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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Wischtücher.«
    Mir hat es die Sprache verschlagen; ich stehe auf dem Gehweg vor der Kirche und schaue auf die klebrige weiße Masse, die mich überzieht, und frage mich, ob das wohl ein Zeichen ist. Genau in diesem Moment kommen Williams Eltern vorbei. Ich senke meinen Blick und hoffe, dass sein Vater mich nicht in diesem Zustand sieht, signalisiere Jules, dass wir uns dichter vors Auto stellen, aber er ist ohnehin viel zu sehr damit beschäftigt, seine Ehefrau zu gängeln, um es zu bemerken. Er ist eine breitere und imposantere Erscheinung, als ich ihn in Erinnerung habe, und seine Züge sind wie aus Stein gemeißelt: Eigentlich ist er ein gut aussehender Mann, doch dafür hat er zu viel von einem Raubvogel, der alles beherrscht, was er überblickt. Williams Mutter, eine schlanke, elegante Frau im gut geschnittenen taubengrauen Hosenanzug, trippelt hinter ihm her. Das hätte ich auch tragen sollen, Grau oder Marineblau, eine Farbe, die den Abgrund zwischen der Beerdigung und dieser Feier hätte überbrücken können, und plötzlich empfinde ich mein ganzes Erscheinungsbild als falsch, auch ohne den Überzug aus Erbrochenem.
    »Ich habe dich doch gewarnt, was den Verkehr um Bishop’s Stortford angeht«, sagt Mr. Harrington und dreht ruckartig den Kopf, damit er seine Frau streng ansehen kann. »Du hättest genügend Gelegenheit gehabt …«
    Als sie vorbeirauschen, flüstere ich Jules zu, wer sie sind, und mir wird ganz warm ums Herz, als ich an unsere eigenen hoffnungslosen Eltern denke, über die ich mich oft ärgern muss. Nie habe ich auch nur eine Sekunde daran gezweifelt, dass beide mich liebten, wohingegen ich mir nicht vorstellen kann, dass dieser Mann zu menschlicher Wärme in irgendeiner Form fähig ist. Seine Kinder wird er sicherlich aus Prinzip lieben, aber manchmal liegen zwischen einem Wort und dessen Bedeutung Welten.
    Als Nächstes entdecke ich Lola, die ihre ganze Familie im Schlepptau hat. Sie starrt mit großen Augen auf mein verklebtes Kleid, kommt dann jedoch auf mich zu und umarmt mich. Wenn es auch zu nichts anderem gut war, das Eis hat es wenigstens gebrochen.
    »Ach, du Arme«, sagt sie, und ihre natürliche Warmherzigkeit siegt über ihren Groll. »Haben wir irgendwas im Auto, Justin?«
    Und gleich darauf hilft sie Jules dabei, mich zu säubern, während ich ihren bezaubernden kleinen Jungs erzähle, was Nathaniel gemacht hat, und einen Augenblick fühlt das Leben sich normal an. Ich liebe diese Momente, diese kurzen Verschnaufpausen, die es mir erlauben durchzuatmen, aber gleich darauf setzt unweigerlich die Nachwirkung ein, und mein Körper spannt sich an, als würde er sich auf einen Schlag vorbereiten. Jules und Lola betrachten ihr Werk. »Du machst das schon«, sagt Jules und sieht mir fest in die Augen. Und dann ist es an der Zeit reinzugehen.
    William ist bereits in der Kirche und steht vorne mit seinen Eltern und seinen Schwiegereltern zusammen. Unsere Augen finden sich über die ganze Länge des Gangs hinweg, und wir erstarren beide einen kurzen Moment lang. Ich bin mir sicher, dass mein Gesicht ihm alles sagt, und ich kann nur hoffen, dass kein anderer es zu dekodieren vermag. Und was lese ich in seinen Augen? Ich erkenne den tiefen Schmerz, der in ihm steckt, die ungeheure Anstrengung, die nötig ist, um dieses Ereignis bis zum Ende durchzuziehen, aber womöglich könnte das auch jemand erkennen, der zufällig von der Straße hereinkommt. Vielleicht verfüge ich nicht über die besonderen Einblicke, die zu haben ich mir einbilde. Er kommt auf uns zu.
    »Olivia«, sagt er und haucht einen kaum spürbaren Kuss auf meine Wange. »Ich bin dir so dankbar, dass du gekommen bist, Julia. Und Madeline wird sich freuen, dass du die Jungs mitgebracht hast, Lola.«
    »Wo ist sie?«, frage ich mit hoher, falsch klingender Stimme.
    »Ich habe die Aufsicht meiner Schwester überlassen. Sie hat eine kleine Freundin von der Schule dabei, und wir haben Mühe, sie vom Messwein fernzuhalten.«
    Alle lachen höflich und schweigen dann.
    »Dann scheint sie ja Fuß zu fassen!«, meint Lola voller Besorgnis. Weil unsere Beziehung im Verborgenen stattgefunden hat, habe ich ganz vergessen, wie gezwungen und unnatürlich sich alle um ihn herum verhalten – allein das zu sehen, strengt an.
    »So weit, so gut«, sagt er heiter. »Aber jetzt muss ich euch Olivia leider entführen, ihre Dienste sind vorne in der Kirche gefragt.«
    Mich schaudert, als ich mit ihm den Gang hinuntergehe. Ich kann mich des

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