Seine einzige Versuchung
nächsten Jahre!“ Nach einer kurzen Pause stellte Martha fest:
„So wie Du strahlst, muss er ja einer dieser sagenumwobenen Männer sein, die etwas von Frauen verstehen…“ Elli wurde - es war absehbar - rot:
„Oh ja - das tut er!“
Vom Hintereingang hörten sie Stimmen. Ellis Vater und Benthin unterhielten sich angeregt wie in alten Zeiten und lachten. Elli fiel ein Stein vom Herzen. Benthin hätte das Zerbrechen seiner Freundschaft mit ihrem Vater in Kauf genommen, wenn es nicht anders gegangen wäre. Es hätte ihn allerdings sehr betrübt, und sie wusste, er würde umso erleichterter sein, da sie sich offensichtlich wieder bestens verstanden. Benthin trat durch den Hintereingang in die Küche:
„Gebt’s zu, Ihr habt gerade über mich gesprochen!“
„Wie kommst Du darauf?“
„Es wurde plötzlich so still, als ich hereinkam…“
„Ich dachte schon, Du hättest gelauscht!“ Martha schüttelte abwehrend den Kopf. Dieser Dialog kam ihr bekannt vor:
„Oh nein! Nicht das schon wieder! Wenn hier gleich wieder ein Streit ausbricht, lasst mich ja aus dem Spiel!“ Benthin legte einen Arm um Elli und zog sie dicht an sich:
„Keine Sorge, Martha. Ich wollte Elli diesmal nur nach Hause entführen - wir haben noch etwas sehr Wichtiges vor…“ Verwegen zwinkerte er Elli zu. Martha kannte diesen Gesichtsausdruck und entrüstete sich:
„Ja, das kann ich mir vorstellen!“
„Elli hat vermutlich wieder alle Details ausgeplaudert…“ Elli schlug ihm mit ihrer freien Hand auf die Brust:
„Nein! Habe ich nicht! Ich habe nur gesagt, wie glücklich ich bin!“
„Sehen Sie Martha: sie hat mich voll im Griff, neuerdings schlägt sie mich sogar!“ Martha kicherte. Benthin machte einen halben Schritt nach vorne und zwickte freundschaftlich in ihre Pausbäckchen:
„Ich muss Ihnen danken, Martha - für Ihren Vertrauensvorschuss von gestern und alles andere, was Sie für uns getan haben.“ Elli kannte Martha in allerlei Verfassungen, Verlegenheit gehörte bislang nicht dazu - die Röte in ihren Wangen rührte diesmal nicht vom Hantieren mit heißen Töpfen…
„Leider darf ich Sie nicht drücken. Meine Frau ist nämlich furchtbar eifersüchtig.“
„Julius! Du bringst Martha ja komplett in Verlegenheit!“ Diese hatte inzwischen die Sprache wiedergefunden:
„Einen schönen Charmeur hast Du Dir da geangelt…“ Elli tat entsetzt:
„Wenn ich das gewusst hätte… Vielleicht lässt es sich ja noch rückgängig machen?“ Mit triumphierendem Ausdruck hob Benthin die Hand, an der er seinen Ehering trug und tippte auf das offizielle Symbol ihrer Verbindung:
„Zu spät, Madame! Sehen Sie bitte mal kurz weg, Martha.“ Schon hatte er Elli noch näher zu sich herangezogen und sie geküsst.
„Der spontane Einfall, meine Mutter mit der Aussicht auf eine Hochzeitsreise ruhig zu stellen, war ein Geniestreich!“
Sie waren endlich auf dem Weg nach Hause, froh, die Aussprache mit Ellis Eltern überstanden zu haben und voller Erwartung für das, was noch vor ihnen lag.
„So spontan war das gar nicht.“
„Wieso? Hast Du entsprechende Pläne?“
„Ich finde, es ist wirklich an der Zeit, dass wir hier mal für ein paar Wochen verschwinden, zumal ich mir nicht schon wieder den Zorn Deiner Eltern zuziehen möchte, indem ich die Ankündigung nicht in die Tat umsetze… Ich habe heute Morgen schon einige Vorbereitungen für diesen Schritt getroffen.“
„Ohne Dich vorher mit mir abzustimmen?“ Es war nicht Ellis Art, es einfach hinzunehmen, wenn sie in einer so wichtigen Angelegenheit übergangen wurde.
„Richtig. Das mag Dir vielleicht anmaßend vorkommen, so ist es aber nicht. Wenn Du nicht verreisen möchtest, werden wir es auch nicht tun. Es war mir nur wichtig, die Möglichkeit für eine baldige Abreise zu schaffen.“
„An welches Ziel hattest Du denn da gedacht?“
„Wie ich es gesagt habe: nahe beim Seebad. Mein Cousin, der ja leider nicht zu unserer Hochzeit kommen konnte, hat dort ein Haus in Strandnähe. Es steht allerdings die meiste Zeit des Jahres leer, weil es ihn und seine Frau doch immer wieder nach Übersee zieht. Ich habe ihm eine Eilnachricht geschickt, um zu fragen, ob wir das Haus für ein paar Wochen bewohnen dürften. Es ist eine unverbindliche Anfrage. Wir müssen das nicht tun, obwohl ich wirklich sehr gerne mit Dir verreisen würde…“
„Das hört sich gut an - wir zwei alleine, ganz ohne Verpflichtungen, nur in den Tag hineinleben…“
„Hinein lieben
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