Seine Lordschaft lassen bitten
Seite.)«
Lord Peter warf einen Blick auf die letzte Seite. Bei der Fotografie des Opfers hielt er sich nicht lange auf. Es war eines jener charakterlosen Atelierbilder, die nichts besagen, als daß der Sitzende ein leidliches Sortiment von Gesichtszügen besitzt. Er sah, daß Mr. Plant ziemlich dünn gewesen war, in seinem Aussehen eher einem Kaufmann als einem Künstler glich, und daß der Fotograf es vorgezogen hatte, eine ernste Aufnahme von ihm zu machen. Ein Bild vom Strand in East Felpham, auf dem die Stelle, wo die Leiche gefunden wurde, mit einem Kreuz bezeichnet worden war, schien ein mehr als oberflächliches Interesse in ihm zu wecken. Er studierte es eine geraume Zeit sehr sorgfältig, wobei er hin und wieder Laute der Überraschung ausstieß. Es war eigentlich kein offensichtlicher Grund für Überraschung vorhanden, denn das Bild bestätigte in allen Einzelheiten die Schlüsse, die er auf der Fahrt gezogen hatte. Da war die Kurve des Sandstrandes mit dem langen Felsausläufer im Hintergrund, der bis ins tiefe Wasser hinausragte und auf dem Festland mit kurzem, dichtem Rasen bedeckt war. Dennoch betrachtete er es minutenlang mit gespannter Aufmerksamkeit. Dann faltete er die Zeitung zusammen und winkte ein Taxi herbei. Sobald er in dem Taxi saß, schlug er die Zeitung wieder auf und betrachtete das Bild noch einmal.
»Ihre Lordschaft waren so freundlich«, sagte Inspektor Winterbottom, der sein Glas eigentlich zu rasch geleert hatte, um den Inhalt gebührend genießen zu können, »und luden mich ein, Sie in London aufzusuchen. Da habe ich mir gestattet, im Vorübergehen bei Ihnen vorzusprechen. Danke vielmals, zu einem solch guten Tropfen sage ich nicht nein. Na, wie Sie ja wohl in der Zeitung lasen, haben wir den Wagen gefunden.«
Wimsey brachte seine Befriedigung über dieses Resultat zum Ausdruck.
»Und ich bin Ihrer Lordschaft für den Wink äußerst dankbar«, fuhr der Inspektor großmütig fort. »Ich will ja nicht sagen, daß ich nicht auch zu demselben Schluß gekommen wäre, wenn ich etwas mehr Zeit gehabt hätte. Außerdem sind wir dem Mann auf der Spur.«
»Wie ich gelesen habe, soll er etwas Fremdländisches an sich haben. Sagen Sie nur nicht, daß er doch ein Camorrist ist!«
»Nein, Mylord.« Der Inspektor blinzelte ihm zu. »Unserem Freund in der Ecke spukten die Zeitschriftengeschichten ein wenig im Kopf herum. Und Sie, Mylord, waren mit Ihrer Radfahrertheorie auch etwas auf dem Holzwege.«
»Wirklich? Das ist aber ein Schlag für mich.«
»Nun, Mylord, solche Theorien hören sich ganz gut an, aber meistens sind sie zu fein gesponnen. Halten Sie sich an die Tatsachen – das ist unser Motto bei der Truppe –, Tatsachen und Motiv, da kann man nicht viel verkehrt machen.«
»Oho! Dann haben Sie also bereits das Motiv entdeckt, wie?«
Der Inspektor kniff wieder ein Auge zu. »Für den Mord an einem Manne gibt es nicht viele Motive«, antwortete er. »Frauen oder Geld – oder Frauen und Geld –, meistens ist es das eine oder das andere. Dieser Plant spielte ein bißchen den Lebemann. Unterhielt ein kleines Häuschen in der Nähe von Felpham mit einem netten kleinen Frauenzimmer darin, das dieses Liebesnest für ihn warm hielt. Sehen Sie?«
»Ach! Ich dachte, er sei auf einer Autotour.«
»Autotour – so sehen Sie aus!« sagte der Inspektor nicht sehr höflich, aber energisch. »Das hat der alte Lüstling den Leuten im Büro erzählt. Ein wunderbarer Grund, wenn man keine Adresse hinterlassen will. Nein, nein. Es war schon einer Dame wegen. Ich habe sie selbst gesehen. Eine sehr attraktive Person, wenn man Haut und Knochen liebt, was ich nicht tue. Ich schwärme mehr für die etwas besser Gepolsterten.«
»Der Sessel ist wirklich bequemer, wenn Sie sich ein Kissen hinter den Rücken stecken«, warf Wimsey mit ängstlicher Besorgnis dazwischen. »Gestatten Sie.«
»Vielen Dank, Mylord, vielen Dank. Ich sitze sehr bequem. Es scheint, als ob diese Frau – nebenbei bemerkt, erzähle ich Ihnen dieses im tiefsten Vertrauen. Ich mochte nicht, daß etwas durchsickert, ehe ich den Mann hinter Schloß und Riegel habe.«
Wimsey gelobte Diskretion.
»Schon gut, Mylord, schon gut. Ich weiß, ich kann mich auf Sie verlassen. Nun, die Quintessenz ist, daß diese junge Frau noch einen Kavalier hatte – einen Italiano, den sie sitzenließ, als sie Plant kennenlernte. Dieser Makkaronischlinger hat Lunte gerochen und kam am Sonntag abend nach East Felpham, um sie aufzusuchen. Er ist einer
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