Seit du tot bist: Thriller (German Edition)
wir das Haus gekauft haben. Ich habe versprochen, es dieses Jahr endlich zu erledigen, aber noch ist nichts geschehen. Gott sei Dank hat Art sich weder über dieses noch andere Versäumnisse jemals beschwert.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, und ziehe wahllos Schubladen auf. Art hält peinlichst genau Ordnung, aber ohne jede Beschriftung. Er hat ein unglaubliches Gedächtnis und weiß genau – behauptet es jedenfalls, – wo sich alles und jedes befindet. Außer dem verschlossenen Schrank in der Ecke ist alles zugänglich, und das ist eine ganze Menge. Ich könnte ihn natürlich anrufen und fragen, wo ich die Sachen über das Fair Angel finden kann, aber er wird nicht begreifen, warum mich das überhaupt interessiert. Außerdem ist er immer noch in seiner Besprechung und, nicht zu vergessen, in einem anderen Land.
Nach einer Weile habe ich das Ordnungssystem begriffen. Seine ganzen persönlichen Steuersachen sind in einem Aktenschrank, seine Investitionen im nächsten, dann Haushaltskram, Handwerker … Ich verweile bei einem Schrankteil, dessen Inhalt noch mehr zusammengewürfelt erscheint. Ich ziehe ein paar Blätter heraus. Urkunden, Lizenzen, Diplome.
Nach einer halben Stunde habe ich jedes offizielle Dokument gesehen, das Art hier aufbewahrt, von seinem ersten Schwimmabzeichen über fünfzig Meter (»Du hast jetzt die Flipper-Stufe erreicht!«) und einigen Zeugnissen von den City of London Boys – er hatte da sogar ein Schulstipendium – bis zu seinem Abschluss als Wirtschaftswissenschaftler, aber nichts, was mit Beth zu tun hat.
Ich fange von vorn an und arbeite mich systematisch durch jede Aktenmappe in den vier Hängeregistraturen. Es finden sich ganze Jahrgänge von Geschäftspapieren und Auszügen, dazu Briefe von verschiedenen Anlageberatern. Ich blättere einen Papierstapel von Arts altem Steuerberater durch … Geschäftskredite … Mahnungen … Umsatzsteuer … Die Masse erdrückt mich fast, und für das meiste davon fehlt mir jede Vorstellung.
Ich stoße auf eine Mappe mit der Aufschrift »Persönliches«. Darin finde ich ein kleines Bündel Auszüge eines mir unbekannten Kontos. Es wurde im Jahr nach Beths Tod eröffnet und lautet auf den Namen »L. B. Plus«. Soweit ich weiß, ist das kein von Loxley Benson verwendeter Handelsname, obwohl Dan, der Finanzvorstand, eine ganze Reihe von Geschäftskonten für die Firma eingerichtet hat. Aber auf der Mappe steht »Persönliches«. Ich kann nicht anders, ich muss die Geldbewegungen auf dem Konto durchsehen, obwohl mir dabei flau im Magen ist. Ich weiß, dass Art mich liebt. Ich weiß, dass er mir treu und ergeben ist, und trotzdem frage ich mich, was es hier wohl zu entdecken gibt. Die Möglichkeiten spielt mein Gehirn sofort durch: Mahlzeiten in romantischen Restaurants? Überweisungen an Prostituierte? Ich mahne mich zur Vernunft.
Es ist auch nichts Außergewöhnliches zu finden. Der Kontostand ist zwar immer ziemlich hoch – unter 10 000 Pfund scheint er nie zu fallen –, und es gibt ein paar Zahlungsausgänge in den Tausendern: Online-Überweisungen an die Weinhandlung, wo Art für die Firma bestellt, Zahlungen für Geschäftsreisen zu häufig angesteuerten Zielen …
Und dann plötzlich ein dicker Batzen … 50 000 Pfund, eingezahlt am 16. Juni vor acht Jahren, eine Woche nach Beths Tod, und ein paar Tage später wieder abgebucht.
Wofür mag das gewesen sein? Als Empfänger ist » MDO « angegeben. Die Initialen sagen mir nichts. Ich versuche mich zu erinnern. Vor acht Jahren war Loxley Benson schon eine feste Größe und erwirtschaftete anständige Überschüsse; schon damals gingen Monat für Monat Hunderttausende durch die Bücher. Art und ich hatten vor, nach Beths Geburt ein größeres Haus zu kaufen – ein Plan, den wir dann erst einmal für zwei Jahre auf Eis legten. Es ist natürlich möglich, dass Art 50 000 von der Firma ausgegeben hat, ohne dass ich davon wusste, aber wenn es für einen persönlichen Zweck gewesen wäre, dann hätte er mir bestimmt davon erzählt.
Ich sehe die restlichen Auszüge nach weiteren Zahlungen an MDO durch, aber da ist nichts zu finden.
Ich knie mich wieder hin. Mein Herz pocht. Hör auf, Gen. Du benimmst dich kindisch, paranoid, verrückt. Das Geld könnte für wer weiß was sein. Und ganz bestimmt ist es nicht genug, um einen Arzt dafür zu bezahlen, den Tod eines Kindes vorzutäuschen.
Es vergehen weitere Stunden, und ich bin erschöpft. Es finden sich Unterlagen zu Urlaubs- und
Weitere Kostenlose Bücher