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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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antwortet Camilla atemlos. »Aber lass mich Siena rufen.«
    Sie sieht nervös aus. Ist meine Wut so offensichtlich?
    Ich drücke mit der Hand auf den Sensor, um die Tür zu öffnen. Wie alle Festangestellten hier habe ich das Privileg, mir mithilfe meines Handabdrucks Einlass verschaffen zu können. Die Glastür gleitet auf, und ich betrete den Korridor.
    »Warte, bitte …« Camillas Stimme wird erstickt, als sich die Schiebetüren hinter mir schließen. In dem offenen Bereich, von dem der Sitzungssaal und die Büros abgehen, befinden sich ein paar Leute. Sie sehen zu mir herüber, als ich vorbeigehe. Ich senke den Kopf und ignoriere sie.
    Ich sehe ihn, bevor er mich sieht. Er steht vor dem großen Tisch im Sitzungssaal und hält Hof. Drei Männer in Anzügen sitzen am Tisch und schauen ihn mit gespannter Aufmerksamkeit an. Art ist faszinierend, wenn er in seinem Element ist. Ich weiß, wie diese Männer, die ihn beobachten, sich fühlen … wie er es schafft, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie etwas ganz Besonderes sind.
    Einen Moment lang zögere ich. Ich bin in den vierzehn Jahren, die Art und ich uns kennen, noch nie in ein Geschäftsmeeting hineingeplatzt. Und dann sehe ich ihn wieder vor der Feuertür im Fair Angel stehen, unser Baby im Arm. Eine unbändige Wut steigt in mir hoch. Ich beiße die Zähne aufeinander und stoße die Tür auf.
    Art dreht sich in meine Richtung. Sein Gesichtsausdruck verrät Irritation – auch wenn er sie sorgfältig zu verbergen sucht –, die Erschrecken weicht, als er bemerkt, dass ich dort stehe. Die am Tisch sitzenden Männer sehen ebenfalls zu mir herüber, doch ich lasse Art nicht aus den Augen.
    »Ich muss mit dir reden«, sage ich ruhig. »Jetzt.«
    Art zögert. Aber nur kurz. Ich sehe, dass er die Alternativen abwägt. Er entscheidet sich, die Szene zu vermeiden, die folgen könnte, wenn er mir meine Bitte abschlägt, und dreht sich schnell zu den wartenden Männern um.
    »Bitte entschuldigen Sie mich«, sagt er mit mühelosem Charme. »Dies ist eindeutig ein Notfall.«
    Er durchquert den Raum, packt meinen Ellbogen und bugsiert mich aus dem Sitzungssaal. Die Leute starren uns nach, als Art mich durch den Korridor und in sein Büro führt. Er hält meinen Arm fest, bis wir drinnen sind. Dann lässt er mich los und schließt die Tür.
    »Was zum Teufel ist los, Gen?«
    Ich schlucke hart, versuche, meine Gedanken in Worte zu fassen. »Ich muss dich etwas fragen …«
    »Mich etwas fragen?« Art blinzelt nervös. »Weiß du, wer diese Männer sind?« Er deutet in Richtung Sitzungssaal. »Die Sonderberater des Premierministers, die mich – mich – um mehr Details zu den Strategien bitten, die ich beim gestrigen Meeting vorgeschlagen habe.«
    Das Licht von dem großen Fenster hinter ihm lässt seinen Kopf aussehen, als glühe er vor Hitze. Art schäumt vor Wut. Wieder durchfährt mich der Gedanke, dass ich trotz all unserer gemeinsamen Jahre keine Ahnung habe, wozu er fähig ist.
    »Es ist wichtig, Art.« Ich halte seinem zornigen Blick stand.
    » Was ist so verdammt wichtig?«, will er wissen. »Was musst du mich fragen?«
    Ich hole tief Luft. »Ich weiß, dass unser Baby lebend zur Welt gekommen ist, Art. Ich weiß, dass du sie mir weggenommen und mich belogen hast.«
    »Was?« Art starrt mich an. Seine Augen verraten nichts als Wut. » Das schon wieder? Herrgott noch mal, Gen. Wie kannst du mir das antun?«
    Er dreht mir den Rücken zu und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. Ich weiß nicht, ob er auf Zeit spielt oder ob er einfach versucht, sich in den Griff zu bekommen. Mit einem Mal fühle ich mich unendlich allein. Wie ist es möglich, dass ich hier stehe und meinen eigenen Mann eines so entsetzlichen Verbrechens anklage? Mein vorhersagbares Leben hat sich in einen Strudel von Elend und Verdächtigungen verwandelt, und ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll, kann kaum noch meine eigenen Gefühle ertragen.
    Ich wandere im Raum umher. Arts großes, luftiges Büro ist genauso wie sein Büro zu Hause – alles wirkt geordnet und doch ist nichts beschriftet. Dies ist eine perfekte Metapher für Art selbst, denke ich: auf der Oberfläche alles kunstvoll gestaltet; darunter alles versteckt und kontrolliert. Ich starre auf die Flasche Wasser und die Packung Kaugummi auf seinem Schreibtisch.
    »Ich muss die Wahrheit wissen.«
    Er dreht sich zu mir um. Seine Augen sind kalt, doch sein Mund zittert vor Erregung.
    »Wie kannst du es wagen?«, faucht er. »Ich weiß,

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