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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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Art weiß, dass ich hier bin, und der Junge unser Kind ist, dann wird Art ihn von dieser Schule nehmen und von hier fortbringen, und ich werde die Suche nach ihm wieder von vorn beginnen müssen. Ich denke an den Straßenräuber und seine Drohung: Hör auf zu suchen. Ich habe mich seinem Befehl widersetzt. Ich habe weitergesucht.
    Mein Leben – und möglicherweise das von Lorcan – ist in Gefahr. Aber ich muss dieses Kind finden. Ich muss wissen, ob es mein Kind ist. Ich brauche etwas Konkretes, womit ich zur Polizei gehen kann.
    Verzweifelt schaue ich mich um. Auf dem Schulhof der Jüngeren tauchen noch mehr Kinder auf. Die meisten von ihnen schwatzen miteinander, einige halten Papierhüte mit Luftschlangen in der Hand, die in der Brise flattern. Die Sonne kommt heraus, und ein paar der Frauen halten schützend die Hand vor die Augen. Mein Blick wandert von einer Frau zur nächsten, einem Jungen zum nächsten. Jeder von ihnen trägt einen hellblauen Woodholme-Pullover über einer langen marineblauen Hose. Sie sind ein homogener Haufen: Fast alle von ihnen sind weiß, mit frischem rundem Gesicht und hoher quiekender Stimme.
    Weitere Gruppen strömen jetzt durch das Schultor hinaus. Ich kann sie nicht alle im Auge behalten. Ich konzentriere mich auf die Haarfarbe. Die meisten dieser Kinder sind eher blond … doch Art und ich hatten immer dunkles Haar. Ob unser Sohn auch dunkelhaarig ist? Ich eile durch die Menge, versuche, in jedes Gesicht zu sehen … lasse den Blick über all die Frauen, all die dunkelhaarigen Kinder schweifen.
    Und dann sehe ich ihn. Und alles, was ich je gewusst habe, zerfällt und setzt sich neu zusammen.
    Er macht auf dem Schulhof ein Wettrennen mit einem anderen kleinen Jungen, wilde Entschlossenheit im Blick. Sein dunkles Haar ist hinten und an den Seiten kurz geschnitten, hängt aber tief in die Stirn hinein. Ich starre sein Gesicht an – die dunklen, ernsten Augen und die Unterlippe, die dünner ist als die Oberlippe –, und es ist, als sei das Foto von meinem Vater als kleiner Junge lebendig geworden.
    Dies ist zweifellos mein Sohn.
    Ich sehe ihn ungläubig an. Lorcan folgt meinem Blick. Ich erinnere mich, dass ich ihm dieses Foto gezeigt habe, und frage mich, ob auch ihm die Ähnlichkeit aufgefallen ist.
    »Siehst du es?«, frage ich atemlos.
    »Er hat Arts Teint«, sagt Lorcan mit zusammengepressten Lippen, »aber da ist noch etwas anderes. Seine Mundpartie hat Ähnlichkeit mit deiner, glaube ich.«
    »Er sieht genauso aus wie mein Vater.« Als ich die Worte ausspreche, legt sich die Bedeutung dieses Augenblicks tonnenschwer auf mich. Nichts kann grundlegender sein als das – es sind die Gene, es ist das Blut, es ist Familie.
    Eine junge Frau geht auf den Jungen zu. Meinen Jungen. Sie ist rundlich, hübsch, mit einer kurzen Igelfrisur, die einer zarten, kleinen Frau stehen würde, zu ihrem runden Gesicht und den rosigen Milchmädchenwangen jedoch seltsam aussieht. Sie trägt einen knallrosa Jogginganzug, der straff über ihrem Hintern sitzt. Ist das die Frau, wegen der Art mir unser Baby weggenommen hat?
    Ich rechne im Kopf nach. Selbst wenn sie ein bisschen älter ist, als sie aussieht, hätte sie höchstens sechzehn sein können, als dieser Junge zur Welt kam. Art hatte doch sicher keine Affäre mit einem so jungen Ding?
    Ich nähere mich dem Jungen. Das rundliche Mädchen gestikuliert wild, will ihn von seinem Spiel wegzerren. Als ich näher komme, höre ich ihr scharfes, nasales Quengeln.
    »Jetzt komm endlich! Daddy hat gesagt, wir müssen uns beeilen.«
    Der kleine Junge mault und weicht dem Mädchen aus, als es ihn packen will. Er läuft zu der Stelle, an der Schulhof und Auffahrt aneinandergrenzen. Ich lasse sein Gesicht nicht aus den Augen. Er grinst jetzt und schielt zu dem Mädchen hin, während er mit dem kleinen Jungen neben ihm redet. Sie zeigen auf die Rosskastanie am anderen Ende des Schulhofs und machen sich für das nächste Wettrennen bereit.
    Der Junge hört auf zu grinsen, presst entschlossen die Lippen zusammen. Als sie loslaufen, flüstert Lorcan mir ins Ohr: »Ich werde das Mädchen zum Reden bringen. Sprich du mit dem kleinen Jungen. Versuch, so viel wie möglich herauszufinden.«
    Ich nicke und steuere auf die rennenden Jungen zu. Mein Sohn – wie fremd diese Worte klingen – legt alles, was er hat, in diesen Sprint. Obwohl der andere Junge längere Beine hat, läuft er einige Augenblicke lang schneller … er wird gewinnen. Und dann stolpert er und

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