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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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machen.«
    »Abgemacht«, lacht Lola.
    Erst nach einer halben Ewigkeit gelingt es William und mir, ins Gespräch zu kommen. Er kommt auf Jules und mich zu und zieht mich geschickt beiseite.
    »Entschuldige«, sagt er mit einem Lächeln, das auch die Lachfältchen seiner Augen miteinbezieht. »Mir scheint, es sind Tausende von Gästen hier. Du siehst übrigens reizend aus.«
    Ich versuche mein Strahlen für mich zu behalten und murmele stattdessen leise danke, doch der Moment wird von Madeline gerettet, die, von einem Ohr zum anderen grinsend, plötzlich neben uns auftaucht.
    »Nathaniel mag mich wirklich sehr. Er hat zweimal gelächelt, und ich habe ihn mit Banane gefüttert.«
    »Das ist toll!«, bestätige ich. »Er lächelt nicht für jeden.«
    Dann taucht Williams Vater auf und bahnt sich seinen Weg in unser Grüppchen wie der Löwenpapa, der von seinem Beutezug zurückkehrt. William nimmt irgendwie eine strammere Haltung an.
    »Ich fand, das lief sehr gut«, sagt er und blickt in die Runde. Anschließend nimmt er Madeline ins Visier. »Gut gemacht, kleines Fräulein.«
    »Ohne Frage«, sagt William, und sein Kinn bekommt jenen harten Ausdruck, mit dem ich inzwischen schon recht vertraut bin. Es ist eins jener verräterischen kleinen Zeichen, die er nicht ganz kontrollieren kann. Ich hätte mich gern Lola zugewandt, die mit Justin neben uns steht. Aber ich möchte William auch nicht verlassen, obwohl er vielleicht genau das gerne hätte – zuckt seine Ader, weil ich mich im Dunstkreis seines Vaters befinde?
    »Ich finde es dennoch sehr schade, dass du dich nicht in der Lage gesehen hast, die Taufe in der Familienkapelle stattfinden zu lassen. Doch wenigstens deine Mutter scheint deine Logik zu verstehen.«
    Williams Augen funkeln vor Zorn, doch er hält sich zurück.
    »Wie gesagt, ich hielt es für wichtig, die Kirche zu wählen, in der Sally und ich geheiratet haben. Hauptsache ist doch, dass alles reibungslos vonstattenging.« Er wendet sich mir mit leuchtenden Augen zu. »Bist du eigentlich mit Olivia schon mal richtig bekanntgemacht worden, Pa? Sie war eine enge Freundin von Sally. Ich denke, du bist ihr vielleicht …« , er stockt ein wenig , »auf der Trauerfeier begegnet.«
    Sein Vater nimmt mich forschend in Augenschein, ohne auch nur einen Funken Wärme in seinem Blick. Eine Sekunde lang stelle ich mir vor, den Rest meines Lebens in dessen Reichweite verbringen zu müssen.
    »Natürlich«, sagt er und streckt mir seine große, kräftige Hand entgegen. Sie umfängt meine und stellt sofort klar, wer hier das Sagen hat, ehe sie so schnell, wie sie gekommen ist, wieder verschwindet, nachdem sein Interesse erloschen ist.
    »Olivia ist meine Patin«, sagt Madeline, fast als wollte sie mich vor dieser Gleichgültigkeit beschützen.
    »Das weiß ich doch.«
    »Das bedeutet, dass sie in meinem Haus bleiben kann, wann immer sie möchte. Letztens wurde sie sehr, sehr müde und hat dann in Daddys Bett geschlafen, und am Morgen habe ich ihr aus Hanni und Nanni vorgelesen.«
    Einen kurzen Moment lang ist es, als hätte jemand einen großen metaphysischen Pausenknopf gedrückt und den Lauf der Welt angehalten. Das entsetzte Gesicht von Williams Vater ragt über mir auf, sein Interesse ist nun wieder neu entzündet. Ein kleiner Rebell in mir würde ihm gern zwei Finger zeigen – um ihm zu sagen, dass er alles falsch verstanden hat und das, was wir miteinander geteilt haben, gut und wichtig ist –, aber dann sehe ich Williams gequältes Gesicht, und mein Kampfgeist verlässt mich. Mein Wagemut war nichts als dumme Hoffnung, die hier völlig fehl am Platz ist – das Kind in mir, das sich heimlich danach sehnte, durch die Wahrheit davon befreit zu werden, auf einem Lügengebilde eine Beziehung aufzubauen.
    »Wir werden darüber jetzt nicht sprechen«, sagt William mit erstickter Stimme. Er beugt sich zu Madeline hinab. »Willst du nicht noch etwas Kuchen essen?« Hätte er mich wenigstens angesehen und damit gezeigt, dass dieser Augenblick uns beide anging, hätte es vielleicht noch einen Weg zurück gegeben, aber stattdessen lässt er mich gedemütigt und verlassen allein. Ich fange Lolas Blick auf, die sich daraufhin wütend abwendet.
    »William?«, sagt sein Vater, als der Rest der Familie langsam wahrnimmt, dass es eine Störung gegeben hat. Wenn doch nur Jules hier wäre, aber sie ist gegangen, um Nathaniel frisch zu wickeln.
    »Ich ziehe es vor, jetzt nicht darüber zu sprechen«, sagt William fast flehend.

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