Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
leise, »dann kannst du das Geld auch von Bitsy bekommen.«
Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. Das spielt auch keine Rolle. Jetzt geht es nur darum, dass ich mich und Lorcan befreien kann. Ich schneide und schneide. Das Messer ist mit gefesselten Händen schlecht zu halten, aber das ist unsere einzige Chance.
Lorcans Atem geht flach und klingt angespannt. Er versucht, nicht die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, sieht aber trotzdem alle paar Sekunden nach, wie ich vorankomme.
Nach einigen Minuten biegen wir von der Straße ab und holpern einen Weg entlang. Morgan sieht nach hinten. Ich halte mit dem Schneiden inne.
Hat sie etwas bemerkt?
Sie wirft mir einen vernichtenden Blick zu, achtet aber nicht auf meine Hände.
Gut. Morgans Gewissheit, dass sie schlauer ist – dass sie immer die Oberhand behalten hat und weiter behalten wird –, vielleicht ist diese Überheblichkeit meine beste Waffe.
Wieder mache ich mir an dem Strick zu schaffen. Jetzt auf dem zerfahrenen Feldweg ist es schwieriger. Auch Morgan hält sich am Handgriff über dem Fenster fest. Lorcan und ich werden auf der Rückbank hin und her geworfen. Bei einer besonders großen Bodenwelle werde ich nach vorn geschleudert und lasse beinahe das Messer fallen. Ich habe das Seil etwa halb durch, aber es sitzt noch immer stramm um die Handgelenke. Ich weiß nicht, wo wir hinfahren, aber weit kann es nicht mehr sein. Mir bleibt nicht viel Zeit.
»Dort vorn.« Morgan deutet auf eine Abzweigung nach rechts.
Jared bremst den Geländewagen ab und biegt auf einen noch schmaleren und schlechteren Weg ab. Die Hecken, die ihn säumen, werfen im Scheinwerferlicht gespenstische Schatten.
»Hier haben sich früher die Liebespaare getroffen«, sagt Morgan und lächelt. »Äußerst passend …«
Jared fährt langsam weiter. Endlich kann ich die letzte Litze durchtrennen. Meine Hände sind frei. Ohne meine Lage zu ändern führe ich das Messer hinter Lorcans Rücken und fingere an seinen Fesseln herum. Ich bleibe an der Klinge hängen und zucke vor Schmerz zusammen. Dann bekomme ich den rauen Strick zu fassen und fange an zu schneiden. Ich komme nicht besonders gut dran, aber da meine Hände nun frei sind, geht es bedeutend leichter. Die erste Schlinge habe ich in wenigen Sekunden durch. Das zweite Seil hängt schlaffer. Fieberhaft schneide ich weiter.
»Das sollte genügen.« Morgan späht durch die Scheibe.
Ich mache am Seil um Lorcans Handgelenke einen letzten Schnitt. Die Fesseln lösen sich. Jared hält an, und Morgan dreht sich um. Ich reiße die Hände hinter den Rücken zusammen, damit sie nicht bemerkt, dass meine Fesseln durchtrennt sind. Dabei rutscht mir das Messer aus den Händen und fällt lautlos auf die Fußmatte. Mist.
Jared schaltet den Motor aus, lässt die Frontscheinwerfer aber an.
»Hol sie raus«, befiehlt Morgan.
Sie öffnen beide die Türen. Ich werfe einen Blick auf Lorcan. Er starrt zurück.
»Ich übernehme den Mann«, flüstert er. »Du kümmerst dich um Morgan. Auf mein Zeichen …«
Ich nicke. Mein Herz pocht. Ich weiß, mir bleibt nur eine Chance, um Morgan zu überraschen. Ich ducke mich hinunter, während Jared Lorcan aus dem Wagen zieht.
»Los, Geniver«, faucht Morgan und steigt aus dem Auto aus.
Verzweifelt taste ich am dunklen Wagenboden herum und suche nach dem Messer.
Da. Ich fasse es am Heft und verberge es in meiner Hand.
»Raus!«, bellt Morgan.
Ich arbeite mich aus dem Wagen, halte die Hände hinter meinem Rücken zusammen und bete, dass Morgan nicht sieht, dass der Strick lose herunterhängt. Kalt und scharf drückt das Messer in meine schwitzende Handfläche. Ich halte es fast. Die Spitze drückt mir in die Haut.
Morgan sieht die Fahrspur entlang.
»Los!«, brüllt Lorcan.
Ich höre, wie er sich auf Jared wirft. Morgan wirft den Kopf herum. Der Mund bleibt ihr offen stehen.
In einer Sekunde bin ich bei ihr. Ich packe sie am Arm und drehe ihn ihr auf den Rücken … Das Messer setze ich ihr an die Kehle.
Ich muss die scharfe Klinge nur gegen ihre Haut drücken.
Lorcan schreit auf. Ich zögere. Bin abgelenkt. Unsicher.
Ehe ich mich versehe, hat sich Morgan aus meinem Griff herausgewunden. Das Messer fällt zu Boden. In der Sekunde, die ich brauche, um es wieder aus dem Schmutz zu klauben, hat sich das Blatt wieder gewendet. Morgan hält Jareds Waffe in der Hand und drückt mir den Lauf an den Hals.
»Miststück!«, zischt sie mir ins Ohr.
»Stopp!«, ruft Lorcan. »Lass sie in Frieden!«
Ich
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