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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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die
Tätigkeit des Ausschusses kann Professor Gotti Tedeschi gut Bericht erstatten.
Er gehörte ihm bis zu seiner Berufung ins IOR an und weiß genau darüber
Bescheid, wie sehr ich mich bemüht habe, das Wirken des Ausschusses unter
Kontrolle zu halten.
     
    Viganò legt Ratzinger die Missstände dar, die in der
Leitung des Governatorats allenthalben auftauchen, und verweist auf die
signifikantesten Einsparungen, so auf die von 850   000 Euro beim Unterhalt der
Vatikanischen Gärten. Mit der Summe konnte das Wärmekraftwerk erneuert werden,
das sämtliche Gemächer und Büros des Zwergstaats beheizt.
     
    Die Leitung
der Buchhaltungsverwaltung des Staates sowie das Amt für Philatelie und
Numismatik waren in einem erbärmlichen Zustand: Die jeweiligen Direktoren waren
entmachtet, das Personal untereinander zerstritten. Mein Vorgänger verhandelte
gewöhnlich mit dem Funktionär, der ihm am sympathischsten war, unter
vollständiger Missachtung der Kommandokette, nach der die Verantwortlichkeiten
und Aufgaben hierarchisch strukturiert sind. Von Korruptionspraktiken am
stärksten betroffen war die Führung der Technischen Dienstleistung: Aufträge
wurden immer an dieselben Firmen vergeben, und dies zu Preisen, die doppelt so
hoch waren wie außerhalb des Vatikans üblich. Unsere Techniker und Arbeiter
waren vollständig demotiviert, weil die Arbeiten, anstatt von ihnen, mit
exorbitanten Kosten von externen Unternehmen ausgeführt wurden usw. Ein Reich,
das in kleine Domänen unterteilt war: internes Bauwesen, externes Bauwesen,
eine chaotische Führung der Magazine, ein unvorstellbarer Zustand, der im
Übrigen allen in der Kurie bekannt war. Ich versuchte in weniger als eineinhalb
Jahren mit großer Mühe und trotz des Boykotts derer, die wohl seit Jahrzehnten
die Macht kontrollierten, die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Ich habe
die Verwaltung der Vatikanischen Gärten aus dem Department der Technischen
Dienstleistungen ausgegliedert und die Verantwortlichkeit Signor Luciano
Cecchetti übertragen, der an den päpstlichen Villen wirkte. In knapp einem Jahr
war so eine Einsparung von 850   000 Euro zu erzielen. Mit diesem
Geld konnte das Wärmekraftwerk des Staates erneuert werden. Ich hätte mir
gewünscht, dass der Heilige Vater es einmal hätte besuchen können, um die
Arbeiter der verschiedenen Werkstätten und Anlagen kennenzulernen. […] [4]
     
    Der streitbare Erzbischof berichtet von jeder Art
Behinderung. Auch hebt er Benedikt XVI.
gegenüber hervor, dass diese »Sanierungsarbeit erst am Anfang steht«. Sie werde
von Leuten, die erkennbar Privilegien und Interessen schützen, »häufig offen
behindert und bisweilen eindeutig boykottiert«. Würde das Reformwerk blockiert,
»hieße dies, alles zu gefährden und die Loyalen, die mir in diesem Werk der
Erneuerung gefolgt sind, Rachegelüsten auszusetzen«.
    Viganò hat für die letzten Jahre spektakuläre Erfolge vorzuweisen:
Die Kosten für vergebene Aufträge haben sich fast halbiert – eine Trumpfkarte
für ihn –, wobei ein Posten nach dem anderen gekürzt und bei jeder einzelnen
Ausgabe Einschnitte vorgenommen worden sind. Ein Beispiel unter vielen: Hatte die
Krippe auf dem Petersplatz 2009 noch gut 550   000 Euro gekostet, so
wurden für das Jahr 2010
nur noch 300   000
Euro veranschlagt. Ausschreibungen werden inzwischen »ordnungsgemäß
durchgeführt«. Was die Lieferanten betrifft, wurden »mit wichtigen Unternehmen
wie Siemens Rahmenverträge mit bis zu 50-prozentigen Nachlässen«
geschlossen. Auch wurden die »Sicherheitsstandards im Staat und den päpstlichen
Villen« verschärft, in denen sich mysteriöse Diebstähle ereignet hatten. Sie
wurden mit dem Inventar der Magazine unter Aufsicht gestellt und mit Videokameras
ausgestattet, die von der Einsatzzentrale der Gendarmerie aus überwacht werden.
Viganò wiederholt die ermutigenden Bilanzergebnisse, die er bereits Bertone
mitgeteilt hat. Aber diese könnten auch verfälscht werden:
     
    Es läuft,
auch mit Beteiligung des oben genannten Finanz- und Wirtschaftsausschusses, ein
Versuch, diese Bilanz zu manipulieren, um die positiven Ergebnisse des ersten
Jahres meiner Geschäftsführung zu verschleiern. De Paolis ist darüber auf dem
Laufenden. Erreicht wurde all dies dank konstanter Bemühungen, die Korruption,
die Privatinteressen und die Misswirtschaft zu eliminieren, die in den
verschiedenen Verwaltungen weit verbreitet sind. Kein Wunder also, dass gegen
mich eine Pressekampagne

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