Seine einzige Versuchung
vorzustellen, wie Ihr Euch wahrscheinlich immer wieder getroffen und vermutlich blendend unterhalten und wer weiß was noch getan habt? So, und schon fühle ich mich schlecht! Wenn ich mir dann noch überlege, dass Du das hinter meinem Rücken getan hast, als wir schon verheiratet waren - nennst Du das nichts ?!“ Elli senkte beschämt den Kopf. „Verstehst Du jetzt? Wir müssen damit aufhören. Du wirst damit leben müssen, dass ich andere Frauen vor Dir hatte, so wie ich mit der Sache mit Kabus fertig werden muss.“
„Es tut mir leid… jetzt haben wir uns schon wieder gestritten.“
„Komm‘ mal her. Du sitzt ja da wie ein Häufchen Elend.“ Er zog sie an sich. „Wir werden uns auch weiterhin streiten - das machen wir doch schon von Anfang an. Hast Du Angst, dass uns das auseinander bringt?“
„Ich weiß nicht, es fühlt sich jedenfalls schlecht an.“ Benthin versuchte, sie wieder ein wenig aufzumuntern:
„Ja, aber danach fühlt es sich wieder gut an, oder nicht?“
„Doch, schon, aber ich will lieber ganz ohne Streitereien mit Dir zusammen sein.“
„Das ist ein achtbarer Vorsatz, der sich jedoch kaum durchhalten lassen wird. Dazu sind wir beide viel zu eigenwillig“, wandte er ein.
„Ich könnte versuchen, weniger stur zu sein…“ Er schob sie ein Stück von sich weg, um ihr in die Augen sehen zu können:
„Bloß nicht! Ich finde es nicht richtig, wenn sich einer von uns verbiegt, nur um einem Streit aus dem Wege zu gehen. Ich will Dich genauso wie Du bist!“
„Und wenn wir uns irgendwann nur noch streiten?“ Auch in diesem Punkt konnte er Elli beruhigen:
„Ich bin ganz zuversichtlich, dass es nicht dazu kommen wird - dazu haben wir zu viele Gemeinsamkeiten. Wir sind durch unsere Liebe und gemeinsame Interessen verbunden, aber zugleich sind wir eben auch autonome Persönlichkeiten.“
„Das klingt nicht so, als ob unsere Ehe die reine Harmonie würde…“
„Wäre das nicht langweilig? Es ist gewiss nicht ganz einfach, als Mann und Frau zusammenzuleben - das ist für uns beide Neuland. Immerhin haben wir schon unsere erste gemeinsame Lektion gelernt: es ist katastrophal, zu wenig miteinander zu reden… da ist es schon besser, ab und an mal zu streiten.“ Ihre Erkenntnis folgte auf dem Fuße:
„Wie es aussieht, stehen wir in diesem Punkt tatsächlich beide noch am Anfang - und das bei all Deiner Erfahrung.“
„Tja, was das anbelangt, hat unser Altersunterschied in der Tat keinerlei Bedeutung…“ Provokant grinsend ergänzte er: „…obwohl ich aufgrund meines Alters selbstverständlich viel souveräner mit Konflikten umgehen kann…“ Elli knuffte ihn in die Seite. „Stimmt doch! Du schlägst und boxt und kneifst ja immer gleich! Jetzt schon wieder! Ich hingegen ziehe es vor, Dich mit Charme auf meine Seite zu bringen…“ Er küsste sie lange und intensiv. Sie fuhr mit beiden Händen zärtlich durch sein Haar und gab sich versöhnlich seinen Lippen hin.
„So ein Streit hat etwas geradezu Bereinigendes. Danach ist man sich umso näher. Findest Du nicht?“ Elli seufzte:
„Mmmh. Du verstehst es, Deinen Gegner zu schwächen… mit unzulässigen Waffen.“ Er nickte in der vollen Überzeugung, zwar regelwidrig, aber richtig zu handeln.
„Warum hast Du Dich eigentlich bis zu den Ohren in die Bettdecke eingewickelt? Willst Du Dich vor mir verstecken? Hier ist es doch warm - ich habe Frau Roth extra gebeten, die Schlafzimmer einzuheizen.“
„Du warst Dir wohl ziemlich sicher, dass ich heute mit nach Hause kommen würde, wie?“ Elli musste lachen.
„Endlich lachst Du wieder. Lässt Du mich mit unter die Decke? Ich will Dir die Bücher zeigen.“
„Wer weiß, was Du mir sonst noch unter der Bettdecke zeigen willst…“ Benthin zeigte sein vielsagendes Lächeln, das sie so liebte: „Ich weiß gar nicht, was Du meinst, mein Herz.“ Liebevoll zwickte er sie in den Po und holte die Bücher, die er auf dem Boden abgelegt hatte, ins Bett. Wie zwei Kinder lagen sie nebeneinander auf dem Bauch und studierten die Werke.
„Hier sind ein paar ganz unterhaltsame Gedichte, allesamt keineswegs öffentlichkeitstauglich… Und dann das hier: kennst Du Casanovas Memoiren 6 ?“ Elli schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht - wenn ich mir vorstelle, Deine Mutter hätte Dich beim Lesen seiner frivolen Schilderungen erwischt…“ Das Bild von Ellis Mutter - aufgescheucht in Hysterie - reizte ihn erneut zu einem Lachanfall.
„Wer war denn dieser Casanova
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