Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
dahin außer Landes gebracht haben.«
Lorcan legt mir die Hand auf den Arm. »Keine Sorge«, sagt er. »Die Polizei wird sie daran hindern, das Land zu verlassen. Wir müssen nur erklären, was wir rausgefunden haben.«
Ich schaue wieder zum Haus hinüber. »Ich will ihn nicht hier zurücklassen.«
»Okay.« Lorcan furcht die Stirn. »Was hältst du davon … Wir rufen dir ein Taxi. Du gehst zur Polizei. Erklärst alles. Ich warte hier. Wenn jemand den Jungen rausholt, folge ich ihnen.«
Ich überlege. Lorcans Vorschlag erscheint mir vernünftig. Die einzige Alternative wäre die, dass ich bleibe und er mit der Polizei spricht, aber dies ist meine Geschichte. Ich sollte sie erzählen.
»Vertrau mir, Gen«, sagt Lorcan. »Ich weiß, dass es dir schwerfällt, aber im Moment ist das wohl die beste Lösung.«
»Okay.« Ich schalte mein Handy ein. Es klingelt sofort. Ich schaue auf das Display und erwarte, dass der Anruf von Art ist, sehe aber Hens Namen. Ich zögere, nehme den Anruf dann aber entgegen.
»Hallo?«
»Oh, Gen.« Ihre Stimme klingt, als sei sie nervlich völlig am Ende. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Art ruft mich alle fünf Minuten an. Er ist verzweifelt. Warum bist du weggelaufen? Ich denke ständig daran, wie du mich angeschaut hast, als ich über Art geredet habe, und es nimmt mich völlig mit, dass du auch nur auf die Idee kommen konntest … dass Art und ich …« Sie holt Luft, und ich höre sie schniefen. »Oh, Gen, bitte sag mir, dass du mir glaubst, bitte .«
Ich starre aus dem Wagenfenster, fühle mich wie betäubt. Ein Teil von mir möchte Hen erzählen, was ich weiß, nur um ihre Reaktion zu hören … dass Ed existiert … dass Art ein Doppelleben mit einer anderen Frau führt … dass Menschen getötet wurden, um diese Informationen geheim zu halten … Aber es ist schwer, all dies auszusprechen.
»Gen?« Hen ist eindeutig den Tränen nahe. »Bitte rede mit mir.«
Ich denke an unser Gespräch, daran, dass Hen der Überzeugung war, Arts MDO -Zahlung stünde für Manage Debt Online. Hen weiß mehr, als sie mir gesagt hat. Da bin ich mir sicher.
»Was weißt du, Hen?«, frage ich. »Wenn du möchtest, dass ich dir vertraue, musst du ehrlich sein. Ich weiß , dass es etwas gibt, was du mir nicht gesagt hast. Also lüg bitte nicht. Es hat mit diesem Geld zu tun, stimmt’s? Hatte Art irgendwelche Schulden?«
»Er hat nicht … es war nicht …« Hen schluchzt. »Oh, Gen, nein.«
»Nein was?«
»Nichts.« Sie schnieft wieder. »Es ist nichts.«
Sie verschweigt mir definitiv etwas. Ich kann es in ihrer Stimme hören. »Okay, wenn du es mir nicht sagst …« Ich warte.
Es folgt eine angespannte Pause, und dann: »Es war … es ist, oh Gen. Ich wollte nicht, dass du es weißt …«
Mein Magen zieht sich zusammen. »Dass ich was weiß?«
Hen holt tief Luft. »Art hat die fünfzig Riesen für mich bezahlt«, erklärt Hen. »Ich war pleite, okay? Nat war gerade zur Welt gekommen, und ich hatte ne Menge Schulden. Mehr als ich dir gegenüber je zugegeben habe. Ich hatte mich bei Manage Debt Online angemeldet, weil ich dachte, das wäre sauber und einfach und würde übers Internet abgewickelt, aber das sind Kredithaie. Als ich den Kredit nicht zurückzahlen konnte, haben sie die Zinsen erhöht, dann waren sie hinter mir her, haben mich bedroht … und Nat …«
Ich denke an damals. Ich erinnere mich, dass Hen bis zu ihrer Heirat mit Rob ständig Schulden hatte. Aber war es möglich, dass es so schlecht um sie stand, ohne dass sie mir davon erzählt hat?
»Warum hast du mir nichts gesagt?«, hake ich nach.
»Zuerst, weil es mir peinlich war … ich mich irgendwie geschämt habe … ich meine, du hattest alles so im Griff. Du hattest es geschafft, dass deine Bücher veröffentlicht wurden, hattest Art gefunden … ich hatte nichts. Keinen Job, keinen Mann.« Sie hält inne. »Dann hast du dein Baby verloren, und meine Sorgen schienen lächerlich neben deinen, also …« Sie verstummt.
»Aber du hast es Art gesagt?« Sie denkt sich das sicher aus. » Art hat dir fünfzig Riesen gegeben?«
»Er hat sie mir geliehen «, sagt Hen. »Er hat mitbekommen, dass ich geweint habe, als ich dich nach Beth besuchen kam … Ich hab ihm alles erzählt, und er bot an, mir zu helfen. Gott, Gen, ich habe ihm das Geld zurückgezahlt. Ein bisschen hier, ein bisschen da, jahrelang. Und Rob hat letztes Jahr den Rest bezahlt, es ist also alles vorbei, Gen. Erledigt.«
Ich kann immer noch
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