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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Geld dorthin geht, wo es am dringendsten gebraucht wird.«
    Ich beiße die Zähne zusammen, während die Wut in mir hochkocht. Hartnäckig wehrt sich ein kleiner Teil von mir noch immer dagegen, ihn die Chance, etwas wirklich Gutes zu tun, einfach wegwerfen zu lassen. Ich sehe ihn mit meinem warmherzigsten Lächeln an. Auf irgendeiner Ebene wird er das doch wollen, oder?
    »Ja, das wäre wunderbar, aber wir haben ein paar ausgezeichnete Regisseure an der Hand, die wir dafür einsetzen können. Geld auszugeben, um den bestmöglichen Film zu drehen, bringt uns auf lange Sicht mehr Geld ein.«
    »Und Sie glauben nicht, dass ich das auch will?«
    »Natürlich tue ich das!«
    »Dann haben Sie mich nicht verstanden«, sagt er mit einem angespannten Lächeln im Gesicht. »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich …« Ich überlege. Natürlich weiß ich, dass ich einen Rückzieher machen und meine Niederlage eingestehen sollte, indem ich mich vor Marys überlegener Weitsicht verneige, doch etwas hindert mich daran, das Ganze hinzuschmeißen. »Ich versuche nur, Sie zu beraten. Professionell.« Falscher Kurs – das sehe ich daran, dass sich alles in ihm sträubt, dass er sich bevormundet fühlt. Ich halte seinem Blick stand und suche in ihm den begabten Schauspieler ohne Starallüren, der sich hochgearbeitet hat und der mir so sympathisch war. »Wir können etwas ganz Erstaunliches hier bewirken, Flynn, wir können wirklich etwas verändern. Ich möchte doch nur, dass das fertige Produkt genauso tief empfunden ist wie Ihre Vision.«
    »Und wer könnte das besser liefern als ich?«
    Ich hätte besser einen Schlafsack mitbringen sollen. Drei Stunden sind vergangen, bis wir das Ende von Seite zwei erreicht haben. Flynn hinterfragt jede einzelne Zeile, doch ich weigere mich, mich tot zu stellen. Er wird immer wieder aufgefordert, ans Set zurückzukehren, geht aber nicht darauf ein. Beim dritten Klopfen reißt er die Tür auf, als würde man ihn foltern.
    »Ich werde hierbleiben, bis das erledigt ist«, knurrt er den unglücklichen Walkie-Talkie tragenden Regieassistenten an. »Ihr könnt mich nicht mit einem Terminplan kontrollieren.« Wenige Minuten darauf klingelt sein Telefon. »Das ist meine Agentin«, gibt er mir zu verstehen. Offenbar haben die Produzenten sie aufgescheucht, denn er wird rot im Gesicht, als er ihr zuhört. »Ich gehe ja schon«, schnauzt er. »Sie wissen doch, wie wichtig das für mich ist. Es ist ja nicht so, als würde ich nur einen Scheck ausstellen, warum können die Leute das nicht würdigen?«
    Der Blick in sein ernstes Gesicht sagt mir, dass er recht hat: In seiner Alice im Wunderland -Promiwelt kommt dies noch am ehesten einer verpflichtenden Aufgabe gleich. Aus der Nähe betrachtet, wirkt diese auf mich zunehmend wie ein riesiger Spielplatz mit Kindern in der Größe von Erwachsenen, denen jede Laune nachgesehen wird, bis sie kaum noch in der Lage sind, allein zu essen. Was mag geschehen, wenn etwas wirklich Schreckliches passiert, wenn der Himmel sich auf eine Weise von Blau nach Schwarz verfärbt, dass auch noch so viel Geld oder unterwürfige Assistenten es nicht mehr in Ordnung bringen können?
    »Sollen wir das zum Abschluss bringen?«, fragt er und sieht mich finster an, als wäre alles mein Fehler.
    Ich schaue mir die nicht mehr brauchbare Version des Skripts mit seinen zahllosen Ergänzungen und Gegenergänzungen an, das ich in Händen halte, und frage mich, wie ich da jemals durchblicken soll. Ich hätte einfach vor drei Stunden meine Niederlage eingestehen und das Lied mitsummen sollen, das er singen möchte – genau das hätte Charlotte getan. Vor meinem geistigen Auge taucht Mary auf, und fast spüre ich schon die Kälte, die sie ausstrahlen wird, wenn die Nachricht meiner letzten Idiotie sie erreicht.
    »Ja, gut. Geben Sie mir Ihre letzten Notizen.«
    Ich schreibe sie so sorgfältig ab, wie ich kann, obwohl die ekelhaft rührseligen Zeilen, die aus seiner Feder geflossen sind, in keiner Weise der Mut machenden Botschaft entsprechen, die ich rüberbringen wollte. Und dann sind wir endlich fertig.
    »Danke, dass Sie sich die Zeit dafür genommen haben«, sage ich. »Ich weiß, wie eng Ihr Terminplan ist.« Wieder sehe ich mir das Skript an, und die Aussicht auf die unmittelbar bevorstehende Freiheit lässt mich hoffen. Vielleicht ist es ja doch von Bedeutung und erreicht etwas da draußen in der großen schlechten Welt. Flynn betrachtet mich aus schmalen kalten Augen.
    »Es

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