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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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grummelte er: »Ja, so macht man das in unserem Alter, wenn man sich mag. Da heiratet man nun mal. Aber davon verstehen die jungen Leute ja nichts mehr. Die haben doch nur noch Beziehungsprobleme.«
    »Und ob ich was davon verstehe. Gerade eben hat mir mein Chef zum Beispiel einen Heiratsantrag gemacht.« Ups, das hätte mir jetzt vielleicht nicht so angeberisch herausrutschen sollen.
    »Wirklich? Haste dat jehört, Eckhart. Dat ist ja wunderbar, komm Mädsche, darauf trinke mer noch einen.«
    Eben genau deswegen.
    »Nicht zu voreilig, Nati. Und was haben Sie darauf gesagt?«, fragte Ecki. Ich schaute ihn zerknirscht an. Das war unfair, niederschmetternd, absolut deprimierend. Sogar Ecki schaffte es noch in seinem Alter, seiner ganzen Widerborstigkeit, seiner Kauzigkeit, die Frau zu heiraten, die zu ihm passte. Vermutlich hatte sie ihm sogar den Antrag gemacht, und er hatte nur so etwas gebrummt wie, ›meinetwegen, aber nur, wenn der Termin auf dem Standesamt außerhalb meiner Öffnungszeiten liegt‹. Und schon verbrachten sie den Lebensabend miteinander auf Mallorca. Und was machte ich? Ich baumelte irgendwo zwischen zwei Beziehungen. Zwischen Hannes und Tim. Zwischen dem, der mich fragte, und dem, der sich nicht getraut hatte, zu fragen. Ich konnte noch nicht einmal genau sagen, wer von den beiden der Dritte war. Betrog ich meinen Freund mit meinem Ex, oder hatte sich Hannes in eine Beziehungspause zwischen Tim und mir gedrängt? Gott, warum hatte ich keine Nati, die alles in die Hand nahm und Entscheidungen für zwei traf.
    »Haste nein jesaat?«, fragte Nati mitfühlend.
    »Nicht ganz …«, seufzte ich und wurde bei der Erinnerung an vorhin schon wieder rot. O mein Gott, hatte ich Hannes ernsthaft mit den Worten stehen lassen, »Das wäre auf jeden Fall eine Grundvoraussetzung dafür«? Ja, das klang nach mir. Er sagte: »Ich will dich heiraten und ich würde mich freuen, wenn du das auch willst.« Und ich hatte keine bessere Antwort parat als: »Das wäre zumindest eine Grundvoraussetzung dafür.« Ausgezeichnet. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? In erster Linie wohl gar nichts, das war ja das Problem.
    »Na ja, ich denke, ich habe nicht ganz das gesagt, was Hannes von mir erwartet hat«, erklärte ich kryptisch und schob Renate trotzdem mein Schnapsglas hin.
    »Richtig so, Kindchen, et es wie et es!« Ich hatte schon befürchtet, dass ich jetzt ein paar kölsche Stammtischweisheiten über mich ergehen lassen musste. Et kütt wie et kütt, et hätt noch immer jot jejange und wat fott es es fott. Aber zum Glück rettete Ecki mich davor und schickte seine Frischvermählte wieder in den Verkaufsraum, um Nachtisch zu besorgen.
    Ich leerte das Schnapsglas in einem Zug und schüttelte mich danach, so als könnte ich die Erinnerung an den Antrag damit ebenfalls abschütteln. Aber Ecki sah mich ernst an.
    »Sie können Tim nicht ewig hinterhertrauern.«
    Wenn er wüsste, was ich alles konnte. Aber ich nickte brav.
    »Oder ist Ihr Chef nicht der Richtige?«
    »O doch. Er ist toll. Er ist perfekt.«
    »Also? Was ist dann das Problem?«
    »Dass ich es nicht bin.«

Unperfekt
    Ich war sogar ziemlich unperfekt. Besonders am nächsten Morgen, als ich mit mindestens zwanzig Nägeln im Kopf und einem ziemlich ekelhaften Geschmack im Mund auf Hannes’ Sofa zu mir kam.
    Ich schlug die Augen auf und sah neben mir auf dem Couchtisch einen riesigen Berg von Chipstüten, Gummibärchen, Keksen, Erdnüssen und weißen Mäusen. Sofort war mir schlecht. Ich schloss die Augen schnell wieder und wagte erst, sie ein zweites Mal zu öffnen, als mir ein ermutigender Kaffeegeruch in die Nase stieg. Hannes stellte eine volle Tasse neben den Junkfood-Berg, und ich versuchte, mich mit partiellem Sehen auf die pechschwarze Brühe zu konzentrieren, um weiteren Übelkeitsanfällen vorzubeugen.
    »War ich sehr betrunken?«, krächzte ich heiser.
    »Nein.« Hannes beugte sich lächelnd zu mir herunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn, dabei musste ich doch nach einem ganzen Schnapsladen stinken. »Du hast mir die Chipsladung in die Hände gedrückt und mir versichert, dass du zwar eine nicht unwesentliche Menge Alkohol zu dir genommen hättest, es aber ganz bestimmt nicht so sei, wie es aussähe, wobei ich mir nicht sicher war, wie es denn aussehen sollte.«
    »Okay, wenn ich den Satz prophylaktisch einfüge, dann war ich sehr betrunken.«
    »Das tut mir leid, ich hoffe, es war nicht wegen mir?«
    Ich sah ihn irritiert an. »Ähm, nee?! Ich

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