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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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sehen.«
    »Ach, hör auf zu schmollen!« Er hat ja vermutlich recht, aber jetzt geht es für mich ums Prinzip. »So läuft das im Geschäftsleben«, sagt Oscar mit einem Lächeln. »So einfach ist das.«
    »Okay, na schön, der Preis ist das Geschäft. Aber er hat sich doch bereits auf den Selbstkostenpreis eingelassen. Es ist sein Lebensunterhalt. Sieh dir das doch an«, sage ich und schleudere meine Arme wie vom wilden Affen gebissen in Richtung der Kühe. »Er versucht, eine Art Wunder zu erschaffen. Wenn die Welt ein großer, lebendiger Organismus ist, sollten wir alles daran setzen, dies zu unterstützen, im Wissen, dass es zu uns zurückkommt.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Äh, vom Gaia-Prinzip.«
    »Verstehe. Die Sache ist die, ich helfe ihm. Ich bringe ihm bei, worum es im Geschäftsleben geht. Da draußen ist eine große böse Welt, wo die Wölfe alle deine Schafe fressen, wenn sie Gelegenheit dazu bekommen. Er muss lernen, seine Leute zu beschützen.«
    Inzwischen sind wir am Auto angekommen, dessen Reifen sich tief in den aufgewühlten Schlamm gegraben haben. Er sieht mich an und hält mir seine ausgestreckte Hand hin, aber ich drücke die Wagenschlüssel fest an meinen Busen.
    »Manchmal«, sage ich, »manchmal scheint mir, du gibst dich absichtlich hartherzig. Als wäre dein Herz ein Adventskalender, dessen sämtliche Türchen du zugeschlagen hast, obwohl Heiliger Abend ist.« Meine Güte, was ist heute nur los mit mir?
    »Die Sache ist die, Fischmädchen, man muss die Türen geschlossen halten, sonst kommt nämlich« – Oscar senkt seine Stimme – »der große böse Wolf und stiehlt alle Schokolade.« Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst meinen Mund, als wäre er die köstlichste Schokolade, die ihm je angeboten wurde. »Aber sie sind ja nicht alle Zeit geschlossen. Für dich sind sie nie geschlossen.« Als er das sagt, gerät seine Stimme kurz ins Stocken, was lautstark die Wahrheit seiner Worte bestätigt.
    »Gut«, sage ich und streichele sein Gesicht, werfe den Motor an und verzichte darauf, ihm vorzuwerfen, dass auch er leichte Züge von Angus aufweist.
    Ich würde gern behaupten, dass wir die Autobahn entlanggerast sind und ich so sexy und flott am Steuer saß wie James Bond bei der Verfolgung eines bartzwirbelnden Schurken, doch in Wahrheit kamen wir nur stotternd voran. Ich spüre Oscars Frust, aber aus einem Wagen, der so klein und alt ist, lässt sich nun mal nicht mehr herausholen.
    »Fahr an den Rand«, sagt er. »Ich gebe mal Vollgas.«
    »Es ist Millys Auto! Außerdem fahre ich doch schon am Tempolimit.«
    »Genau das meine ich ja.«
    Mein Telefon läutet, und in der Hoffnung, dass es Milly ist, ziehe ich es unbeholfen auf meinen Schoß und drücke auf den Lautsprecher.
    »Du fährst doch nicht etwa Auto, Amber?«
    O nein.
    »Dom?«
    »Ja. Hat Steve der Schleimer dich erreicht?«
    »Kann ich dich zurückrufen, Dom?«
    »Die Wohnung ist durchgefallen. Ich meine, wir können erwachsenen Menschen keinen Vorwurf daraus machen, dass sie nicht im Oompa Loompa Tower wohnen wollen, aber ich kann es einfach nicht glauben. Eine Woche vor der Übergabe …«
    Ich versuche nicht zu lachen, als ich mir vorstelle, wie eine Truppe Oompa Loompas durch mein schreckliches Badezimmer in Avocadogrün marschiert. Das ist nun wirklich nicht zum Lachen, und schon gar nicht, wenn ich an mein überzogenes Konto denke: Ich sollte besser darauf achten. Vielleicht wird meine Sorge wegen der Wohnung aber auch überschattet vom Entsetzen, dass Oscar Doms dröhnende Stimme mithört.
    »So ein Mist« – ich wende mich an Oscar und lächele ihn entschuldigend an –, »so ein verdammter Mist. Ich muss dich wirklich zurückrufen, Dom.«
    »Ist das Millys Auto?«
    »Aber ja.«
    »Ich glaub es nicht, dass diese Schrottlaube noch immer fährt. Du kannst damit doch höchstens fünfzig fahren. Können wir nicht wenigstens darüber reden, wie wir den Schleimer loswerden?«
    »Natürlich müssen wir den loswerden. Aber, Dom, ich werde dich zurück …«
    »Sie müssen Ihre finanziellen Erwartungen zurückschrauben und dem momentanen wirtschaftlichen Klima anpassen«, sagt Dom in einer perfekten Parodie des verhassten Steve. »Da die Schokoladenproduktion jetzt rezessionsbedingt am Boden liegt, befinden sich die Oompa Loompas in einer echten Kreditklemme.«
    Wieso habe ich diesen Anruf noch nicht beendet?
    »Ich rufe dich später an, Dom.« Ich werfe wieder einen Blick auf Oscar, doch der starrt gebannt auf sein

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