Seine einzige Versuchung
seinen unbekleideten Arbeitgeber in enger Umschlingung mit dessen Frau, die er hastig mit der Bettdecke bis zum Hals verhüllt hatte. Er stammelte:
„Ich… ich…“
„ Raus !“, blaffte Benthin. Blöhm schreckte aus seiner Erstarrung hoch und verließ den Raum. Allerdings lehnte er die Tür nur an, um durch den Spalt den Grund für sein Eindringen vorzutragen:
„Verzeihung, aber Sie müssen nach unten kommen - der Bürgermeister erwartet Sie dort.“ Benthin war zornig:
„Das ist mir doch egal. Sagen Sie ihm, er soll später wiederkommen! Ich wüsste nicht, dass ich einen Termin mit ihm habe!“
„Es hörte sich aber sehr dringend an. Er war ziemlich aufgebracht. Ich kann ihn doch nicht einfach wegschicken!“ Blöhm wurde unruhig, da er befürchtete, zwischen die Fronten zu geraten. Benthin gab ein entnervtes Seufzen von sich:
„Machen Sie die Tür zu. Ich bin gleich unten. Sagen Sie ihm, er soll sich noch etwas gedulden.“
„Es hörte sich wirklich dringend an. Ich weiß nicht, ob ich ihn noch länger vertrösten kann. Es ist immerhin der Bürgermeister!“, drängelte Blöhm.
„Und wenn es der Papst ist! Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich gleich nach unten komme! Es wird doch wohl noch erlaubt sein, sich etwas anzuziehen, oder glauben Sie, der Bürgermeister hat ein Interesse daran, mich nackt zu sehen?“ Er bemerkte, wie Elli vor Lachen unter der Bettdecke bebte. Endlich schloss Blöhm die Tür. Elli prustete los:
„Jetzt wissen wirklich alle im Haus Bescheid über das, was Du am helllichten Tag während Deiner Arbeitszeit so treibst!“
„Blöhm fehlt es ganz offenbar an der nötigen Fantasie, um sich vorzustellen, dass man jemanden kompromittieren kann, indem man einfach in sein Schlafzimmer hineinplatzt… Unglaublich!“
„Lass ihn - so ist er halt.“
„Du bist doch sonst nicht so nachsichtig mit Deinen Mitmenschen…“ Inzwischen war er aufgestanden, um seine Sachen einzusammeln und ins Bad zu gehen. Kopfschüttelnd wies er auf den Zustand seiner Männlichkeit hin: „Sieh‘ Dir das an - eine Schande ist das! Stell‘ die Blöhms dieser Welt neben die Betten, und die Menschheit stirbt aus!“ Elli hielt sich den Bauch vor Lachen. Er küsste sie. „Warte hier. Ich beeile mich...“
„Hatte ich nicht gesagt, Du sollst in meinem Bett auf mich warten?“ Elli saß in ihrem Schlafzimmer - bereits wieder angezogen - vor der Frisierkommode und steckte Ihre Haare zurecht. Benthin trat hinter sie, beugte sich zu ihr herunter und küsste ihren Nacken, den Blick auf ihre Augen im Spiegel gerichtet.
„Hattest Du nicht gesagt, Du beeilst Dich?“
„Das habe ich!“
„Immerhin hast Du Dir noch die Zeit genommen, Dich zu rasieren“, stellte sie geflissentlich fest.
„Richtig, aber nicht für den Bürgermeister - das habe ich eben erst erledigt, nachdem er schon weg war. Ich dachte, es ist angenehmer für Dich, nicht noch stundenlang von meinen stacheligen Bartstoppeln malträtiert zu werden.“
„Willst Du damit etwa andeuten, dass…?“
„…wir noch lange nicht fertig sind, mit dem was wir vorhin begonnen haben…“ Sein Blick im Spiegel sprach Bände. Elli drehte sich zu ihm um:
„Was hat er denn nun gewollt?“
„Der Bürgermeister? Ach, das war halb so wild - Blöhm hat eine unmögliche Art, die Dinge zu übertreiben. Wenn er hört, der Bürgermeister kommt, erstarrt er in Ehrfurcht.“
„Ein bisschen kann ich ihn schon verstehen - es kommt ja nicht alle Tage vor, dass sich der Bürgermeister bei einem blicken lässt, noch dazu unangekündigt.“
„Du hast wohl eine Schwäche für Blöhm, wie?“
„In etwa so, wie man eine Schwäche für eingeschlafene Füße haben kann“, erwiderte sie trocken.
„Allmächtiger, ich liebe die geistesgegenwärtigen Antworten dieses wundervollen Geschöpfes! Du bist ganz die Tochter Deines Vaters.“ Er versuchte, sie zu küssen, doch sie ließ ihn nicht gewähren, ohne eine Antwort auf ihre Frage zu verlangen:
„Was wollte er denn nun?“
„Ach so, das hängt mit einem Brief zusammen, den ich ihm vorgestern geschickt habe. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich vorerst nicht für ein politisches Amt zur Verfügung stehe…“ Elli stutzte:
„Aber das war Dir doch so wichtig.“
„Und es ist mir nach wie vor wichtig, meine Ziele zu verfolgen, aber nicht so. Du hast mich nicht erlebt in den vergangenen Wochen - ich stand vollkommen neben mir. Meine politischen Gegner haben meine Schwäche natürlich sofort
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