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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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auf. Doch Sekunden später landen wir unten auf der weichen Erde im dunklen Schatten der Bäume. Ich warte unter dem Schutz der niedrigen Zweige und beobachte, wie Lorcan über den Kies zur Eingangstür läuft. Mein Herz hämmert, als er auf die Klingel drückt. Sekunden verstreichen. Die frühe Abendluft ist mild. Kein Lüftchen regt sich. In der Ferne bellt ein Hund.
    Die Tür öffnet sich. Die Kette ist vorgelegt. »Hallo?« Es ist Kelly, das Mädchen, das Ed von der Schule abgeholt hat. Sie klingt argwöhnisch.
    »Hi«, sagt Lorcan. »Tut mir leid, Sie zu stören.« Er spricht so wie vorher bei der Schule mit einem britischen Akzent. »Wir haben uns heute auf dem Schulhof kennengelernt. Äh … mein Sohn hat einen Nintendo DS mit nach Hause gebracht. Ich glaube, er gehört Ed. Gott, es ist mir so peinlich, aber es kann sein, dass Sammy ihn schon heute Morgen mitgenommen hat. Es tut mir sehr leid, dass ich vorher nicht angerufen habe, aber wir konnten die Klassenliste nicht finden, und meine Frau hat sie hier mit Ed reingehen sehen, sodass wir wussten, dass Sie hier wohnen.«
    »Ich glaube nicht, dass es Eds ist«, sagt Kelly zögernd.
    »Sind Sie sicher?«, erwidert Lorcan. »Könnten Sie ihn bitte fragen?«
    »Ich weiß nicht …«
    Doch bevor Kelly ihren Satz beenden kann, wirft Lorcan sich so fest gegen die Tür, dass die Kette zerbricht. Im Bruchteil einer Sekunde ist er im Haus. Er packt Kelly am Arm und dreht sie um, die Hand vor ihrem Mund. Kelly wehrt sich, versucht zu schreien, doch Lorcan ist stärker. Er zieht sie rückwärts durch den Flur. Ich eile über den Kies und schlüpfe hinter ihm ins Haus. Eine Vase auf dem Dielentisch fällt mir ins Auge. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, wo ich sie schon einmal gesehen habe. Als ich die Treppe erreiche, sieht Kelly mich. Ihre Augen weiten sich vor Schreck. Mit wild hämmerndem Herzen renne ich hoch in den ersten Stock.
    Ich bewege mich so leise wie möglich. Aus keinem Teil des Hauses dringt ein Laut. Ich erreiche den Treppenabsatz. Alles ultramodern, unglaublich gepflegt und mit teurer Dekoration. Elegant und stilvoll. Die Ausstattung hier drinnen wirkt frischer und jünger, als Charlotte West sie wählen würde. Ich komme an einem filigranen Porzellanornament vorbei – abstrakt, eine Form wie eine Welle. Plötzlich erscheint mir alles sehr französisch. Die Möbel und Gemälde haben definitiv ein internationales Flair. Viel eher Sandrine als Charlotte.
    Ich schleiche auf Zehenspitzen weiter, entdecke eine Reihe von geschnitzten Holzscheiben auf dem Sims des Fensters zum hinteren Garten hin. Ich öffne die erstbeste Tür. Ein blau-weiß gefliestes Badezimmer. Ich haste weiter. Der nächste Raum scheint ein Gästezimmer zu sein: mit blassgelben Vorhängen am Fenster passend zu der gelben Steppdecke auf dem Bett. Eine von Arts Jacken liegt auf der Decke. Daneben steht eine Reisetasche, die ich von zu Hause kenne. Heißt das, dass Art hier schläft? Oder nur seine Sachen hier aufbewahrt? Ich gehe weiter. Noch ein Gästezimmer. Dieses ist viel größer, mit eigenem Bad. Noch immer kein Zeichen von Ed.
    Ich eile zurück durch den Flur. Es gibt nur noch drei weitere Türen. Ich öffne die erste. Es ist ein kleines Büro mit einem Schreibtisch und einem Computer. Ein paar Spielsachen – ein Zug und einige Teddybären – sind auf dem Boden verstreut. Sie sind der einzige Hinweis darauf, dass in diesem Haus ein Kind wohnt.
    Ich ziehe die Tür zu und versuche die nächste. Sobald ich sie aufgedrückt habe, weiß ich, dass ich ihn gefunden habe. Es ist ein Kinderzimmer mit einem Bücherregal voller Bücher, einer großen Spielzeugkiste und einem Etagenbett an der hinteren Wand. Die Vorhänge sind zugezogen, und auf dem Nachttisch dreht sich ein Nachtlicht, das Schatten an den Wänden tanzen lässt. Ed liegt auf dem unteren Bett und schläft fest. Mit wild pochendem Herzen gehe ich zu ihm. Er sieht so friedlich aus. Eine Locke seines schwarzen Haars fällt über sein schmales Gesicht. Einen Moment lang betrachte ich ihn. Wieder sehe ich meinen Vater. Ich versuche herauszufinden, was es ist … Der Mund, ja, aber was sonst noch? Die Form des Kinns? Die Rundung der Wange? Und dann erkenne ich: Es ist die Stellung seiner Augen und der Abstand zwischen Nase und Mund.
    Ich strecke die Hand aus und berühre seinen Arm, der quer über der Bettdecke liegt. Das Nachtlicht ist hell genug, um erkennen zu können, dass auf

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