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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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tieferen Kölsch auf: »Von wejen, Verstopfung, Eckhard. Da simmer noch nit ens zehn Schritt jejange, da mäht dä Harry sing Jeschäf direkt op dat Trottoir, is ja klar. Un welsche Jeck muss et dann wieder wegmache, ne ne ne …«
    Ich schaute Ecki überrascht an, aber den schien es nicht zu stören, dass sich ein kölsches Urgestein gefolgt von seinem müden Hund Harald dem Hinterraum näherte. Er rührte seelenruhig weiter in seinen Linsen, und das, obwohl er unerwünschten Besuch normalerweise noch in der Tür mit einem grollenden »Raus« verjagte.
    »Ähm, Ecki? Sie haben Besuch.« Aber ich sah ein, dass diese Warnung überflüssig war, als die kölsche Sing-Sang-Tante, die so kräftig gebaut wie ihre Stimme tief war, Ecki einen dicken Schmatzer auf die Wange drückte und ihn mit den Worten »Pass op, dat die Bockwöösch nit am Koche sin, Schatz« begrüßte.
    Ich konnte nicht anders, ich musste die beiden ununterbrochen anstarren, wie einen kalbenden Elefanten im Zoo. Irgendetwas war grundsätzlich falsch an diesem Bild, vor allem, als Ecki den Schmatzer der Frau auch noch mit einem liebevollen Küsschen auf ihre Lippen erwiderte und sagte: »Weiß ich doch, Schnubbelchen. Essen ist gleich fertig, holst du den Senf?«
    Wenn diese Frau sich nicht zu mir umgedreht hätte und mich mit einem schrillen, »Öm Joddes wille, jetzt han isch misch ävver erschrocke, Mädsche« angesprochen hätte, hätte ich mich fast wie im Millowitsch-Theater gefühlt. Der Schreck beruhte ganz auf Gegenseitigkeit. Aber dann krächzte ich doch noch mit ein paar Chips-Krümeln im Hals: »Hallo, ich bin Karina, eine Freundin …«
    Ecki ließ ein Brummen vernehmen.
    »… ehemalige Stammkundin von Ecki.«
    »Ach nee, dat Karinsche. Mensch Eckhart, da häzte och ens jet sare künne.« Sie strich sich ihre Hand an einer nicht vorhandenen Schürze ab und reichte mir dann dieselbige. »Hallo, Karina, schön dich kennenzulernen«, sagte sie plötzlich in astreinem Hochdeutsch. »Eckhart hat so viel von dir erzählt.«
    Wieder ein widersprechendes Brummen von Ecki, aber die Frau ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ich bin Renate. Aber alle nennen mich Nati.«
    Ich schüttelte Renate sprachlos die Hand und starrte immer wieder zu Ecki hinüber, der mir bewusst den Rücken zudrehte und akribisch jede Linse einzeln umrührte. War es ihm nun unangenehm oder egal? Seit wann hatte dieser alte, grummelnde, griesgrämige Menschenfeind denn bitteschön eine Freundin? Wie konnte er überhaupt so eine Frau wie Renate kennenlernen, geschweige denn in seinen Kiosk und dann in sein Leben lassen, ein siebzigjähriger Opa, der sogar seine Kunden lieber beschimpfte als bediente?! Renate wirkte schließlich nicht gerade wie eine scheue, verhärmte Witwe, die einen Mann gegen das Alleinsein in den Kontaktbörsen der Zeitungen suchte, und das war in meinen Augen die einzige Möglichkeit, wie Ecki eine Frau hätte kennenlernen können. Im Gegenteil, auf den ersten Blick würde ich sie für eine Eckkneipenwirtin halten. Mit sechsundsechzig noch so vital, dass sie die Männer an der Bar als kölsche Stimmungskanone reihenweise um den Finger wickeln, dabei locker zwanzig Kölsch in der Minute zapfen und mindestens zwei davon gleich selbst trinken konnte.
    »Och Mensch, dat freut misch ävver, dat isch disch noch kenneliere, ming Mädsche. Dat müsse mer ävver fiere. Isch hol uns glisch ne jode Droppe us dem Lade.«
    Und schon verschwand sie wieder im Verkaufsraum. Ich wandte mich Ecki zu, der betont langsam ein paar Teller aus dem wackeligen Unterschrank holte, auf dem die Kochplatte stand. »Ecki? Gibt es da vielleicht etwas, das Sie mir sagen wollen?«, zischte ich ihm leise zu und verkniff mir zum Glück noch ein »so kurz vor Ihrem Tod«.
    »Nein.«
    Der Mann konnte wirklich stur sein. » Sie haben eine Freundin? Ohne mir etwas davon zu erzählen?«
    »Sie lernen doch auch andauernd neue Männer kennen, ohne mir etwas davon zu erzählen.«
    Wie bitte? Was sollte das denn schon wieder heißen? Erstens lernte ich nicht andauernd neue Männer kennen, zweitens redete ich durchaus gelegentlich mit ihm über meine Beziehungsangelegenheiten, und drittens war eine neue Freundin in seinem Alter ja wohl etwas völlig anderes.
    »Ja, aber wie, was, warum, wieso? Wie ist das passiert?«
    »Das muss ich Ihnen doch nun wirklich nicht erklären.«
    Ich sah ein, dass aus Ecki außer Beleidigungen nichts herauszukriegen war. Aber das war auch nicht nötig. Denn als wir ein

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