Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
Vom Netzwerk:
weiß, dass er am Boden zerstört war. Und wenn ich es mir recht überlege, bin ich mir sicher, dass er sich seitdem von mir zurückgezogen hat. Er fand noch die richtigen Worte, entzog sich mir jedoch auf einer anderen Ebene. Ich schaue auf mein Telefon, das schweigt und keinen Posteingang ankündigt.
    »Vielleicht wartet er darauf, dass du ihm textest?«, sagt Milly.
    »Werde ich auch. Nun, ich werde ihm nicht texten, sondern eine richtige Nachricht mailen. Wenn er mich gelassen hätte, hätte ich noch eine Menge zu sagen gehabt. Aber ich warte, bis die Wogen sich geglättet haben. Ich werde warten, bis ich einen neuen Job gefunden habe. Ich kann nur hoffen, dass wir Oompa Loompa Towers bald verkaufen.«
    »Also, du weißt ja, dass du mir keine Miete zu zahlen brauchst, bis, oh, bis sie mit den Rollstühlen kommen und uns direkt zu unseren Rollstühlen im Pflegeheim bringen.«
    Ich lache, doch in dieses Lachen mischt sich Entsetzen. Es ist erbärmlich, sich in einer Beziehung die Antwort auf alles zu erhoffen, aber noch bin ich nicht ganz bereit dazu, mich in die Golden Girls zu verwandeln.
    »Wirst du ihn vermissen?«
    »Ja, das werde ich, ganz bestimmt sogar, aber …« Ich schäme mich zuzugeben, dass ich gleichzeitig auch erleichtert bin. Mir ist klar, dass ich gewissermaßen eine Rolle gespielt habe und La la la geschrien habe, um den inneren Dialog nicht führen zu müssen. »Er hat wahrhaftig Talent, Milly, er ist einer der Größten. Ich denke, du solltest ihm als Investorin erhalten bleiben. Du kannst für mich ein Auge auf ihn haben.«
    Milly bekommt einen leicht schnulzigen Augenausdruck, aber ich unterlasse es auch diesmal, sie auf ihre derart offensichtliche Schwärmerei anzusprechen. Mag sein, dass ihr diese gar nicht bewusst ist und es womöglich zur Wahrheit der menschlichen Natur gehört, dass wir vor lauter blinden Flecken froh sein müssen, überhaupt heil die Straße überqueren zu können.
    »Die Wahrheit ist schlicht und einfach, dass ich Doms wegen noch immer viel zu verwirrt bin. Ich nicht weiß, wo sein Teil der Rolle beginnt und mein Teil endet. Und vielleicht hätte es ohnehin nie funktioniert, aber ich muss den Punkt finden, wo sich das gut anfühlt.«
    »Ist das nicht wieder einer der unmöglichen Hochsprünge von Amber Price?«
    »Was meinst du damit?«
    Milly überlegt. »Es ist traurig, das ist die Wahrheit. Vielleicht wird es immer ein wenig traurig sein, aber es wird erträglicher werden. Wie wenn jemand stirbt.«
    Und wenn er nun stirbt? Wenn ich nun bei der Beerdigung wie ein Leprakranker ganz hinten stehen müsste, während eine hinreißende vollbusige Brasilianerin weint und Rosen in sein Grab wirft? Dieser Gedanke ist so lächerlich, und doch regt er mich wieder auf.
    »Was ist denn, Amber?«, fragt Milly und legt ihren Arm um mich.
    »Er wird sterben … eines Tages wird er sterben.«
    »Okay, das ist jetzt wirklich lächerlich. Du musst mit ihm reden.«
    »Es gibt nichts mehr zu sagen. Er ist darüber hinweg, ich nicht. Ich brauche die Scheidungspapiere und muss zusehen, wie ich klarkomme. Wenigstens wird er weg sein«, füge ich hinzu.
    »Ich kann deiner Analyse nicht ganz zustimmen. Ich habe ihn am Freitagabend genauestens beobachtet. Hast du nicht sein Gesicht gesehen, als Marsha ihre Rede hielt?«
    »Ja, ich denke, er konnte nicht glauben, dass ich eine so gute Freundin sein soll, wo ich doch eine derart lausige Ehefrau war.«
    »Nun hör aber auf! Er war gerührt, wie sehr sie dich schätzt. Er hat auch nicht nur sie angesehen. Du hast nicht mitgekriegt, wie er dich angestarrt hat.« Ich sehe sie zweifelnd an. »Ich meine es ernst. Sprich mit ihm.«
    »Ich kann mich nicht schon wieder demütigen.«
    Milly stöhnt frustriert. »Du bist die meiste Zeit völlig angstfrei. Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist!«
    »Es gibt nur eins, was ich jetzt tun muss, nämlich nach Hause fahren.«
    Und wie Dorothy im Zauberer von Oz nach Kansas zurückkehrt, packe ich meine Tasche und setze mich in den ersten Zug Richtung Norden.

Kapitel 16
    Dads üppige Frühstücke sind in unserer Familie legendär. Und es ist tatsächlich ein Wunder, dass wir bei diesen Unmengen von Fett, die wir in unseren prägenden Jahren zu uns genommen haben, alle so lange mit intakten Arterien überlebt haben. Ich war gestern Abend spät eingetroffen und hatte mich sofort in mein Teenagerbett fallen lassen.
    »Ein Würstchen oder zwei?«, fragt mich mein Vater und hält die Bratpfanne über meinen

Weitere Kostenlose Bücher