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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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noch der Verdacht der üblen Nachrede hinzu...“
    „Was ist denn?!“ Benthins Ausführungen wurden jäh durch die Köchin unterbrochen. Eine Küchenangestellte machte ihr schon seit einigen Minuten immer wieder Zeichen, ein Anliegen zu haben, wagte es aber nicht, dem Gast ins Wort zu fallen. Alle drei blickten sie nun erwartungsvoll an, was sie in Verlegenheit brachte: 
    „E-entschuldigen Sie, a-aber müssen wir nicht die Geburtstagstorte servieren?“
    „ Himmel !“, entfuhr es der Köchin „Warum sagst Du das nicht gleich !?“ Mit diesen Worten sprang sie auf und stürzte sich wieder in die Arbeit. Zu gerne wäre sie Benthins Darstellung weiter gefolgt, aber die Pflicht ging vor. Sie war beeindruckt von dem Mann, den sie zunächst für einen versnobten Faulenzer gehalten hatte. Zugleich fiel ihr ein, dass Elli vermutlich längst im Festsaal vermisst wurde. 
    „Elli, Du musst schnell zurück in den Saal!“ Rasch verabschiedete sie sich mit Bedauern von Benthin und scheuchte die beiden aus der Küche.  
     
    Durch das Fenster am Ende des Flures drang nicht mehr viel Tageslicht herein. Die Lampen waren noch nicht angezündet worden. Nach dem unvermittelten Ende ihres Aufenthaltes in der Küche waren Elli und Benthin nun wieder allein. Ihr Ärger war verflogen. Elli bedauerte es, nicht länger seinen Ausführungen folgen zu können. Er erschien ihr in einem völlig anderen Licht. Sie wollte mehr über ihn erfahren. Nun war ihr klar, wie es zu der Freundschaft zwischen ihm und ihrem Vater hatte kommen können. Benthin war integer und frei von Standesdünkel. Sein Streben diente der Gerechtigkeit, und das imponierte ihr ebenso wie ihrem Vater. Sie war froh über den kurzen Einblick, den er ihr in sein abwechslungsreiches Berufsleben gewährt hatte. Ihr Schweigen wurde schließlich von ihm unterbrochen:
    „Elli, ich sollte jetzt nicht mehr mit Ihnen in den Saal zurückgehen. Bitte entschuldigen Sie mich, auch bei Ihren Eltern.“
    „Aber...“ Elli konnte nicht weitersprechen. Er nahm ihre beiden Hände in seine und führte sie zu seinem Mund. Dann berührte er ihre Fingerspitzen einzeln sanft mit den Lippen. Dabei hielt er ihre Augen mit sehnsüchtigen Blicken fest. Elli ließ es geschehen. Er bemerkte nur ein kleines Zucken ihrer Mundwinkel als wollte sie lächeln.
    Elli wich nicht vor seiner zärtlichen Berührung zurück, sondern nahm verwundert und ruhig wahr, was mit ihr geschah. Es war, als könne er direkt mit seinen Lippen über ihre Fingerspitzen Kontakt mit Bereichen ihres Körpers aufnehmen, an die sie nicht einmal zu denken wagte. Er hatte eindeutig erneut ein Tabu gebrochen, und doch wollte sie nicht, dass er aufhörte. Obwohl er äußerlich so reserviert und kühl erschien, begann sie, voller Neugier seine empfindsame, unvermutet sinnliche Seite zu entdecken. Es schien ihr, als wolle er sie damit infizieren. Es gibt schlimmere Krankheiten als diese … schoss es ihr unsinnigerweise in den Sinn. Sie lächelte beinahe unmerklich in sich hinein. 
    „Ich werde Ihnen alles erklären, nur in Anbetracht der Lage bitte nicht hier und nicht jetzt - verzeihen Sie mir.“ Sein unglücklich wirkender Gesichtsausdruck sprach Bände. Er ließ ihre Hände wieder sinken und machte eine Bewegung mit seiner rechten Hand in Richtung ihrer Wange, besann sich dann aber und zog die Hand schnell wieder zurück. Ihm war schmerzlich bewusst, dass er Elli nun alleine zurücklassen musste, um sie ihrer Pflicht als Gastgeberin nachkommen zu lassen. Der Gedanke an eine Rückkehr in den Saal war ihm unerträglich. Die vielen Menschen und Fragen zu seiner und Ellis Abwesenheit schreckten ihn ab. Er empfand es als wenig galant, Elli mit dieser Anforderung alleine zu lassen. Doch was wäre die Alternative gewesen? Gemeinsam mit ihr zurück zu gehen, neugierige Blicke auf sich zu ziehen und einen unnötigen Aufruhr zu verursachen? Hinzu kam, dass er sich nach wie vor keinesfalls ihrer Nähe gewachsen genug fühlte, um souverän handeln zu können. Hier im Dämmerlicht des Flures hatte es ihn bereits wieder unendliche Beherrschung gekostet, seine Hände von ihr zu lassen. Als Zugeständnis an seine Sehnsucht hatte er ihre Fingerspitzen mit den Lippen liebkost und wäre beinahe der Versuchung erlegen, ihr zartes, offenes Gesicht zu streicheln… und womöglich noch weiter zu gehen… Seine Sorge, sich schließlich gar nicht mehr kontrollieren zu können, ließ ihn sich endgültig zurückziehen. Um seine Absicht zu

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