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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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in der Stadt getroffen, sodass es später werden würde. Ich ging bewusst nicht darauf ein, mit welchen »Mädels«, falls zufällig eine meiner Freundinnen beschloss, mich später zu Hause anzurufen.
    Im Pub tickt gemächlich die Uhr über dem Kamin. Wieder vergeht eine halbe Stunde, und draußen schwindet das Tageslicht. Lorcan und ich lesen in freundschaftlichem Schweigen die Zeitungen, die auf der Theke ausliegen. Eine ältere Frau taucht auf, und die Art, wie sie und der alte Griesgram, der uns vorhin bedient hat, miteinander umgehen, lässt darauf schließen, dass sie verheiratet sind. Die Frau zapft ein Bier, beugt sich dann über die Spüle und spült Gläser. Mr. Griesgram raunzt ihr etwas zu und geht durch die Hintertür hinaus. Ich sehe Lorcan an, und wir schlendern zur Bar hinüber.
    »Ruhiger Abend?«, sagt Lorcan.
    Die Frau schaut hoch. Ihr kurzes Haar ist braun gefärbt, doch der Ansatz schimmert grau. Sie hat ein starres Lächeln aufgesetzt, aber ich erkenne die Trauer über eine fade Ehe in ihrem Blick.
    »Ein wirklich schönes Pub«, sagt Lorcan und lehnt sich gegen die Bar. »Ich hätte erwartet, dass es hier voller ist.«
    Die Frau zieht die Augenbrauen hoch. »In der ersten Wochenhälfte ist es immer ruhig«, erklärt sie und schaut dann zu mir herüber. »Möchten Sie beide etwas essen? Heute Abend gibt’s Chili con Carne.« Sie lächelt, ein wärmeres, echteres Lächeln. »Um ehrlich zu sein, das bringt uns die Kunden. Wir bieten keine Auswahl, dafür aber Qualität.«
    »Vielleicht später«, sage ich.
    Lorcan jedoch nickt. »Ich nehme eine Portion.«
    »Wir hatten gehofft, wir würden hier Martin Rodriguez antreffen«, sage ich. »Wir sind von London hierhergekommen, um ihn zu besuchen, aber dummerweise habe ich seine Adresse und Telefonnummer zu Hause liegen lassen, und er steht nicht im Telefonbuch, deswegen …«
    »Oh, Martin kommt später sicher vorbei«, sagt die Frau mit einem erneuten Lächeln.
    Mein Herzschlag setzt aus, doch ich erwidere ihr Lächeln.
    »Ja?«, hake ich nach.
    »Oh, ja«, sagt die Frau. »Er isst hier fast jeden Abend. Ich schätze, er kommt sich ein bisschen einsam vor, wenn er in diesem großen Haus herumgeistert. Ich hätte ihm ein Vermögen an Haushälterinnen erspart, hat er mal gesagt. Ich dachte, er mache einen Witz, aber bei Martin weiß man nie.« Sie lässt ein kehliges Kichern hören, das ihr Gesicht verändert, ihre Züge weicher macht und sie zehn Jahre jünger erscheinen lässt. Ich erinnere mich an mein erstes Treffen mit Dr. Rodriguez – und daran, wie sehr mich die charismatische Autorität, die er ausstrahlte, beeindruckt hat.
    »Woher kennen Sie Martin denn?«, fragt die Frau.
    Die Frage ist harmlos, doch der Ton dieser Frau hat etwas Besitzergreifendes.
    »Er war mein Arzt«, sage ich. »Ist schon lange her, aber wir wussten, dass er hier in der Gegend lebt und …« Ich verstumme, denn ich weiß nicht mehr genau, welche Storys über Rodriguez ich hier in diesem Pub schon aufgetischt habe.
    »Ich glaube, er hat Sie sogar erwähnt«, eilt Lorcan mir zu Hilfe. »Erinnerst du dich? Martin hat uns mal von dem ausgezeichneten Essen hier erzählt.«
    Ich nicke zustimmend. Die Frau hinter der Bar schaut zufrieden drein, und ich sollte wohl auch zufrieden sein, Lorcans Hilfe erleichtert mir die Sache sehr. Doch kommen ihm die Lügen so leicht von den Lippen – ein, wie ich im Hinterkopf weiß, nicht sonderlich beruhigendes Persönlichkeitsmerkmal.
    »Martin wohnt also hier in der Nähe?«, frage ich so beiläufig wie möglich. »Ich habe überhaupt keinen Orientierungssinn.«
    »Ja, ja. Nur ein paar Minuten den Hügel hoch.« Sie lächelt. »Ich nehme an, Sie haben von dem Theater gehört, das der Gemeinderat wegen der Löwenstatuen gemacht hat. Auch wenn sie nicht mein Ding sind, es ist sein Grundstück. Deswegen haben wir seinen Antrag unterstützt, sie behalten zu dürfen.«
    Ich nicke und frage mich, wovon sie eigentlich spricht.
    »Ich werde eine Portion Chili für Sie machen, Sir.«
    Als sie im Hinterzimmer verschwunden ist, legt Lorcan seine Hand auf meinen Arm.
    »Sie geht fest davon aus, dass wir verheiratet sind«, sagt er leise. »Spiel das Spiel mit.«
    Ich spüre, dass ich rot werde, doch bevor ich antworten kann, wird hinter uns die Tür aufgestoßen, und mit dem Hauch kalter Luft dringt auch eine vertraute Stimme zu uns herein.
    »Kalt heute Abend, nicht wahr?« Es ist Dr. Rodriguez.
    Ich erstarre. Nach all dieser Zeit, all dieser

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