Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
Einleitung seine Hand unter mein Oberteil. Dabei verhält er sich aber nicht wie ein vom Testosteron gesteuerter Teenager, der sich nicht zu zügeln vermag. Nahtlos streift er mir die Kleider vom Leib und küsst mich unglaublich verführerisch. Selbst wenn ich es wollte, hätte ich nicht widerstehen können. Als ich nackt bin, ist auch er nackt, und er nimmt mich in seine Arme und trägt mich zu seinem Bett. Erst da bitte ich ihn um eine Verschnaufpause, weil ich so perplex bin, mich im Bett eines Mannes zu befinden, noch dazu dieses Mannes. Ich schaue zu ihm hoch, nehme seinen stämmigen Körper in mich auf, der so anders ist als Doms klapperdürre Gestalt. Als mir physisch klar wird, in welche Richtung ich mich bewege, beginnt die Welt sich wieder zu drehen, und ich frage mich, ob mein Draufgängertum auch anhalten wird.
Oscar scheint es zu spüren. Er streichelt, plötzlich ganz zärtlich, mein Gesicht. »Wie geht es dir?«, fragt er, und in dem Moment fühle ich mich gut.
Bis zu diesem Augenblick war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sexuell frustriert ich war. Der arme Mann. Nachdem ich mein Erinnerungsvermögen zurückgewonnen hatte, wollte ich ihn nicht mehr loslassen. Wir liegen im tintigen Halbdunkel, und ich versuche nicht daran zu denken, dass wir in dieser Nacht kaum mehr Schlaf bekommen werden. Er streicht mit seinem Finger über meine Schläfe.
»Was geht in deinem beeindruckenden Gehirn vor sich? Denkst du noch immer an die Kürbisse?«
Was in mir vorgeht, ist der Versuch, die Panik angesichts der Konsequenzen in Schach zu halten, die dieser Wahnsinn vermutlich nach sich zieht.
»Nein, die Kürbisse habe ich hinter mir.«
»Denkst du an meine Kürbisse?«
»Ich denke, es ist höchste Zeit, deine Kürbisse in Ruhe zu lassen.«
»Ja, vielleicht für heute Nacht. Aber nicht dauerhaft.«
»Aber, Oscar, was ist mit …«
»Es ist gut so. Jetzt mach dir nicht ins Höschen.«
»Hab mein Höschen seit über zwei Stunden nicht gesehen.«
»Es ist reizend. Ein schwarzes Nichts.«
Und damit döst er weg und lässt mich allein darüber nachgrübeln, was zum Teufel gerade passiert ist. Es dauert eine Ewigkeit, bis ich eine bequeme Lage gefunden habe, weil ich es zu sehr gewöhnt bin, allein zu schlafen, und es mir schwerfällt, mich einem anderen Körper anzupassen, geschweige denn einem so fremden. Schließlich drücke ich mich an seine schlafende Masse, mein Gesicht seitlich an seiner Brust. Und letztendlich finde ich es tröstlich, den Atem dieses großen mächtigen Manns über mir zu spüren. Denn ausgerechnet heute Abend käme ich im Alleinflug nicht zurecht …
Kapitel 8
Ich brauche gute zehn Minuten, bis mir nach dem Aufwachen wieder einfällt, wo ich bin. Meine Nase ist tief in Oscars Seite vergraben, mein Arm über seine Brust geworfen. Hoffentlich habe ich nicht gesabbert. Während ich noch überlege, wie ich mich am besten von ihm löse, regt er sich, beugt sich über mich und küsst mit unerwarteter Zärtlichkeit mein Haar.
»Guten Morgen, Fisch… Guten Morgen, Amber.«
»Morgen«, murmele ich mit weggedrehtem Gesicht, weil ich mich meiner Nacktheit, meines morgendlichen Atems und des Fetts schäme, das sicherlich in meinen Haaren klebt.
Er legt seinen Daumen unter mein Kinn und zieht mein Gesicht nach oben. »Sollen wir das noch mal versuchen? Guten Morgen, Amber. Möchtest du eine Tasse Kaffee?«
»Guten Morgen, Oscar«, sage ich und muss gegen meinen Willen kichern. »Das wäre entzückend.«
»Gut, dann mach mir einen mit, wenn du schon dabei bist.« Unglaublich! »War ein Scherz«, sagt er, als er meine wütende Miene sieht. »Bin in fünf Minuten zurück.« Er rollt sich aus dem Bett und scheint sich in seiner Nacktheit sehr wohlzufühlen. Er greift nach einem grauen Morgenmantel aus Waffelpikee, der an der Tür hängt, und hantiert in der Küche. Ich höre, wie er Kaffeebohnen mahlt und Milch mit der Maschine aufschäumt. Was Beziehungen angeht, mag er vielleicht kein Idealist sein, aber wenn es um Kaffee geht, weiß er genau, was er will. Ich erzähle ihm lieber nicht, dass ich den Tag sehr oft mit Instantkaffee beginne. Er kommt zurück mit zwei Tassen auf Untertassen und stellt eine davon neben mich.
»Ich warne dich, der ist stark wie Raketentreibstoff. Aber das wird heute ein harter Tag, ich brauche alles, was in dir steckt.«
»Ich sag das nur ungern, aber ich denke, du hast schon alles bekommen, was in mir steckt«, erwidere ich und ziehe mir das Laken etwas fester
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