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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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seitdem dieser verheiratet war. Und da ihm ohnehin jegliche Veränderung suspekt war, fand er sich beim Anblick des Durcheinanders im Büro nur darin bestätigt, dass sich hier merkwürdige Dinge abspielten, die ihm nicht geheuer waren. Er vermied es jedoch, Benthin auf den Vorfall anzusprechen und sammelte einfach mit ihm zusammen die verstreuten Sachen auf. Es war nicht der finstere Gesichtsausdruck seines Arbeitgebers, der ihn davon abhielt, etwas zu dem Chaos zu sagen, sondern sein Wunsch nach dem Bestehenbleiben ruhiger Eintönigkeit, wie er sie bisher kannte und schätzte. Je weniger Aufhebens man um etwas machte, desto eher verliefen die Dinge im Sande - das war seine Strategie, mit der Situation umzugehen. Als er Benthin nun nachdenklich aus dem Fenster blicken sah, versuchte er sich auf seine unbeholfene Art an einem unverfänglichen Thema:
    „Der Frühling wird wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Es soll noch einmal richtig kalt werden in den nächsten Tagen.“ Benthin verspürte keinerlei Lust, sich mit Blöhm über das Wetter zu unterhalten. Ihn quälten ganz andere Dinge, von denen sein emotionslos wirkender Sekretär nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte. Es war ihm zu mühsam, sich auf ein belangloses Geplänkel einzulassen, also gab er nur einen undeutlichen, brummenden Laut von sich, der nicht unbedingt auf sein Interesse schließen ließ. Blöhm besaß einfach nicht das nötige Feingefühl, zu bemerken, wenn jemand lieber in Ruhe gelassen werden wollte und redete einfach weiter. Es war seine hilflose Art, mit Benthinsdesolater Verfassung umzugehen: 
    „Wenn das so weitergeht mit der Kälte, wird es noch viel mehr Grippetote geben. Das ist eine richtige Epidemie in diesem Jahr - stand gerade heute wieder in der Zeitung. Am schlimmsten ist es wohl in den städtischen Armenvierteln.“
    Benthin hörte den Ausführungen Blöhms nur mit halbem Ohr zu:
    „Ah ja? Ich hole uns mal Kaffee aus der Küche.“ Er spürte, wie er ungehalten wurde angesichts des aufgedrängten Gesprächs. Um nicht unhöflich zu werden, zog er es vor, sich zurück zu ziehen. Er wollte ohnehin lieber alleine sein. Daher kam es ihm ganz gelegen, dass Frau Roth heute nicht anwesend war. In der Küche überlegte er, was er tun könnte, um das Zerwürfnis mit Elli wieder zurechtzurücken. Er musste endlich in Ruhe mit ihr sprechen. Es war an der Zeit, ungesagte Worte zu sagen und offene Fragen zu klären, egal wie viel Arbeit noch auf ihn wartete. So beschloss er, Frau Roth zu bitten, für einen der nächsten Abende, an dem er keine wichtigen Termine hatte, ein gemeinsames Abendessen für Elli und ihn vorzubereiten. Dazu hatte es in letzter Zeit so gut wie nie die Gelegenheit gegeben. Die Haushälterin sollte zu diesem Anlass etwas Besonderes mit ihren Kochkünsten zaubern - er wollte den Abend endlich wieder einmal ganz als Privatmann erleben. Ja, er wollte den Abend - und die Nacht - mit seiner Frau zelebrieren . Ein Gefühl der Vorfreude überkam ihn und ließ ihn wesentlich besser gelaunt zurück in sein Büro kehren. 
     
    Elli war für diesen Nachmittag bereits längst wieder mit Kabus verabredet. Das Verhalten ihres Mannes trug nicht gerade dazu bei, noch länger ein schlechtes Gewissen zu empfinden - im Gegenteil, sie befand eigenwillig, es geschähe ihm ganz recht, wenn sie sich anderweitig amüsierte. Das tat er schließlich auch! Für ein klärendes Gespräch sah sie angesichts seiner momentanen Verfassung keine Basis. Überhaupt war der Zustand ihrer Ehe inzwischen so festgefahren, dass sie nicht mehr daran glaubte, jemals eine Lösung für all ihre aufgetürmten Probleme finden zu können.
    Kabus wollte die unrühmliche Begegnung vom Vorabend nicht unkommentiert lassen und gab sich amüsiert über Benthins Eifersucht:
    „Benthin ist mir ja gestern ganz schön in die Parade gefahren - ist er immer so misstrauisch, wenn Sie sich mal mit anderen Männern unterhalten?“
    „Unter uns: ich fand seine Reaktion auch etwas übertrieben. Hat er denn mit Ihnen gesprochen?“
    „Oh ja, das hat er, und ich hatte den Eindruck, der Mann versteht keinen Spaß!“
    „Das tut mir leid - er ist sonst nicht so… so… aufbrausend .“ Elli erinnerte sich an seinen beinahe tollwütigen Ausdruck in der vergangenen Nacht und musste einen Moment nach Worten ringen, die nicht zu viel von ihrem Entsetzen über die Szene preisgaben. Kabus traf dennoch wieder einmal ins Schwarze: 
    „ Aufbrausend ist gut - er war kurz

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