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Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Schröger , Katharina Gerwens
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weitergewachsen und höher und dichter geworden und im Vergleich zu einer Eiche, Buche oder Kastanie, ja möglicherweise sogar aus Sicht eines Pfaffenhütchens, umfasste so ein Menschenleben nur eine winzige Zeitspanne.
    »Der Hund ist im Garten«, riss Schmiedinger sie aus ihren Gedanken. »Der hat ihm ein richtiges Gehege gebaut, mit Auslauf und Hütte zum Schlafen. Hat alles mit Malwines Kleidern gepolstert. Scheint doch ein ganz patenter Kerl zu sein, der Knecht.«
    »Aber wo steckt er denn nun, Ihr Knecht?«
    Schmiedinger hob die Schultern.
    »Vielleicht ist er ja gar kein Knecht, sondern ein Untermieter, der hier wohnt und von hier aus jeden Tag zur Arbeit fährt. Ein entfernter Verwandter möglicherweise«, gab sie zu bedenken. »Hat er Ihnen eigentlich gesagt, was er hier macht?«
    Schmiedinger schüttelte den Kopf. Tatsächlich fragte er sich die ganze Zeit schon, was und worüber er gestern eigentlich mit dem jungen Mann geredet hatte. Sie hatten eine Stunde nebeneinander in seinem Dienstwagen gesessen, und die Fahrt war keineswegs schweigend verlaufen. Aber in Erinnerung geblieben war ihm nichts außer dem ohnmächtigen Gefühl geteilter Trauer.
    »Aber die Verwandtschaftsthese schließen Sie aus?«
    Er nickte. »Das hätt er mir doch sagen können, denn dann wär ja jetzt dieser Meinrad für Malwines Bestattung zuständig und ned der Bürgermeister, also ned die Gemeinde.«
    Sie gingen ein paar Schritte über den Hof und standen plötzlich vor einem kleinen Zelt, das über einem Loch von etwa vierzig Zentimeter Durchmesser errichtet worden war.
    Fachmännisch umkreiste der Polizeiobermeister Zelt und Loch. »Das könnt das Bohrloch sein, von dem ich Ihnen schon erzählt hab. Vielleicht ist doch was dran an der G’schicht!« Er schüttelte den Kopf. »So ein deppertes Zelt nutzt aber gar nix, wenn er nicht auch noch ein Warndreieck davorstellt. Hat doch jeder in seinem Auto.«
    »Apropos Auto«, unterbrach Franziska ihn. »Was ist mit Malwines Wagen?«
    »In der Garage steht er, wo der Meinrad ihn gestern hat abstellen sollen«, verkündete Adolf Schmiedinger beflissen. »Das hab ich natürlich als Erstes gecheckt. Geklaut hat der Meinrad den nicht. Hätt er ja leicht machen können, ich hab ihm nämlich den Schlüssel ned abg’nommen. Da sieht man scho wieder, wie durcheinand ich g’wesen bin – soll ich mal schaun, ob da ein Warndreieck drinnen ist? Die Malwine war mit solchen Sachen immer sehr genau. Sogar der Joschi hat sich anschnallen müssen, wenn er vorn neben ihr auf dem Beifahrersitz saß, also hat s’ den Sicherheitsgurt durch sein Halsbandel g’zogen.«
    Als er seinen Namen hörte, begann der Beagle erneut zu bellen. Er sprang Franziska freudig entgegen. Seine gelbrote Leine war wie eine Girlande um eine hölzerne Hundehütte gewickelt worden. Sie leinte ihn an und ging mit ihm zurück zum Loch.
    »Frau Kommissarin, soll ich nun nach dem Dreieck suchen oder ned?« Schmiedingers Stimme klang gereizt.
    Sie streichelte den Hund. »Ja, machen Sie nur. Ein Warndreieck schadet auf gar keinen Fall.«
    Franziska schob das Zelt beiseite, und Joschi beschnüffelte die Ränder des Loches. Es war etwa zwei Meter tief und erinnerte die Kommissarin an Fallgruben, die sie als Kind mit ihren Freundinnen ausgehoben hatte. Nun hielt sie ihre Nase über das Loch und schnupperte. Kein Schwefel, keine heißen Dämpfe – nichts, was medizinisch oder nach Apotheke oder überhaupt gesund roch. Aber ein anderer Duft stieg ihr in die Nase und weckte unangenehme Erinnerungen.
    In dieser Sekunde entdeckte sie am Rand des grauen Zelts etwas Weißes, von dem offenbar der penetrante Geruch ausging: Es war eine mit zwei Büroklammern an die Zeltplane geheftete Visitenkarte. Die Schrift war so groß, dass sie gar nicht erst nach ihrer Lesebrille fahnden musste. In Druckbuchstaben stand dort: »Eigentum der Gemeinde Kleinöd. Missbrauch wird strafrechtlich verfolgt.«
    Als sie die Karte umdrehte, entdeckte sie auf der Rückseite das Dorfwappen von Kleinöd und daneben den Namen des Bürgermeisters: Markus Waldmoser. Das hätte sie sich ja denken können! Sie pfiff anerkennend. Der hatte wirklich äußerst schnell reagiert. Aber was war mit Missbrauch gemeint?
    »Hey, wussten Sie, dass der Hof schon konfisziert ist? Ihr Bürgermeister hat alles, was hier kreucht und fleucht, unter seine Fittiche genommen. Wahrscheinlich auch den Hund.« Sie streichelte Joschi.
    »Was sagen S’?« Adolf Schmiedinger kam mit einem

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