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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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…«
    »Nur?«
    »Ein ganz allgemeines Gefühl, dass die menschliche Existenz sinnlos ist und man sich vergebens abstrampelt.«
    »Ich verstehe, eine ausgewachsene existenzielle Krise.« Ich drücke ihr die Hand und versuche sie zum Lächeln zu bewegen. »Genau, und das bedeutet, dass nichts ist.«
    Sie schafft es, ihre Mundwinkel ein wenig nach oben zu ziehen, wobei sie die Strickjacke noch enger um ihre schmale Gestalt zieht, und ich überlege, was ich tun soll. Ich kenne sie, seit wir OshKosh-Latzhosen aus Cord für ein Modestatement hielten, und sie hatte immer einen Hang zu Trübsal und Schwermut.
    »Ich weiß, es ist doof, Amber, und ich möchte es auch nicht darauf schieben, dass ich Single bin. Vielleicht lerne ich ja tatsächlich mal jemanden kennen, der nicht jeden Tag seinen Kick davon bekommt, dass er Pferde einschläfert, aber ich habe einfach das Gefühl, dass da ein bisschen zu viel zusammenkommt.«
    »Was denn?«
    »Diese ständige Tretmühle. Arbeiten, sich mit irgendwelchen Individuen verabreden, rechteckige Plastikessen bei Marks & Spencer kaufen.« Jetzt lächelt sie wirklich. »Abgesehen von den Tagen, an denen du freihast und mich vor mir selbst rettest.«
    Schuldbewusst gestehe ich mir ein, dass ihr sehr oft nur die rechteckige Plastikoption bleibt. Ich erhebe mich und ziehe sie an der Hand auf die Füße.
    »Amelia Arbuthnot, hiermit rette ich dich offiziell vor dir selbst. Diese Strickjacke muss ausgeführt werden. Komm mit mir, ich lasse dich keinesfalls hier allein zurück. Mit der grundlegenden Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz können wir uns unterwegs beschäftigen. Und ich kann dir detailliert erzählen, warum ich es gestern Nacht nicht geschafft habe, nach Hause zu kommen.«
    »Ich weiß nicht recht, ob ich … Und außerdem ist es doch ein formelles Abendessen.«
    Ich knuffe sie. »Kein Aber. Sie können sich einen Stuhl ausleihen, und wir teilen uns meine Portion. Ehrlich gesagt ist das ein Segen, Beth kann nämlich überhaupt nicht kochen.« Ich sehe, dass sie schwankt, allerdings noch nicht ganz bereit ist. »Nun komm schon, Milly, ich will ja deine Gefühle gar nicht kleinreden, aber ich weiß, dass Grübeln auch nicht weiterhilft. Vertrau mir, ich bin Ärztin.«
    Ich habe sie überredet, und bei laut aufgedrehter Musik von Beyoncé klatschen wir uns Make-up ins Gesicht. Meine Motivation ist nicht ganz altruistisch – ob schwermütig oder nicht, ich bin froh, Begleitung zu haben. Es ist zwar eine Stufe niedriger als ein Ehemann, doch wenn ich’s mir genau überlege, habe ich lieber Milly an meiner Seite als diesen betrügerischen Drecksack. Nicht darüber nachdenken, nicht darüber nachdenken … Zum Glück piept sich ein aufreizender Text von Oscar seinen Weg durch den elektronischen Äther, bevor ich zu obsessiv werde.
    Als wir schließlich im Taxi sitzen (dank Millys Angebot), versuche ich, ein wenig tiefer zu graben.
    »Ist irgendwas vorgefallen?«
    »Nein, nicht wirklich.«
    Ehrlich gesagt fühle ich mich ein wenig überfordert, wie immer. Allgemeiner Kummer ist nicht wirklich mein Ding: Wenn ich mich elend fühle, dann aus einem spezifischen klaren Grund und nicht, weil mich ein Nebel aus Traurigkeit umgibt. Und selbst dann ist es Kummer und keine Depression. Depression klingt für mich nach einem morastigen Marschland, einem Sumpf, der einen gegen seinen Willen nach unten zieht. Der Kummer mag kalt und scharf sein, aber man kann ihn wenigstens schwimmend bewältigen, sich darin bewegen, bis man erschöpft auf der anderen Seite zusammenbricht.
    »Das stimmt offen gestanden nicht ganz …«
    Ich bin erleichtert. Wenn es einen Grund gibt, dann gibt es auch eine Lösung. »Was war es? Du kannst es mir erzählen.«
    »Es hört sich alles so schrecklich an. Du wirst … du wirst mich sicher für eine verzogene Kuh halten.«
    »Niemals würde ich das von dir denken!«
    Sie hält inne und sieht mich an. »Es ist nur, ich habe diesen großen Batzen Geld bekommen, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte.« Sie betrachtet mein erwartungsvolles Gesicht. »Du siehst ja, es ergibt keinen Sinn! Es ist armselig.«
    » Das ist der Grund, weshalb du unglücklich bist?«
    »Gewissermaßen. Ich saß einfach da und starrte auf mein Bankkonto, und mir wurde ein wenig übel. Es ist wirklich leicht obszön. Ich werde einen großen Teil davon an Oxfam geben, auch wenn mein Vater dann wütend auf mich wird.«
    »Ich begreife immer noch nicht, warum dich das traurig macht.« Ich wünschte, es

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