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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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mit Telefonnummer –, die den Anrufer bittet, eine Nachricht zu hinterlassen. Ich zögere einen Moment lang, schalte aber kurz vor dem Signalton mein Handy aus.
    Mir ist übel, als ich das Stück Papier mit der Nummer darauf zerreiße und die Toilette hinunterspüle. Ich stecke mein Handy in meine Handtasche und gehe wieder ins Bett. Decke mich zu. Neben mir schnarcht Art jetzt leise.
    Ich versuche, Bilanz zu ziehen. Lucy O’Donnell ist unter dubiosen Umständen gestorben. Art hat jemandem direkt nach Beths Totgeburt fünfzig Riesen bezahlt. Jemand ruft ihn ständig an, und er hat mir nicht davon erzählt. Er und Hen glauben, ich verrenne mich in den Gedanken, Beth zu finden.
    Ich habe nichts Konkretes. Nichts, was mir in irgendeine Richtung einen Anhaltspunkt geben könnte. Keine meiner Fragen und Nachforschungen und Telefonate haben mich weitergebracht. Im Gegenteil: Ich lande immer wieder in einer Sackgasse. Was heißt, dass ich einen Schritt weiter gehen muss, handeln muss, statt an diesem Argwohn und diesem Nichtwissen zu ersticken.
    Am nächsten Morgen reißt das Telefon mich aus dem Schlaf. Ich kann die Uhr nicht sehen, aber draußen ist es hell und Art ist schon lange weg.
    »Mrs. Loxley? Mr. Tapps am Apparat.« Die Stimme des Mannes klingt geschäftsmäßig, sein Akzent leicht gekünstelt. Es ist die Stimme eines Mannes, der sich in seiner Haut nicht ganz wohlfühlt. »Sie haben gestern eine Nachricht für mich hinterlassen.«
    »Hi, äh, danke, dass Sie zurückrufen.« Ich richte mich im Bett auf, versuche, mich zu konzentrieren. Ich erkläre die Sache mit Beth, erwähne die Einäscherung vor acht Jahren. »Es muss kurz nach dem 11. Juni gewesen sein. Ich meine, wer immer damit zu tun hatte … mit unserem Baby …« Während ich rede, steige ich aus dem Bett und wandere zum Fenster, um die Vorhänge zurückzuziehen.
    »Ah.« Mr. Tapps hält inne. Als er weiterspricht, klingt seine Stimme weicher. »Es tut mir sehr leid, Mrs. Loxley, aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich dachte, es gehe um … manchmal hilft es den Menschen nach so einem Ereignis, mit jemandem zu sprechen, der direkt etwas mit der Angelegenheit zu tun hatte.«
    »Erinnern Sie sich …?«, frage ich. Ich bin immer noch nicht ganz wach, also schiebe ich das Fenster hoch und atme die frische Morgenluft ein.
    »Natürlich«, erwidert Mr. Tapps, und in seiner Stimme liegt großes Mitgefühl. »Ich habe mir die Unterlagen angesehen, als meine Assistentin sagte, Sie wären eine Kundin und … nun, wie schon gesagt, es tut mir sehr leid, aber aus irgendeinem Grund gibt es keine Aufzeichnungen darüber, wer den Leichnam Ihrer Tochter aufgebahrt hat.«
    »Keine Aufzeichnungen?« Ich bin jetzt hellwach. Eiskalter Wind dringt von außen herein, rüttelt am Fenster, pfeift mir um die Ohren. »Aber Sie erinnern sich an sie, Sie haben Unterlagen über die Bestattung?«
    »Wir haben Aufzeichnungen über alles«, sagt Mr. Tapps ruhig. »Wann der Leichnam hier eingetroffen ist, wann er aufgebahrt wurde … Die Einäscherung selbst fand kurz danach statt. Alle Daten und Zeiten sind hier festgehalten, aber nicht, wer von meinem Personal damit zu tun hatte.«
    »Ich verstehe.«
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Mrs. Loxley. Ich habe jeden gefragt, der damals hier gearbeitet hat. Keiner erinnert sich an diesen bestimmten Fall … dieses Kind. Es ist sehr lange her.«
    »Ich verstehe«, sage ich erneut. Dann kommt mir etwas in den Sinn. »Und was ist mit den Bestattungskosten? Haben Sie einen Nachweis darüber, wer dafür aufgekommen ist?« Aus irgendeinem Grund hoffe ich, dass er Dr. Rodriguez sagt, obwohl es viel wahrscheinlicher, viel logischer ist, dass Art sich darum gekümmert hat.
    »Für die Bestattung von Totgeborenen nehmen wir kein Geld, Mrs. Loxley«, sagt Mr. Tapp und klingt leicht verwirrt. »Das ist so üblich.«
    »Oh, natürlich. Entschuldigung.« Noch etwas, was mich daran erinnert, wie sehr ich damals den Kontakt mit der realen Welt verloren hatte. »Und danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
    Ich lege auf und schließe das Fenster. Setze mich im Schneidersitz aufs Bett, verliere mich in meinen Gedanken. Tapps ist eine weitere Sackgasse. Ich stütze den Kopf auf die Hände. Der Arzt, der meinen Kaiserschnitt gemacht hat, ist verschwunden, die Krankenschwester, die ihm assistiert hat, ist gestorben, und es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, wer sich um die Bestattung meines angeblich totgeborenen Babys

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