Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
grad mal wieder seinen g’spinnerten Tag und hält sich für einen begnadeten Künstler. Soll erst mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Mir verschweigt der nix. Der nicht. Kommen Sie mit?«
Kapitel 17
Hingebungsvoll bürstete Luck Reschreiter das Fell der frisch ausgestopften Minnie. Alles an ihr stimmte, nur die Augenfarbe nicht. Er hatte auf die Schnelle keine grün-braunen Glasaugen bekommen können, deshalb würde Minnie nun mit halb geschlossenen hellblauen Augen und übergroßen Pupillen auf ihr Frauchen oder in den Fernseher blicken – je nachdem.
Obwohl die Schritte des Bürgermeisters unüberhörbar waren, tat er so, als nähme er sie nicht wahr, und kümmerte sich um die tote Katze. »Gell, Minnie, heut darfst wieder heim zu deiner Luise, und da wirst dann nie wieder weglaufen.«
Er sprühte sie mit einem Insektizid ein.
»Reschreiter«, polterte Waldmoser los. »Du sagst uns jetzt sofort, wer dir die Sache mit den Patronenhülsen angeschafft hat.«
Lukas Reschreiter räusperte sich. »Gar nix sag ich.«
Markus Waldmoser blieb wie vom Donner gerührt stehen. Das hatte er offensichtlich nicht erwartet. Und das Ganze auch noch von seinem Angestellten und vor Publikum. Vielleicht hatte er sich ja verhört.
»Hä?«
»Gar nix sag ich«, wiederholte sein Wildhüter.
Hilfe suchend blickte der Bürgermeister sich um.
»Eben«, sagte Franziska. »Uns hat er nichts erzählt, und Ihnen sagt er auch nichts.«
»Und nun?«, wollte Waldmoser wissen.
»Aus ihm rausprügeln werden Sie’s nicht können«, stellte Schmiedinger klar.
»Das wollen wir doch mal sehen.« Markus Waldmoser schnappte nach Luft und drohte seinem Mitarbeiter: »Wenn du mir nicht augenblicklich sagst, was diese Vorstellung mit den Hexenfingern da sollte, hab ich kein Vertrauen mehr zu dir, und einen, zu dem ich kein Vertrauen mehr hab, kann ich auch nicht weiterbeschäftigen.«
Der Tierpräparator blieb ungerührt, besprühte erneut die ausgestopfte Katze und kreuzte gelassen beide Hände vor seinem weißen Kittel. Es waren ungewöhnlich große und rote Hände. Franziska musste husten und hielt sich ein Taschentuch vor die Nase.
»Also? Ich höre.« Waldmoser blieb vor Reschreiter stehen. Dieser jedoch presste demonstrativ seine Lippen aufeinander. »Nun sag’s schon, Luck. Ist doch nichts dabei. Ist doch nichts Schlimmes, für die Kinder ein paar Hexenfinger zu verteilen und in einem Garten auszulegen. Dafür sperrn wir dich ned gleich ein.« Das Gemeindeoberhaupt schlug zur Abwechslung einen sanften und versöhnlichen Ton an.
Doch sein Wildhüter blieb stumm.
»Wir sind davon überzeugt, dass die Patronenhülsen eine Straftat verdecken sollen«, mischte Franziska sich nun ein. »Also, derjenige, der Sie dazu angestiftet hat, die Hexenfinger zu verteilen, weiß, wer den tödlichen Schuss auf Herrn Hellmann abgegeben hat. Er war es möglicherweise sogar selbst. Und das wiederum heißt, dass Sie den Mörder kennen. Sie machen sich strafbar, wenn Sie nicht aussagen.«
»So ein Schmarrn!« Reschreiter blieb gelassen.
»Gut, wenn Sie es nicht anders wollen …« Franziska reichte ihm ihre Karte und stellte klar: »Dies ist eine Vorladung. Ich seh Sie morgen früh um neun in meinem Büro. Sollten Sie nicht erscheinen, werden Sie von meinen Kollegen abgeholt und dem zuständigen Richter vorgeführt. Ich bin sicher, dass der eine Beugehaft erwirken wird. Da wollen wir doch mal sehen, wer hier den längeren Atem hat. So geht es ja nun auch nicht.«
Stumm sah Reschreiter an ihr vorbei auf seine Wandregale, als erwarte er von den dort erstarrt hockenden Tieren so etwas wie eine Solidaritätsbekundung. Eine Elster schien verschwörerisch mit ihren blaugeränderten Schwungfedern zu rascheln. Aber wahrscheinlich war das nur ein Luftzug.
»Kommen Sie!«, sagte die Kommissarin an den Bürgermeister gewandt. »Es gibt noch andere Baustellen.«
»Allerdings.« Dennoch konnte es sich der Bürgermeister nicht verkneifen, erneut laut und vernehmlich klarzustellen: »Das Ganze wird ein Nachspiel haben, das ist g’wiss.«
Adolf Schmiedinger ließ sich vom Bürgermeister vor seiner Dienststelle absetzen. Beim Aussteigen bemerkte er mit einem Blick auf die Kommissarin: »Der Reschreiter ist jetzt also Ihre Sache, gell? Ebenso wie die Brunner Malwine. Ich geh dann mal an mein Tagesgeschäft. Vor lauter Mordermittlungen kommt man ja hier zu nichts.«
»Ist gut, Kollege, ich melde mich später bei Ihnen.« Franziska gab ihm
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