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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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hakte ich überrascht nach.
    »Sie haben sich gerade getrennt, Tim hat eine neue Freundin, was sollten Sie sonst auf dem Herzen haben?«, fasste Ecki meinen Seelenzustand schmerzhaft präzise zusammen. Demnach hatte Tim ihn längst auf den neuesten Stand gebracht. Ich nickte betrübt.
    »Tut mir leid für Sie.« Mehr Mitleid war von Ecki nicht zu erwarten. »Aber ich habe jetzt einen wichtigen Termin.«
    »Sind Sie etwa krank?«, fragte ich besorgt, denn er verließ seinen Kiosk nur in äußersten Notfällen.
    Ecki zuckte mit den Schultern. »Ja, vermutlich. Wie geht es dem Kleinen?«, fragte er nun ebenfalls besorgt. Ecki liebte Kai über alles. Er sprang gelegentlich als Babysitter ein, wenn Tim und ich unsere Zeitpläne nicht aufeinander abstimmen konnten. Und gewissermaßen war er Kais einziger echter Opa, wenn man berücksichtigte, dass Chris genauso alt war wie sein Vater und Kais anderer Opa, mein Vater, sich mehr wie eine Oma benahm. Kai mochte den komischen Kauz und liebte es, seinen Kiosk durcheinanderzubringen, was Ecki überhaupt nicht störte. Kai war der Einzige, der sich bei Ecki alles erlauben durfte.
    »Kai geht es gut«, erwiderte ich eingeschnappt. »Aber wieso fragen Sie eigentlich nicht nach meinem Gefühlszustand?«
    »Weil Kai nur eine Mutter und einen Vater hat. Aber Sie werden schon wieder jemanden finden. Auf Wiedersehen.«
    Ecki tippte sich an seinen imaginären Hut und ließ mich alleine mit meinem Gefühlszustand zurück.

Ersatzmotor für die Familienkiste
    »Leksvik!«
    Hannes sah irritiert vom Schreibtisch auf und überlegte offensichtlich, ob ich mich versprochen hatte oder ihn mit einem neuartigen Schimpfwort bedachte und wenn ja, wie er auf so eine unverschämte Äußerung reagieren sollte. Zugegeben, die Phantasienamen der schwedischen Möbelkette eigneten sich nicht immer für einen ungezwungenen Einstieg in ein Versöhnungsgespräch. Deswegen erklärte ich schnell: »Für das Wohnzimmer«, und tippte mit dem Finger auf die Regale im Katalog, den ich auf seine Unterlagen gelegt hatte.
    »Hatten Sie nicht heute frei?«, fragte Hannes, unbeeindruckt von meinen Vorschlägen zu seiner Inneneinrichtung.
    Aha. Wir waren also wieder beim Sie. Dann musste mein Abgang wohl einen ziemlich schlechten Eindruck bei ihm hinterlassen haben und war nicht mit einem einfachen Einkaufsbummel wiedergutzumachen. Ich musste mir eine bessere Entschuldigung einfallen lassen. Aber Hannes kam mir zuvor.
    »Ich möchte mich bei Ihnen für mein aufdringliches Benehmen entschuldigen«, fuhr er gestochen fort. »Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Musste man bei ihm wirklich jedes Mal wieder von vorne anfangen?
    »Dich«, erwiderte ich trocken.
    »Wie bitte?«
    »Dich nicht in Verlegenheit bringen, und ehrlich gesagt, finde ich ›in Verlegenheit bringen‹ auch eine ziemlich altmodische Umschreibung für das, was wir getan haben.« Ich setzte mich in einen der bequemen Ledersessel, die er für Gäste bereithielt, und rollte damit an seinen Schreibtisch. »Ich heiße Karina, aber das kannst du ja in meiner Personalakte nachlesen. Ich werde bald sechsunddreißig, aber das steht auch in meiner Personalakte, und das erste Wort, das ich laut meiner Mutter im zarten Alter von einem Jahr geäußert habe, war Nein. Das dürfte nicht in meiner Personalakte stehen, aber was ich damit sagen will, ist, dass ich durchaus schon in der Lage bin, selbst zu entscheiden, was ich tue und was nicht.«
    Hannes sah mich amüsiert an. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich wollte dir damit auch nur sagen, dass es mir leidtut. Du wirst es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber ich hatte den Abend ganz anders geplant. Ich wollte einfach nur mit dir ins Kino gehen.«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Dann muss es wohl am Kino liegen. Vielleicht sind die Sitze zu hart, oder der Vorführer hat winzige Filmschnipsel in die Rollen geklebt, die eine unterbewusste Botschaft an unser Hirn senden.«
    »Ja, das wird es sein. Wir sollten den Vorführer verklagen.« Hannes lachte kurz, aber dann wurde er wieder ernst. »Trotzdem, ich versichere dir, dass ich ab jetzt keine Versuche mehr unternehmen werde, dich ins Kino zu locken.«
    Er lächelte mich an. Unsere Blicke trafen sich über dem zerfledderten Möbelkatalog, den ich regelmäßig gegen Liebeskummer durchwälzte, um meine neue Tim-lose Wohnung einzurichten, und in meinem Magen fing es an zu kribbeln. Was hatte es nur damit auf sich,

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