Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
Restaurant macht.«
»Wenn der Laden dann noch läuft«, sagt Oscar und wirft ihr einen kurzen Blick zu. Er schlägt mit seiner Hand auf die Arbeitstheke. »Wieso unterstützen sie mich erst, wenn sie dann doch nicht genug Vertrauen in mich haben, mich das machen zu lassen, wofür ich bezahlt werde?«
»Was ist passiert?«, frage ich und werfe einen schuldbewussten Blick auf Marshas Pasta. Dies kann man kaum als lustigen Mädchenabend bezeichnen. Wieder einmal habe ich sie enttäuscht.
»Freudige Nachrichten und Hiobsbotschaften«, sagt er und schwingt dabei seine Arme zur Demonstration. Würde ich ihn nicht kennen, hielte ich ihn für betrunken. Gewissermaßen ist er das auch, trunken vor Wut. »Würdest du an dein Telefon gehen, wüsstest du es schon. Erstens haben wir die Bestätigung bekommen, dass wir in der engeren Auswahl für den Restaurantpreis des Evening Standard sind.«
»Das ist doch fantastisch!«, sage ich. Das ist es wirklich. Das ist genau der Auftrieb, den das Ghusto für sein Profil benötigt. Marsha fixiert Oscar weiterhin aufmerksam.
»Danke!«, sagt Oscar. »John Follett scheint das allerdings nicht so zu sehen. Er will sich mit seiner Investition nach wie vor herausziehen. Wenn wir in den nächsten vierzehn Tagen keinen neuen Geldgeber finden, gibt es uns in drei Monaten schon nicht mehr. Wie soll ich denn meine beste Leistung bringen, wenn ich jeden Pfennig umdrehen muss? Arschloch!«
Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, ihn daran zu erinnern, dass diese Art von Unsicherheit der Preis ist, den man zahlt, wenn man so etwas allein auf die Beine stellt.
»Aber da du jetzt in der engeren Auswahl bist, werden die Geldgeber doch Schlange bei dir stehen, oder?«
Oscar schüttelt den Kopf und sieht mich an, als wäre ich ein wenig beschränkt. »Sagt dir der Begriff globale Rezession etwas, Fischmädchen?« Er kann einen zur Weißglut bringen.
»Ja, offensichtlich …«, beginne ich, bevor Milly mir ins Wort fällt.
»Ich mache es!«, schreit sie mit leuchtenden Augen und geröteten Wangen.
»Milly …«
»Nein, es ist mir ernst. Es ist mir peinlich, das zuzugeben, Oscar, aber ich habe Geld herumliegen, das ein gutes Zuhause braucht. Es bringt ohnehin keine Zinsen, und ich möchte auch nicht versehentlich Waffen für Diktatoren kaufen.«
»Mit erneuerbaren Energien kann man gutes Geld verdienen«, meldet sich Marsha zu Wort, doch keiner außer mir würdigt ihren Beitrag.
»Lassen Sie mich das machen«, sagt Milly emphatisch. »Ich möchte nicht kriecherisch erscheinen, aber dass Sie ein Genie sind, so viel steht fest. Und außerdem« – dabei sieht sie mich an, und ihre grenzenlose Zuneigung steht ihr ins Gesicht geschrieben – »habe ich Amber noch nie so begeistert in einem Job erlebt. Sie hat sich immer den Arsch aufgerissen, aber für Sie arbeitet sie voller Hingabe. Und wenn ich das unterstützen kann, dann finde ich, sollte ich das unbedingt tun.«
»Moment mal«, sage ich und ernte dafür einen mürrischen Blick von Oscar. »Das ist unglaublich reizend von dir, aber du musst dir über die Risiken voll und ganz im Klaren sein. Es ist eine weitreichende Entscheidung.«
»O, ich bin also ein Risiko?«
»Doch nicht du im Besonderen! Jeder Start ist ein Risiko.« Er zieht sich bockig vor mir zurück und nimmt einen weiteren Schluck aus seinem Glas.
»Ja, natürlich müssen wir die Zahlen anständig durchgehen und meinen Finanzberater ein Auge darauf werfen lassen. Aber es wäre eine Tragödie, wenn das Ghusto den Bach runtergehen würde. Und es steht außer Frage, dass ich was Sinnvolles tun möchte.«
Mit ihrem Geld oder überhaupt? Das klingt jetzt ganz nach Marsha, aber mich besorgt die Veränderung, die sie damit ausgelöst hat. Oscar strahlt von innen heraus. Er geht um den Tisch herum und schließt sie in seine Arme.
»Sie schickt der Himmel«, sagt er. »Sie sind wirklich ein Gottesgeschenk. Eine Runde Applaus für das Mädchen!«
Wie immer gehorche ich und kriege auch mit, dass Marsha sich uns zögerlich anschließt. Ich versuche meine Bedenken zurückzudrängen und mich auf das Positive zu konzentrieren, habe dabei allerdings im Hinterkopf, dass man Berufliches und Privates besser trennen sollte. Den Untergang des Ghusto könnte ich nicht verkraften, aber ich hoffe dennoch darauf, dass in letzter Minute doch noch ein Geldgeber auf seinem weißen Streitross um die Ecke galoppiert kommt.
»Ich sollte jetzt wirklich gehen«, sagt Marsha und schluckt den letzten Bissen
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