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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Rechtfertigen konnte ich dies nicht wirklich, denn als er nach einer Zigarette griff und sie dann im Eierbecher ausdrückte, wurde mir klar, dass meine Liebe zu heftig war und ich ihn, anstatt ihn mit Samthandschuhen anzufassen, mit dem Vorschlaghammer bearbeitete.
    »Ich hoffe, dass wir keine Hoffnung benötigen«, meint Marsha abwehrend.
    »O, Hoffnung können wir alle brauchen«, sage ich und meine das auch so. Die Ehe ist die längste Langstrecke, ein Marathon und kein Sprint. Sie ist ein Garten, in dem sogar die widerstandsfähigsten Stauden gepflegt und gewässert werden müssen. Marsha und Peter stehen unter glücklicheren Sternen als die meisten anderen – sie lieben einander zärtlich, keiner von beiden ist auf der Suche nach dem schnellen Abenteuer, und selbst wenn sie es wären, müssten sie erst noch jemanden finden, der wie sie auf Cordsamt steht – und dennoch müssen auch sie den Boden bestellen. Ich werfe einen Blick in den Spiegel und schlucke die Welle der Selbstkasteiung hinunter, die mich angesichts meiner viel zu späten Erkenntnis dieser selbstverständlichen Wahrheiten überspült.
    »Dann also auf die Hoffnung«, sagt Marsha und drückt auf den Schalter. Die Lichter bringen mit ihrem warmen goldenen Schein den Rahmen des Spiegels zum Leuchten und darin das Spiegelbild ihres entzückten Gesichts. »Sie sind recht hübsch«, gibt sie zu und wendet sich dann an mich. »Ich danke dir, ich danke dir von ganzem Herzen. Ich weiß, du hast deinen Kopf unter das sprichwörtliche Fallbeil gelegt, und das weiß ich zu schätzen.«
    »Ich bin wirklich froh, dass ich das für dich tun konnte«, sage ich und drücke sie fest. Und ich freue mich wirklich. Für mich steht diese Aktion für einen Neuanfang, und Aktion ist das beste Gegenmittel, das ich gegen Selbstkasteiung kenne.
    »Jetzt die Kanapees«, sagt Marsha, um ja rasch wegzukommen von diesen widrigen Gefühlen, die sich eingeschlichen haben. »Kannst du mir garantieren und wirklich deine Hände dafür ins Feuer legen, dass von den Thunfischsashimi niemand Bauchweh bekommt und krank wird?«
    Nein! Was würde sie sagen, wenn ich sie fragte, ob eine Wurzelbehandlung einen ihrer Patienten umbringen könnte? Aber bevor ich Gelegenheit zu dieser Retourkutsche bekomme, lenkt mich Lydias schneidende Stimme ab.
    »Verzeih mir, wenn ich das falsch aufgefasst habe, aber ich dachte, ich hätte meine Position mehr als klargemacht. Alles, was sich unter 200 000 Pfund bewegt, ist eine Beleidigung.« Sie betritt steif, als hätte sie einen Stock verschluckt, und zielgerichtet den Raum. »O hallo«, sagt sie und zuckt fast zurück, als sie uns sieht. »Ich rufe dich zurück«, zischt sie und hängt auf.
    O Gott, o Gott. Wann wird diese zermürbende Verlegenheit endlich aufhören?
    »Hi, Lydia. Das ist meine Freundin Marsha.« Lydia mustert sie pikiert und bleibt an ihrem schlecht sitzenden champignonfarbenen Hosenanzug hängen, zu dem Marsha ein klobiges Paar schwarzer Schuhe trägt, die wie ein Paar Hufe am Ende ihrer Beine sitzen. Lydia trägt graue Seidenstilettos, die so hoch sind, dass sie auch vierhundert Pfund teure Stelzen tragen könnte. Ihre Eleganz lässt wie immer nichts zu wünschen übrig, aber ich wäre immer noch lieber Marsha. »Sie ist eine meiner ältesten und liebsten Freundinnen«, ergänze ich unnötigerweise, »und sie hält morgen hier ihren Verlobungsumtrunk ab. «
    »O ja, dieser Umtrunk«, sagt Lydia verschmitzt. »Ein wirklich tadelloses Timing.«
    »Ich denke, wir haben das alles unter Kontrolle«, sage ich, obwohl ich mir dessen gar nicht sicher bin. Tomasz hat eine Rote Armee von Polen für mich rekrutiert, aber die Herausforderung bleibt dennoch groß. Um den Aufwand möglichst gering zu halten, gibt es nur Kaltes, deshalb auch die verdächtigen Sashimi.
    »Nun, leisten Sie auch weiterhin gute Arbeit«, sagt Lydia in einem Ton, als würde ich einen Wohltätigkeitsbasar für Lernbehinderte leiten. »Nett, Sie kennengelernt zu haben, Moira.«
    »Ja, ebenfalls. Und ich heiße …«, sagt Marsha, doch Lydia ist schon durch die Tür. Marsha ist außer sich über Lydias ungehobeltes Auftreten, aber mich beunruhigt vielmehr, dass Lydia die ihr sonst eigene Coolness vermissen lässt. Diese offenkundige Feindseligkeit sieht ihr gar nicht ähnlich, normalerweise ist sie klüger, allerdings scheint sie die Tatsache, dass sie unterbrochen wurde, durcheinandergebracht zu haben. Was waren das für 200 000 Pfund, von denen sie sprach? Mir ist

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