen. Alles war noch zu frisch. Sie musste erst einmal verarbeiten, was geschehen war. Benthin erkannte ihre Verlegenheit, in die sie durch die Frage gebracht worden war:
    „Entschuldigen Sie uns bitte für einen Moment.“ Er zog sie am Arm ein Stück von der Rezeption weg:
    „Elli, Du musst das nicht sofort entscheiden.“ Sie nickte dankbar. Sein Geständnis folgte auf dem Fuße: „Ich würde allerdings gerne heute noch etwas mehr Zeit mit Dir hier verbringen, wenn Du nichts dagegen hast.“ Elli stellte sich auf Zehenspitzen, um ihm leise zu antworten. Er neigte seinen Kopf, damit sie sein Ohr leichter erreichen konnte:
    „Ich habe nichts dagegen, aber ich weiß nicht, ob es meiner Wirtin recht ist…“ Benthin ergriff die Initiative. Er wollte Elli noch nicht verlassen - es war gerade erst später Nachmittag. Er ging zurück zur Rezeption und setzte seine zurückgewonnene Überzeugungskraft ein, die während der vergangenen Wochen verloren geglaubt war:
    „Sie haben doch als ausnehmend gastfreundliche Wirtin, die Sie sind, nichts dagegen, wenn meine Frau und ich den Nachmittag hier gemeinsam verbringen? Zur Nacht werde ich selbstverständlich Ihr Haus verlassen.“ Er hatte die Wirtin bei ihrer Ehre gepackt. Sie konnte sich schließlich nicht nachsagen lassen, nicht das Beste für ihre Gäste zu wollen. Für das offizielle Einhalten der Anstandsregeln hatte er Sorge getragen, indem er ihr den Hinweis gab, er werde außerhalb der Pension übernachten. Überrumpelt von seiner Strategie gab sie ihr Einverständnis, wurde dann aber plötzlich von dem  Gedanken erfasst, die beiden könnten vielleicht doch nicht verheiratet sein:
    „Sie sind doch wirklich verheiratet? Sie müssen wissen, dass ich

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