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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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Kabus seinerseits immer wieder gegen Benthin gestichelt hatte.
    „Seine moralischen Ansichten sind mir ein bisschen zu locker. Auch wenn ich die Konventionen oft selber als fragwürdig erachte, neigt er aus meiner Sicht dazu, es zu übertreiben.“ Elli hatte allmählich den Verdacht, er redete bewusst um den heißen Brei herum:
    „Du willst es mir lieber nicht sagen, was er getan hat, richtig?“ Damit lag sie - zumindest teilweise - durchaus richtig. Keinesfalls würde er erwähnen, Kabus im Bordell begegnet zu sein.
    „Ich will mich nicht dem Getratsche anschließen, das ich gehört habe. Ziemlich sicher weiß ich aber, dass seine Frau an einer Art Schwermut leidet und nur selten das Haus verlässt, während er sich kaum ein gesellschaftliches Ereignis oder sonstige Vergnügungen entgehen lässt. Aber wie gesagt - so genau kenne ich ihn nicht und kann mir eigentlich kein richtiges Urteil anmaßen.“ Insgeheim hatte er längst sein Urteil über Kabus gefällt. Was er über ihn dachte, stimmte ihn nicht unbedingt hoch erfreut über die Aussicht auf eine bevorstehende Zusammenarbeit zwischen Elli und dem Schürzenjäger…  
    „Sieh‘ Dich vor - er hat eine ziemlich lose Einstellung im Umgang mit Frauen.“
    „Ich kann schon auf mich aufpassen. Keine Sorge.“ Seine Warnung erheiterte sie mehr als dass sie seine Worte ernst nehmen konnte. Was konnte ihr dieser Charmeur schon anhaben? Vielmehr interessierte es sie, wohin Benthin am Vortag plötzlich verschwunden war. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, um ihn direkt zu fragen:
    „Verrätst Du mir jetzt, wo Du gestern vor dem Abendessen warst?“
    „Wie kommst Du jetzt ausgerechnet darauf ? Das ist doch vollkommen belanglos. Willst Du denn gar nicht wissen, wie die Sitzung für mich gelaufen ist?“ Er schien etwas irritiert, dass ihre Frage nicht auf dieses Thema abzielte. Ellis Gedanken wurden nach seiner Reaktion umso mehr von der Frage vereinnahmt, warum er ihr wieder ausgewichen und eine Antwort schuldig geblieben war. Ihr Vertrauen stand auf wackligen Beinen, obwohl er sich heute im deutlichen Kontrast zu seinem unseligen Auftritt am gestrigen Abend verhielt. Der vage Verdacht, der sie seit Beginn ihrer Ehe umtrieb, ließ sich nicht einfach wie ein Stäubchen wegwischen. Dennoch versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen. 
    „Doch, doch, natürlich! Konntest Du ein paar Zweifler mehr überzeugen?“
    „Ich denke schon. Der Abend ist alles in allem recht erfolgreich verlaufen.“
    „Werden Sie Dich zur Wahl aufstellen?“ Nicht ganz ohne Stolz teilte er seiner Frau nun mit:
    „Ich will es mal so sagen: Meine Chancen sind gestern deutlich gestiegen.“
    „Das ist wunderbar! Bitte nimm‘ es mir nicht übel, wenn ich Dich bitte, besser auf Dich acht zu geben. Du wirkst erschöpft.“
    „Das stimmt. Ich konnte nach der Sitzung lange nicht einschlafen, weil die Gedanken in meinem Kopf immer weiter arbeiteten“, gab er freimütig zu. Vielleicht war ihr Verdacht einfach nur ein Zeichen von zu viel Fantasie? Nachdenklich begann Elli, das benutzte Geschirr abzuräumen und in die Spüle zu stellen. Er tat es ihr gleich. Als sie den Wasserhahn aufdrehen wollte, griff er von hinten nach ihrer Hand, um sie daran zu hindern:
    „Das solltest Du wirklich Frau Roth überlassen“, raunte er ihr ins Ohr und fügte zögernd hinzu: „Elli…Ich wollte schon länger etwas mit Dir… besprechen, aber nicht hier…“ Schon zog er sie ungeduldig an der Hand mit sich aus der Küche zur Treppe. Elli musste lachen:
    „Was ist denn los? Warum…?“ Sie unterbrach sich und wurde sofort ernst, als sie in seinen Augen etwas Wildes, Ungestümes entdeckte, das sie so noch nicht an ihm gesehen hatte. Beinahe machte ihr sein Ausdruck Angst, doch zugleich fühlte sie sich davon angezogen und seltsam erregt. Was immer er auch mit ihr besprechen wollte, es wäre etwas sehr Vertrauliches, denn sonst hätte er dazu nicht extra den Weg in ihre privaten Räume gewählt. Während sich Elli noch ihren Gedanken hingab und er sie fordernd nach oben zog, wurde die Situation vom durchdringenden Geräusch der Türglocke jäh unterbrochen. Benthin erschrak und hielt inne. Er wirkte wie ein ertappter Dieb. Sofort ließ er Elli los, die ihn fragend ansah. Sie hörten, wie sich die Bürotür öffnete und sahen Blöhm, der vor sich hin murmelnd zur Haustür ging, um zu öffnen. Es war Jakob.
    „Ist es denn schon so spät?“, fragte Elli leise. „Soll ich ihm sagen, dass er noch etwas in

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